„Den Druck mache ich mir selbst”

ZWEIBRÜCKEN · Mit ihrer neuen Rolle im Rampenlicht hat die Speerwerferin des LAZ Zweibrücken keine Probleme.

 Ihren Titel bei den deutschen Meisterschaften will Christin Hussong in diesem Jahr verteidigen. Foto: Sven Hoppe/dpa

Ihren Titel bei den deutschen Meisterschaften will Christin Hussong in diesem Jahr verteidigen. Foto: Sven Hoppe/dpa

Foto: Sven Hoppe/dpa

2016 war ein Jahr mit Aufs und Abs für Christin Hussong. Im Juni wurde die Speerwerferin vom LAZ Zweibrücken erstmals Deutsche Meisterin, katapultierte sich nach vorne auf Platz drei der Weltjahresbestenliste. Bei den Europameisterschaften und den Olympischen Spielen musste die 22-jährige Studentin allerdings bittere Rückschläge einstecken - und hat ihre Lehren daraus gezogen.

Frau Hussong, nach den Olympischen Spielen im vergangenen August folgten noch einige Meetings, danach wurde es ruhiger für Sie. Wie läuft die Vorbereitung auf die neue Saison?

Christin Hussong: Bislang ist alles super. Wir haben im Training die Technik ein bisschen umgestellt und das schlägt sehr gut an. Zu Beginn des Jahres war ich, wie fast jeder, ein wenig erkältet, aber das ist wieder auskuriert. Ansonsten bin ich gut durchgekommen, ohne Verletzungen. Jetzt muss man einfach abwarten, wie die nächsten Wochen und Monate laufen, bis zum Start in die Sommersaison.

Wo können oder müssen Sie sich noch steigern? Woran haben Sie im Training besonders gearbeitet?

Hussong: In der Regel waren das Kleinigkeiten. Etwa in welcher Höhe der Arm sein muss, wie man beim Abwurf steht oder wie der Stemmschritt ist. Nix Gravierendes, aber es dauert halt auch seine Zeit, bis sich das verändert und verfestigt.

Im vergangenen Frühjahr haben Sie sich in Portugal auf die Saison vorbereitet. Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Wochen aus?

Hussong: So ähnlich wie im letzten Jahr. Da es bei uns Speerwerfern eigentlich keine Hallensaison gibt, steht jetzt erst einmal Training auf dem Plan. Ende Februar geht es wieder ins Trainingslager nach Monte Gordo in Portugal. Ich fliege mit Katharina Molitor und ihrer Trainingsgruppe dorthin. Aber da unten trifft man auch immer einige ausländische Athleten, die sich genauso auf die Sommersaison vorbereiten.

Ist auch wieder eine Teilnahme am Winterwurf-Cup (11./12. März in Las Palmas auf Gran Canaria) geplant?

Hussong: Das hängt noch davon ab, ob der DLV (Deutscher Leichtathletik-Verband; Anmerkung der Redaktion) eine Mannschaft an den Start schickt. Eine Entscheidung fällt da in den nächsten Wochen. Aber wenn, dann werde ich auf Gran Canaria dabei sein. Natürlich vorausgesetzt, dass ich gesund bleibe und nicht wieder krank werde.

Welche Ziele haben Sie sich für die Sommersaison gesetzt?

Hussong: Im Juli stehen die Deutschen Meisterschaften an. Meinen Titel würde ich da schon gerne verteidigen. Und das Highlight ist natürlich die WM in London. Aber bis dahin ist schon noch etwas Zeit.

Mit Christina Obergföll und Linda Stahl haben zwei nationale Konkurrentinnen im Speerwurf im Sommer ihre Karriere beendet. Nimmt für Sie dadurch der Druck ab, ständig Spitzenweiten werfen zu müssen, um sich für alle Großereignisse qualifizieren zu müssen? Oder hatte Sie gerade dieser Druck zu neuen Bestweiten motiviert?

Hussong: Ich glaube nicht, dass sich das in irgendeiner Weise auf meine Leistung auswirken wird. Den Druck mache ich mir in der Regel selbst.

2016 sind Sie Deutsche Meisterin geworden und haben sich in der nationalen und internationalen Spitze etabliert. Sind seitdem die Erwartungshaltungen gestiegen?

Hussong: Ja klar. Natürlich ist das so, dass man mittlerweile in einem ganz anderen Fokus steht, wenn man als Dritte der Weltjahresbestenliste (66,41 Meter; Anm. d. Red.) aus dem Jahr geht. Aber ich sehe das als positiven Druck und ich habe auch nichts gegen diese Situation. Irgendeine negative Belastung verspüre ich da überhaupt nicht.

Die zweite Saisonhälfte 2016 ist sicher nicht nach Ihrem Wunsch verlaufen. Haben Sie die Rückschläge bei der EM und bei Olympia verarbeiten können?

Hussong: Natürlich ist im Nachhinein die Enttäuschung da, aber ich habe im vergangenen Jahr neue Bestweite geworfen. Mein großes Ziel, bei den Deutschen zu gewinnen, habe ich mir auch erfüllt. Ich sehe die EM und Rio vor allem als lehrreiche Zeit, damit es mir bei den nächsten Olympischen Spielen, der nächsten EM oder auch im nächsten Wettkampf nicht wieder so ergeht. Natürlich muss ich daraus meine Schlüsse ziehen, aber 2016 war bestimmt kein Jahr zum Vergessen oder Abhaken.

Seit Januar gibt es beim DLV einen neuen Bundestrainer für die Speerwerferinnen. Mit Mark Frank hat ein Ex-Athlet das Amt von Maria Ritschel übernommen. Wie sind die ersten Eindrücke?

Hussong: Ich kenne Mark zwar schon aus meiner U23-Zeit, aber wir arbeiten jetzt erst seit einem Monat richtig zusammen. Von daher muss man einfach mal abwarten, wie sich das so entwickelt. Die ersten Eindrücke sind jedenfalls positiv.

Sie studieren "nebenbei" auch noch. Wie lässt sich das mit dem Leistungssport unter einen Hut bringen?

Hussong: Ich habe jetzt das Fach gewechselt, studiere Gesundheitsmanagement in Saarbrücken und das ist echt super. Ich kann mich sehr gut auf den Sport konzentrieren, aber wenn ich Uni hab‘, bin ich auch froh, dass ich mal wieder was anderes im Kopf habe. Es ist schon wichtig, dass man sich mal ablenken kann, anders gefordert wird und sich nicht alles auf den Sport fokussiert.

Das Gespräch führte Martin Wittenmeier.

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