In 25 Minuten nach Göttelborn

Göttelborn · Die Fachrichtung Architektur der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken muss in wenigen Tagen nach Göttelborn umziehen. Obwohl die Studienbedingungen dort besser sind, lehnten viele Architektur-Studenten den neuen Standort zunächst ab. Nun soll ein neuer Shuttle-Bus die Verbindung nach Göttelborn verbessern.

 Auf dem Grubengelände in Göttelborn wartet der neue Shuttle-Bus bisher häufig vergeblich auf Fahrgäste. In den Semesterferien wird der Service kaum genutzt. Foto: Maurer

Auf dem Grubengelände in Göttelborn wartet der neue Shuttle-Bus bisher häufig vergeblich auf Fahrgäste. In den Semesterferien wird der Service kaum genutzt. Foto: Maurer

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 Noch sind die Tische in der HTW-Dependance Göttelborn gestapelt. In Kürze soll es aber 100 Einzelarbeitsplätze geben. Foto: Maurer

Noch sind die Tische in der HTW-Dependance Göttelborn gestapelt. In Kürze soll es aber 100 Einzelarbeitsplätze geben. Foto: Maurer

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Der Shuttle-Bus steht mit laufendem Motor am Quierschieder Bahnhof zur Abfahrt nach Göttelborn bereit. Nur Fahrgäste sind keine da, die 40 Plätze bleiben unbesetzt. Das sollte sich aber spätestens Mitte April ändern, wenn das Semester beginnt. Der Shuttle-Service soll die Anreise der Architektur-Studenten der HTW zu ihrem neuen Domizil in Göttelborn erleichtern. Sie müssen umziehen, weil das neue Hochhaus in Saarbrücken wegen Mängeln beim Brandschutz nicht zu benutzen ist (wir hatten berichtet). Im vergangenen Sommer herrschte unter den Architekturstudenten wegen des Umzugs große Aufregung. Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sei zu kompliziert, lautete der Hauptvorwurf. Dieser Kritik soll mit dem neuen Shuttle-Bus der Wind aus den Segeln genommen werden.

Bei einer Testfahrt unserer Redaktion verlief der Transfer reibungslos. Wer den Zug vom Saarbrücker Hauptbahnhof nach Quierschied nimmt und von dort mit dem Shuttle-Bus nach Göttelborn weiterfährt, schafft die Strecke in 25 Minuten. Zum Vergleich: Die Fahrt vom Hauptbahnhof zur bisherigen Unterkunft der Architekten, dem Campus Rotenbühl in Saarbrücken, dauert je nach Busverbindung zwischen zehn und 20 Minuten. Wer mit Bus und Bahn nach Göttelborn fährt, schafft es dank der neuen Verbindung so schnell wie mit dem Auto.

Neben dem Shuttle-Bus wurde auch die reguläre Buslinie 172 von Saarbrücken nach Göttelborn dichter getaktet. Die Kosten für beide Maßnahmen belaufen sich nach Angaben der Staatskanzlei für das Jahr 2016 auf 83 000 Euro. Sie werden von Staatskanzlei und Finanzministerium getragen.

Architektur-Studenten waren bei der Testfahrt noch nicht an Bord. In den Semesterferien werde das Angebot wenig genutzt, erklärt Eve Hartnack, stellvertretende Prodekanin der Fakultät. Sobald der reguläre Vorlesungsbetrieb am 18. April beginnt, werde sich das ändern.

Im vergangenen Sommer hatte die HTW-Leitung beschlossen, die Architekten ab dem Sommersemester 2016 für fünf Jahre in Göttelborn auf dem alten Grubengelände unterzubringen. Bei einer von der Fachschaft Architektur durchgeführten Umfrage zum neuen Standort sprachen sich im letzten Jahr 97 Prozent der Studenten dagegen aus. Sie bemängelten vor allem eine zu lange Anreisezeit. Außerdem kritisierten sie, dass es keine Regelung für Mensa und Bibliothek gebe. Die Verantwortlichen der Hochschule versprachen, sich um eine gute Anbindung und Lösungen für Mensa und Bibliothek zu kümmern. Zudem verwiesen sie auf die hervorragenden Studienedingungen am neuen Standort.

Mit dem neuen Shuttle-Bus scheint die größte Sorge der Studenten beseitigt. War der Protest im letzten Sommer letztlich unbegründet? "Nein", sagt Sofiane Ternifi, Architekturstudent im 5. Semester. Auch wenn viele sich nun mit dem neuen Standort abgefunden haben, sehe er noch immer Probleme. Es fänden zum Beispiel Wahl-Pflicht-Kurse für Architektur-Studenten auf dem Campus in Alt-Saarbrücken statt. Die Veranstaltungen seien zwar so abgestimmt, dass niemand an einem Tag Kurse in Göttelborn und Saarbrücken habe. Wer jedoch an einem Modell in Göttelborn arbeite und Kurse in Saarbrücken habe, dem gehe unter Umständen wichtige Arbeitszeit verloren. In Göttelborn seien die perfekten Räumlichkeiten an einem schlechten Ort. Nachdem die Architekturstudenten der HTW sich im vergangenen Sommer erbittert gegen den Umzug ihrer Fachrichtung nach Göttelborn wehrten, haben sich inzwischen offenbar viele mit der neuen Situation abgefunden. Viele hoffen auf bessere Studienbedingungen. Torsten Stolz macht seinen Architektur-Master an der HTW. Er sagt: "Ich stehe dem Umzug inzwischen positiv gegenüber. Die räumlichen Qualitäten in Göttelborn sind überzeugend."

Riccardo Vangelista sagt: "Ich würde es immer noch vorziehen, in Saarbrücken zu bleiben. Ich wohne in Güdingen und bin schneller am alten Campus. Wir sollten nun aber das Beste aus der Situation machen." Ronja Becker erklärt: "Man muss sich auf Göttelborn einlassen. Das Gelände ist gut, der Fahrtweg stört mich jedoch nach wie vor. Philipp Bühler sieht den Umzug noch immer mit Skepsis. Er erklärt: "Wir fühlen uns noch immer nicht gut informiert. Man hat das Gefühl, man weiß nur die Hälfte. Außerdem finde ich an dem Standort hier in Saarbrücken gut, dass wir mit anderen Fachrichtungen zusammen sind." Und Architekturstudentin Anika Brust ist der Meinung: "Die neuen Räume sehen gut aus. Ich finde es zudem positiv, dass wir nun mehr Platz zum Arbeiten haben."

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