Münchens "Bürger-King" mischt Bayerns Politik auf

München. Christian Ude, sozialdemokratischer Oberbürgermeister von München, hat Freund und Feind kalt erwischt. Als SPD-Landesvorsitzender Florian Pronold vergangene Woche laut über Ude (Foto: dapd) als einen der möglichen Spitzenkandidaten der SPD für die Landtagswahl 2013 nachdachte, lehnte Ude zur allgemeinen Überraschung nicht wie bisher dankend ab, sondern sagte Ja

München. Christian Ude, sozialdemokratischer Oberbürgermeister von München, hat Freund und Feind kalt erwischt. Als SPD-Landesvorsitzender Florian Pronold vergangene Woche laut über Ude (Foto: dapd) als einen der möglichen Spitzenkandidaten der SPD für die Landtagswahl 2013 nachdachte, lehnte Ude zur allgemeinen Überraschung nicht wie bisher dankend ab, sondern sagte Ja.Kalt erwischt wurde nicht nur die CSU, denn der seit 18 Jahren in München regierende Ude ist der beliebteste bayerische Politiker weit vor allen CSU-Ministerpräsidenten. Kalt erwischt wurden auch Udes Parteifreunde: Landeschef Florian Pronold weilte auf Kuba, der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Markus Rinderspacher in London. Mit beiden hatte Ude, dessen Amtszeit mit der Kommunalwahl 2014 unwiderruflich abläuft, vorher offenbar nicht gesprochen.

Das ist der Stil, mit denen sich die bayerischen Genossen jetzt abfinden müssen, wenn Udes Kandidatur den erhofften Erfolg haben soll. Der 63-jährige "Bürger-King" von München ist es nicht gewohnt, eigene Entscheidungen umfänglich abzustimmen. Die starke rechtliche Stellung eines direkt gewählten bayerischen Oberbürgermeisters erlaubt ihm in vielerlei Hinsicht das Regieren aus eigenem Ratschluss.

Die Genossen müssen gute Miene zum selbstherrlichen Spiel machen, denn ein Ministerpräsidenten-Kandidat Ude verspricht erstmals seit Jahrzehnten wieder steigende Zustimmungsquoten zu der zuletzt auf 18,6 Prozent abgesunkenen bayerischen Sozialdemokratie. Er hätte sich "mehr Einbindung in die Entwicklung gewünscht", kritisiert der stellvertretende Vorsitzende der Bayern-SPD Thomas Beyer vorsichtig das Vorgehen des designierten Spitzenkandidaten, fügte aber hinzu: "Es wird keinen Krach geben."

So sicher ist das nicht. Schon ließ Ude - ebenfalls ohne besondere Rücksprache mit seinen Parteifreunden - wissen, wie seine Prioritätenliste für den Koalitionspartner aussieht: Am liebsten mit den Grünen, notfalls auch mit den Freien Wählern. Immerhin ist er Chef des ältesten rot-grünen Bündnisses im 80-köpfigen Münchener Stadtrat.

Die Skepsis über den selbstherrlichen Führungsstil Udes wird freilich von der SPD-Parteibasis nicht geteilt. Schon träumen viele von einer Koalitionsregierung gegen die CSU. Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter dämpfte freilich die hochfliegenden Träume der Sozialdemokraten und gestand der SPD mit einem Spitzenkandidaten Ude allenfalls ein Plus von zwei bis drei Prozent zu.

Das freilich könnte schon genügen. Denn rein rechnerisch wäre schon im derzeitigen Landtag eine Mehrheit gegen die jahrzehntelang regierende CSU möglich, wenn sich SPD, Grüne, Freie Wähler und FDP zusammengetan hätten. Doch die FDP bevorzugte ein Bündnis mit der CSU.

Recht still verhalten sich bisher die Grünen. Mit einem SPD-Spitzenkandidaten Ude wäre für die Grünen der Traum von einem Ministerpräsidenten aus den eigenen Reihen nach dem Vorbild von Baden-Württemberg wohl geplatzt, denn die Partei kann keinen auch nur annähernd so populären Kandidaten aufbieten.

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