Ein Jahr Artenvielfalts-Förderung in Contwig Neues Paradies für Bienen und Schmetterlinge

Contwig · Untere Naturschutz­behörde, Nabu Zweibrücken und Daniel-Theysohn-Stiftung ziehen ein positives Zwischenfazit des vor 15 Monaten in Contwig gestarteten Projekts zur Förderung der Artenvielfalt.

 Die vielen Wildblüten des Biodiversitätsprojekts bei Contwig wirken auch der wachsenden Insektenarmut entgegen.

Die vielen Wildblüten des Biodiversitätsprojekts bei Contwig wirken auch der wachsenden Insektenarmut entgegen.

Foto: Christoph Domke/NABU Zweibrücken

„Den Schwalbenschanz oder den Kaisermantel sieht man kaum noch“, sagt der langjährige Vorsitzende des Zweibrücker Nabu (Naturschutzbund), Gerhard Herz. „Hier ist das ganz anders. An einem Morgen haben wir zum Beispiel gleich sieben Schwalbenschwänze gesehen.“ Allein diese Zahl zeigt dem Naturschützer, dass das Projekt zur Steigerung der Artenvielfalt auf der Contwiger Gemarkung „ein überwältigender Erfolg ist“.

Im April des vergangenen Jahres hatte der Landwirt Rolf Lehmann auf dem zwölf Meter breiten Randstreifen von zwei etwa drei Hektar großen Flächen über 50 Blumen und Kräuter gesät. „Damals habe ich gedacht, dass aus dem kargen Ackerboden nichts wachsen kann. Und jetzt haben wir nach einem guten Jahr ein gewaltiges Blumenflor“, freute sich Herz bei der Begehung der Fläche ein Jahr nach Start des Projekts.

„Naturschutz ist ein Anliegen der Daniel-Theysohn-Stiftung“, erklärt deren Vorstandsvorsitzender Gerhard Andreas jetzt bei dem Pressegespräch. Als Beispiele nennt er die Förderung von Renaturierung von Bachläufen oder den geplanten Zukunftswäldern in Kleinsteinhausen und Heltersberg. „Wir haben aber nicht die Kapazität, um die Projekte allein umzusetzen.“

Deshalb habe sich die Stiftung mit der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz, dem Nabu Zweibrücken und dem Landwirt Rolf Lehmann „kompetente Partner“ (Andreas) gesucht. Dabei habe die Naturschutzbehörde das Konzept erstellt, der Nabu übernehme das Monitoring und der Landwirt habe sein Feld zur Verfügung gestellt.

„Biodiversität geht nur mit den Landwirten“, betont Arno Sprau von der Naturschutzbehörde des Landkreises. Dabei habe man bei dem Projekt bewusst keinen Biolandwirt als Partner gesucht, sondern einen konventionell wirtschaftenden Landwirt, erklärt Sprau. Nach dem „sichtbaren“ Erfolg des ersten Jahres hofft er auf viele Nachahmer. Dabei zählt Sprau schon einige Landwirte auf, die in der letzten Zeit dem Beispiel gefolgt seien.

Der Diplom-Biologe verdeutlichte den Unterschied des Projekts zu einer „gut gedüngten Grünen Wiese: Dort stehen vielleicht fünf, sechs Grasarten. Auf der Wiese hier sind es rund 50 verschiedene Pflanzenarten.“ Wenn man bedenke, dass von jeder Pflanzenart 30 Insekten abhängen, dann könne man sich die Steigerung der Artenvielfalt ausrechnen.

Und der langjährige Nabu-Vorsitzende Herz schaut noch weiter: Denn durch das Contwiger Projekt werde auch die Vielfalt der Insekten, Vögel und Kleinamphibien gesteigert. Diese Steigerung untersuche der Nabu durch die regelmäßigen Begehungen. Dazu merkt Sprau an, dass neben dem Nabu-Monitoring auch die Universität Trier das Projekt wissenschaftlich begleite.

Herz wünschte sich bei dem Vor-Ort-Termin, dass die biodivers gestalteten Flächen sich mehr vernetzen und das Projekt ein Weg zur natürlichen Landwirtschaft sei. „Dazu bedarf es allerdings des politischen Willens“, fügt Sprau hinzu.

Projekt-Details Nutzungsänderung der Ackerfläche1 ha Blühstreifen wird entlang der Ränder der Flächen angelegt.

 Auch selten gewordene Schmetterlinge finden nun wieder Nahrung.

Auch selten gewordene Schmetterlinge finden nun wieder Nahrung.

Foto: Christoph Domke/NABU Zweibrücken

Projekt-Details: Nutzungsänderung der Ackerfläche: Ein Hektar Blühstreifen entlang der Ränder der Flächen angelegt. Ein Hektar als Brache. Ein Hektar als Getreidekultur mit zehn „Lerchenfenstern“ bewirtschaftet. Zwei Hektar einmalig mit Buchweizen eingesät und innerhalb der fünf Jahre zu artenreichem Grünland entwickelt. Dazu wurde/wird in den Jahren eins bis drei etwa Mitte Juni und im August gemäht. Das Schnittgut wird zwecks Aushagerung abtransportiert. Die Nutzung ab dem vierten Jahr wird in Abhängigkeit von der Entwicklung festgelegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort