„Wunderbare Nacht“ von Warschau

Warschau · Ausgelassen bejubelte der FC Sevilla den historischen Triumph in der Europa League. Kommende Saison will die Mannschaft in der Königsklasse für Furore sorgen. Doch eine wichtige Personalfrage ist noch offen.

Spät in der Nacht setzten die Finalhelden des FC Sevilla ihre Siegerparty im Mannschaftsbus fort. Die Momente nach dem 3:2-Triumph gegen Dnjepr Dnjepropetrowsk im Europa-League-Finale in Warschau wollten die Fußball-Profis voll auskosten. Doch der Rekord vom vierten Titel im zweitwichtigsten europäischen Club-Wettbewerb reicht den Andalusiern nicht - in der Stunde des Triumphes blickten sie am Mittwoch nach vorne. "Jetzt haben wir die Champions League, und wir werden diesen Wettbewerb in vollen Zügen genießen", versprach Trainer Unai Emery, nachdem sich Sevilla für die Königsklasse qualifiziert hat.

Mit vier Erfolgen in den Jahren 2006, 2007, 2014 und 2015 hat sich der spanische Club in den vergangenen Jahren zum Experten für die Europa League entwickelt, in der Königsklasse war bei den einzigen Teilnahmen an der Gruppenphase 2007/2008 und 2009/2010 im Achtelfinale Schluss. "Wir wollen Sevilla zum ständigen Gast der Champions League machen", kündigte Präsident José Castro an. Die Tageszeitung "Marca" urteilte hierzu: "Sevilla kann noch höher, sehr viel höher fliegen."

Dabei ist eine entscheidende Personalfrage vor der neuen Saison noch ungeklärt: Trainer Unai Emery steht nach seinen Erfolgen mit Sevilla auch im Blickfeld anderer Clubs, wird etwa bei Real Madrid und dem AC Mailand als Trainer gehandelt. Fragen zu seiner Zukunft wich der 43-Jährige am Mittwochabend aus: "Jetzt ist nicht die Zeit, um über die Zukunft zu reden. Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass man in der Gegenwart leben muss, ohne an die Zukunft zu denken."

Anstatt sich Gedanken über die neue Saison zu machen, wollte Emery mit seinen Spielern erst einmal den Triumph von Warschau genießen. "Das ist wirklich ein Ausnahmemoment und eine wunderbare Nacht für Sevilla, mich und jeden Spieler", sagte der polnische Nationalspieler Grzegorz Krychowiak, der in seinem Heimatland nach der frühen Führung der Ukrainer zum 1:1 getroffen hatte. "Es sind so viele Emotionen, die sich jetzt mischen", gab Mittelfeldspieler Aleix Vidal zu. Ausgelassen tanzten die Profis auf dem Rasen des Warschauer Stadions, hüpften im rot-weißen Konfetti-Regen umher und ließen sich von den Fans feiern. Auch in Sevilla herrschte auf den Straßen Ausnahmezustand: Mehr als 10 000 Fans zogen zur Puerta de Jerez und verwandelten den Platz mit ihren Schals, Trikots und Fahnen in ein rotes Meer.

Als Sevillas Kapitän Fernando Navarro den Silberpokal in den Himmel reckte, hatten die Spieler von Verlierer Dnjepr die Niederlage noch lange nicht verarbeitet. Mit verschränkten Armen und leerem Blick standen sie einige Meter entfernt und beobachteten die Jubelszenen. "Wir hatten eine Möglichkeit, die sich nur einmal im Leben bietet - und wir haben verloren", sagte Stürmer Jewgeni Selesnjow. Mit einem Erfolg im Finale wollten die Ukrainer den Menschen in ihrer krisengeplagten Heimat Freude und Glück schenken, stattdessen müssen sie selbst die Niederlage verarbeiten.

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