Tränen statt Triumph

Prag · Deutschland hat das Fed-Cup-Finale gegen Gastgeber Tschechien in Prag verloren. Nach der Niederlage von Angelique Kerber gegen Petra Kvitova lag das Team von Bundestrainerin Barbara Rittner aussichtslos mit 0:3 zurück.

Nach dem Wahnsinns-Match von Angelique Kerber schloss Andrea Petkovic ihre Freundin in die Arme und tröstete die weinende Nummer eins des deutschen Fed-Cup-Teams. In einem hochklassigen Duell über fast drei Stunden unterlag Kerber gestern der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova - nach dem uneinholbaren 0:3 im Endspiel von Prag waren die Hoffnungen auf den dritten deutschen Titel nach 1987 und 1992 zerstört. Den Ehrenpunkt holten im unbedeutenden Doppel Sabine Lisicki und Julia Görges durch ein 6:4, 6:3 gegen Lucie Hradecka und Andrea Hlavackova.

22 Jahre nach dem Triumph von Steffi Graf & Co. schaffte es Kerber mit ihrem Auftritt beim 6:7 (5:7), 6:4, 4:6 vor 13 000 lärmenden Zuschauern in der O2-Arena aber, trotz der Niederlage das zunächst völlig demoralisierte Team wieder aufzurichten. "Wir haben uns toll präsentiert, wir waren gestern zu sehr beeindruckt", sagte Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner .

Tatsächlich waren Kerber und Petkovic tags zuvor bei ihren Auftritten völlig überrumpelt von der Atmosphäre. Petkovic hatte gegen Kvitova 2:6, 4:6 verloren. Kerber musste sich überraschend Lucie Safarova mit 4:6, 4:6 geschlagen geben. "Der Tag heute war sehr wichtig für uns alle. Das war unser wahres Gesicht. Wenn wir gestern schon so gespielt hätten, wäre es sicher anders gelaufen", sagte Rittner gestern. "Ich bin saustolz. Wir werden zurückkommen, und wir werden dieses Scheißding gewinnen, so wahr ich hier stehe." Noch auf dem Platz schwor sich das deutsche Team in einem Kreis mit ihrer Trainerin auf dieses Ziel ein - erst einmal aber feierten die Tschechinnen den dritten Titel in den vergangenen vier Jahren.

Nach ihrem enttäuschenden Auftritt am Samstag zeigte sich die Weltranglisten-Zehnte Kerber im Duell der Top-Spielerinnen wie verwandelt. Vor den Augen von Tennis-Legende Martina Navratilova duellierten sich Kerber und die Weltranglisten-Vierte Kvitova vor fast drei Stunden lang auf Augenhöhe. Kerber verspielte im ersten Durchgang eine 5:2-Führung und schaffte es nicht, einen ihrer sechs Satzbälle zu verwerten. Als nach 76 Minuten der Durchgang im Tiebreak verloren war, versteckte Kerber ihren Kopf unter einem weißen Handtuch und musste von Rittner wort- und gestenreich wieder aufgemuntert werden. Die Teamchefin hatte auf einen Wechsel verzichtet und Kerber das Vertrauen geschenkt - was diese mit einer ihrer besten Leistungen überhaupt rechtfertigte.

In dem packenden Linkshänderinnen-Duell geriet die deutsche Nummer eins im zweiten Durchgang schnell mit 0:3 in Rückstand. Doch mit Nervenstärke und Konstanz gewann sie den Durchgang 6:4. Im dritten Satz führte Kerber sogar 4:1 - konnte aber den Vorsprung nicht halten, weil Kvitova trotz Krämpfen cool blieb bis zum letzten Ballwechsel.

"Als es nach zehn Minuten im zweiten Satz 0:3 stand, habe ich nur gehofft, hoffentlich kein 0:6 oder 1:6", sagte Rittner und betonte: "Am Ende war es ein geiles Tennismatch, so wie es in einem Finale sein muss. Kvitova ist eine Topspielerin, sie hat unseren Mädels noch was voraus."

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