Bei den Spitzen-Genossen wächst die Rivalität

Berlin. Zum Jahresauftakt geht es für den SPD-Vorsitzenden erst einmal tief runter: Am Mittwoch fährt Sigmar Gabriel in den Schacht des maroden Atomlagers Asse ein. Ein paar Tage später schwärmen die Berliner SPD-Abgeordneten dann - mit Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier an der Spitze - zum Wahlkampf-Auftakt in Schleswig-Holstein aus, wo Anfang Mai ein neuer Landtag gewählt wird

Berlin. Zum Jahresauftakt geht es für den SPD-Vorsitzenden erst einmal tief runter: Am Mittwoch fährt Sigmar Gabriel in den Schacht des maroden Atomlagers Asse ein. Ein paar Tage später schwärmen die Berliner SPD-Abgeordneten dann - mit Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier an der Spitze - zum Wahlkampf-Auftakt in Schleswig-Holstein aus, wo Anfang Mai ein neuer Landtag gewählt wird. Richtig spannend aber dürfte es erst Ende Januar werden, wenn sich die gesamte SPD-Spitze zwei Tage lang zur Klausur in Potsdam trifft. Einziges Thema: die richtige Strategie zur Rückeroberung der Regierungsmacht im Bund.Schon jetzt zeichnen sich dafür durchaus unterschiedliche Vorstellungen ab. Hinzu kommt wachsender Druck, dass die Sozialdemokraten schneller als geplant die Frage beantworten sollen, wer ihr Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2013 wird. Und es ist Bewegung in dieser Frage. So ging die Zahl der Anhänger von Peer Steinbrück, der vor Ende der Sommerpause noch als klarer Favorit galt, inzwischen deutlich zurück. Intern hat die offene Parteinahme von Altkanzler Helmut Schmidt ("Ja, er kann es") dem Ex-Finanzminister mehr geschadet als genützt. Und zu Steinbrücks 65. Geburtstag am 10. Januar dürfte zusätzlich die Frage laut werden, ob er nicht doch zu alt ist für das aufreibende Regierungsamt.

Auf die Pole-Position im Kandidaten-Rennen ist für viele Frank-Walter Steinmeier vorgerückt. Zeitweise war unklar, ob er nach seinem 23-Prozent-Absturz 2009 tatsächlich noch einmal antreten wolle. Doch inzwischen unterstützen auch viele Parteilinke, die ihn vor nicht allzu langer Zeit am liebsten vom Hof jagen wollten, seinen neuen Anlauf.

Doch auch Gabriel, der in punkto Popularität weit abgeschlagen hinter den beiden "Stones" liegt, sieht sich noch nicht ganz aus dem Rennen. Jedenfalls will er unbedingt den Eindruck vermeiden, er sei für das Spitzenamt nur zweite Wahl. Unterschwellige Rivalitäten in der "SPD-Troika" sind ohnehin schon länger zu spüren. So begann Steinmeier zum Ärger der Parteizentrale, in der Fraktion Aufträge für Konzepte eines künftigen SPD-Regierungsprogramms zu verteilen. Daraufhin wurde im Willy-Brandt-Haus eine eigene Stabsstelle für diese Arbeit eingerichtet.

Auch Berichte vom Wochenende, wonach Gabriel die Leitung des SPD-Wahlkampfs 2013 für sich reklamiere, würden zur derzeitigen Haltung des Parteichefs passen. Zwar wurde eine solche Teil-Entmachtung von Generalsekretärin Andrea Nahles umgehend dementiert, doch andererseits konnten Gabriel und Nahles ihr Spannungsverhältnis nie ganz klären. Zudem hatte sich vor kurzem auch Gabriels langjähriger enger Vertrauter Matthias Machnig abfällig über die Eignung der Genossen im Willy-Brandt-Haus für die Organisation des nächsten Wahlkampfs geäußert. "Das müssen Leute machen, die davon etwas verstehen", sagte er bei einer Veranstaltung der SPD-Linken. Für Zuhörer ging dies vor allem an die Adresse von Nahles.

Für andere Spitzen-Sozialdemokraten wiederum ist noch gar nicht ausgemacht, ob die K-Entscheidung tatsächlich nur innerhalb der "Troika" fallen wird. Die Partei sei inzwischen auch reif für eine Frau, meint etwa die Vize-Vorsitzende Aydan Özoguz. Sie hat dabei nicht etwa Nahles im Auge, sondern vor allem die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

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