In der K-Frage läuft alles auf Steinbrück hinaus

Berlin. Die Gesichter sind ungewohnt fröhlich. Nicht wenige Sozialdemokraten, die noch voll Selbstzweifel in die Ferien fuhren, sind wie verwandelt zurückgekehrt. Der lange vermisste Anstieg in den Umfragen und die guten Aussichten bei den anstehenden Landtagswahlen sorgen für aufgeräumte Stimmung

Berlin. Die Gesichter sind ungewohnt fröhlich. Nicht wenige Sozialdemokraten, die noch voll Selbstzweifel in die Ferien fuhren, sind wie verwandelt zurückgekehrt. Der lange vermisste Anstieg in den Umfragen und die guten Aussichten bei den anstehenden Landtagswahlen sorgen für aufgeräumte Stimmung. Dass sich mehr als 40 Prozent der Bevölkerung die SPD in der nächsten Regierung wünschen, bestärkt die Zuversicht. Auf eine realistische Chance, schon 2013 den Machtwechsel schaffen zu können, hatte noch vor kurzem kaum jemand gesetzt. Die in den Medien zeitweise etwas vernachlässigte Partei dürfte deshalb auch für mehr Aufmerksamkeit sorgen. So wird die Debatte um die Kanzlerkandidatur kaum zu stoppen sein. Das Kalkül der Spitze, das Thema weit ins Jahr 2012 zu schieben, wird nicht aufgehen.Ohnehin zeichnet sich in dieser Frage Klarheit ab. Fast alles laufe auf Peer Steinbrück hinaus, heißt es bei führenden Sozialdemokraten. Verwiesen wird auf interne Debatten in der engsten Spitze. Die Überzeugung, dass man mit jemanden antreten solle, der auch von Menschen gewählt werde, die sonst nie SPD wählten, setze sich durch. Diese Konstellation verspreche ein besseres Ergebnis, als nur auf die Mobilisierung eigener Wähler zu setzen. Die SPD könne mit Steinbrück die Lücke füllen, die Karl-Theodor zu Guttenberg für die Union hinterlassen habe, werden Einschätzungen aus SPD-Führungszirkeln wiedergegeben.

Einiges spricht dafür, dass der Ex-Finanzminister bald immer stärker als "gefühlter Kandidat" wahrgenommen wird. Der 64-Jährige, der die meisten Popularitäts-Rankings von Politikern anführt, hat sich vorgenommen, seine Beliebtheit noch zu steigern. Zusammen mit Helmut Schmidt veröffentlicht er bald ein Buch mit dem Titel "Zug um Zug", in dem beide laut Verlag "ohne den üblichen Politjargon" Antworten auf große Themen geben wollen. Der Ritterschlag des Altkanzlers könnte Steinbrücks Ambitionen beflügeln. Manche erwarten sogar, dass Steinbrück beim Parteitag im Dezember bereits inoffiziell gekürt wird. Die Hinweise mehren sich, dass Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier nicht um das Spitzenamt kämpfen möchte. Falls Klaus Wowereit bei seiner Wahl im September klar gewinnt, könnte auch er noch zum Anwärter aufsteigen. Echte Chancen werden ihm aber nicht zugetraut.

Sollte es 2013 für die SPD tatsächlich zur Wunschkoalition mit den Grünen reichen, könnte sich Steinmeier ein starkes Ressort, etwa das Finanzministerium, aussuchen. Die Rückkehr ins Außenamt gilt als ausgeschlossen. Wowereit käme für den Posten des Innenministers infrage, sollte er in ein Bundeskabinett wechseln. SPD-Chef Sigmar Gabriel könnte zusätzlich den Fraktionsvorsitz übernehmen. Als ministrabel gelten Parteivize Manuela Schwesig etwa für Familie und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, die sich für das Arbeitsressort interessieren dürfte. Ansonsten ist das SPD-Personalangebot eher überschaubar. In der Fraktion hat sich bislang nur eine Handvoll Abgeordneter für Höheres empfohlen. Zu den wenigen gehört Parlamentsmanager Thomas Oppermann, der als Forschungsminister oder als Kanzleramtschef infrage käme. Aus den Ländern gelten etwa die Mainzer Bildungsministerin Doris Ahnen und Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig als Kandidaten.

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