Ein weltmeisterliches Eigentor

Dortmund · Vom letzten Tabellenplatz aus startet Borussia Dortmund in seine Aufholjagd. Den Siegtreffer beim 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach erzielte aber Christoph Kramer – mit einem Eigentor aus 44 Metern.

Christoph Kramer schloss die Augen, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und stieß alle tröstenden Kollegen barsch zur Seite. Mit einem unfassbaren Eigentor aus 44 Metern hat der Weltmeister für die erste Saison-Niederlage von Borussia Mönchengladbach gesorgt und gleichzeitig die besorgniserregende Talfahrt von Borussia Dortmund gestoppt.

Und während Kramer einem Häufchen Elend glich, pustete Dortmunds Trainer Jürgen Klopp ("Es ist unheimlich viel Druck abgefallen") nach dem Schlusspfiff beim 1:0 (0:0) des BVB durch und startete einen Jubellauf zur Bank. Auf dem Spielfeld tröstete der Dortmunder Trainer zunächst den nun schon wieder gequält lächelnden Kramer, ehe er mit seinen Spielern den erlösenden ersten Sieg nach fünf Niederlagen vor der Südkurve feierte.

22:1 Torschüsse wies die klar dominierende Dortmunder Borussia auf, doch sie brauchte ein denkwürdiges Missgeschick zum Siegtreffer: Kramer wollte den Ball zu seinem Torhüter Yann Sommer zurückspielen, schoss aber dermaßen hart, dass er den am Strafraum stehenden Schweizer überraschte, überlupfte und der Ball im Gladbacher Tor einschlug (58. Minute). "Ich dachte, dass der Ball ein bisschen springt, deswegen habe ich ihn nicht optimal getroffen. Das kann natürlich passieren. Mehr ärgert mich allerdings, dass wir heute richtig Grütze gespielt haben", sagte Kramer selbstkritisch.

Für die Gladbacher endete damit eine bemerkenswerte Serie. Nach dem Vereinsrekord von 18 Pflichtspielen ohne Niederlage verließ das Team von Trainer Lucien Favre den Platz erstmals seit einem halben Jahr wieder als Verlierer.

Eine gute Nachricht hatte es für BVB-Trainer Klopp schon vor der Begegnung gegeben. Torhüter Roman Weidenfeller und Marco Reus standen nach ihren Magen-Darm-Infekten zur Verfügung. Und Reus, der beste Mannschaft auf dem Feld, sorgte auch sofort für mächtig Wirbel. Nach nicht einmal zwei Minuten tanzte er Gegenspieler Julian Korb aus, verfehlte den Führungstreffer aber um Zentimeter. In der neunten Minute war es noch knapper. Nach schönem Rückpass von Henrich Mchitarjan lenkte Sommer den Schuss von Reus mit den Fingerspitzen an den Pfosten.

Die Anfangsphase vor 80 667 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park war bezeichnend. Dortmund ging aggressiv zur Sache, hielt das Tempo extrem hoch und ließ den Gegner nicht zur Entfaltung kommen. Nur die Chancenverwertung des BVB war erneut mangelhaft. Lukasz Piszczek (30.) verzog ebenso freistehend wie Mchitarjan (37.). Sommer kratzte zudem einen Freistoß von Pierre-Emerick Aubameyang kurz vor der Pause aus dem Winkel. 15:0 Torschüsse drückten die Überlegenheit des BVB in der ersten Halbzeit aus. Nach dem Wechsel das gleiche Bild: Dortmund gönnte den Gästen keine Atempause. Die klaren Chancen wie vor der Pause gab es zunächst nicht - bis Kramer sein Aussetzer unterlief.

Eine Minute nach der Führung vergab Reus das 2:0. Ein Schuss des Nationalspielers prallte von der Unterkante der Latte ins Feld zurück. Auch am Ende scheiterte der BVB mit seinen Kontermöglichkeiten, aber er hatte ja in Weltmeister Kramer seinen Torschützen.

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Auf einen BlickBorussia Dortmund startete gestern Abend als Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga in die abschließende Partie des elften Spieltages. Das vorherige Schlusslicht Werder Bremen hatte am Samstagabend im Kellerduell der Liga den VfB Stuttgart mit 2:0 besiegt. Bei zwei Eckstößen von Zlatko Junuzovic nahm das Unheil seinen Lauf. Zuerst ließen die Stuttgarter Werders Abwehrchef Sebastian Prödl frei zum Kopfball kommen (30. Minute), dann düpierte eine flache Hereingabe an den Elfmeterpunkt die komplette Hintermannschaft (57.). Fin Bartels konnte nahezu ungestört Maß nehmen. Der VfB ist nach dem 1:0-Sieg des BVB gegen Mönchengladbach neuer Tabellenletzter. dpa

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