Saarbrücken Eine Hommage an Michel Legrand

Saarbrücken · Thomas Crown ist nicht zu fassen, Susanne Wachs konnte es nicht fassen: „Mensch, ist das schön! Hätten Sie sich das vor vier Wochen vorstellen können?

 Ingrid Peters – im Hintergrund Bassist Jörg Jenner.

Ingrid Peters – im Hintergrund Bassist Jörg Jenner.

Foto: Kerstin Krämer/KERSTIN KRAEMER

Wieder im Theater zu sitzen?“ Am Sonntag moderierte die SR-Frankreichspezialistin das fünfte und letzte Sonderprogramm des Saarländischen Staatstheaters (SST): eine Hommage an Michel Legrand, Komponist unzähliger Klassiker des Unterhaltungsgenres – unter anderem schneiderte er auch Steve McQueen als dem erwähnten smarten Betrüger Thomas Crown ein adäquat elegantes Filmmusik-Gewand.

Chanson und Jazz beherrschte der 2019 verstorbene Legrand ebenso, außerdem ergreifende Musicalmelodien – die Tatsache, dass das SST sich die deutschen Aufführungsrechte an Legrands Musical „Marguerite“ gesichert hatte, war Anlass, dass die Hommage in gleicher Besetzung bereits im Februar dieses Jahres im Großen Sendesaal auf dem Halberg zu erleben war. Unvergessen etwa Legrands Musik für Jacques Demys französische Kino-Klassiker „Les parapluies de Cherbourg“ und „Les demoiselles de Rochefort“, in denen sämtliche Dialoge gesungen werden. Oder seine Hits für Barbra Streisands Musical „Yentl“.

All das ließ Susanne Wachs hier im Plauderton Revue passieren und führte mit Geschichten und Anekdoten durch Leben und Werk des vielfach preisgekrönten, hochbegabten Einzelgängers. Parallel hatten Valda Wilson, Carmen Seibel und Salomón Zulic del Canto das gesungene Wort; begleitet von einem Trio aus Achim Schneider (Flügel, musikalische Leitung), Jörg Jenner (Kontrabass) und Kevin Naßhan (Schlagzug), das für jede Ton- und Gangart das richtige Gespür zeigte – von sentimental über schwelgerisch bis schmissig swingend. Dabei musste die Sangesriege vom SST schwer aufpassen, dass ihnen nicht Stargast Ingrid Peters, die auch in „Marguerite“ besetzt war, die Schau stahl. Während die anderen oft mit kleinem Bewegungsradius am Notenpult klebten und selbst bei innigen Duetten brav den Covid-19 geschuldeten Hygiene-Abstand einhielten, eroberte die Saarländerin mit routiniert raumgreifendem Elan die Bühne. Bei „Papa, can you hear me?“ (Yentl) richtete Peters ihre Blicke fragend gen Himmel, machte der Band anderweitig mit einem temperamentvollen „Eins, zwei, drei!“ schon mal eine klare Ansage zum Tempowechsel und durchlebte alle Songs mit derartiger Präsenz, dass sich die Emotion unmittelbar übertrug.

Vom fulminanten Besuch der alten Dame derart herausgefordert, legte Sopranistin Valda Wilson nach „I was born in love with you“ sogleich ein kesses Growl in ihr Timbre, und auch Mezzosopranistin Carmen Seibel und Bariton Salomón Zulic del Canto schmachteten bei „Je ne pourrai jamais vivre sans toi“ hingebungsvoll vor sich hin. Ein schöner Abend – auch wenn vor allem Legrands jazzigen Titeln Naturstimmen vielleicht besser gestanden hätten.

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