Südafrikas Kampf mit den eigenen Ansprüchen

Johannesburg. Takuma ist überall, Takuma soll es jetzt richten. Das offizielle Maskottchen des Afrika Cups 2013 (19. Januar bis 10. Februar), ein Nilpferd, tanzt wenige Tage vor Turnierberginn auf Bühnen in Johannesburg und Durban, rührt im ganzen Land die Werbetrommel. Es ist der dringend benötigte Schlussspurt des Gastgebers

Johannesburg. Takuma ist überall, Takuma soll es jetzt richten. Das offizielle Maskottchen des Afrika Cups 2013 (19. Januar bis 10. Februar), ein Nilpferd, tanzt wenige Tage vor Turnierberginn auf Bühnen in Johannesburg und Durban, rührt im ganzen Land die Werbetrommel. Es ist der dringend benötigte Schlussspurt des Gastgebers. Zweieinhalb Jahre nach der Fußball-WM, die so große Hoffnungen weckte, hat Südafrika sich in jeder Hinsicht hohe Ziele gesetzt - und läuft diesen nun weit hinterher."Zeit. Unser größtes Problem ist die Zeit", sagt Mvuzo Mbebe, Chef des Organisations-Komitees. Erst im Sommer 2011 übernahm Südafrika die Ausrichtung des Kontinental-Cups von Libyen. Doch Zeit ist nur eines von zahlreichen Problemen. Neben dem schleppenden Kartenverkauf drücken auch der Manipulationsverdacht gegen hochrangige Verbandsvertreter und vor allem die anhaltende sportliche Talfahrt auf die Stimmung am Kap.

Von Begeisterung, wie sie im Vorfeld der WM herrschte, ist Südafrika in diesen Tagen weit entfernt. "Es gab im Land eine Desillusionierung, was die Nationalmannschaft und speziell das Turnier angeht", sagt auch Ludger Schamdomsky, Südafrika-Experte der Deutschen Welle.

Auf einen Boom hatte man noch im Juni 2010 gehofft. Nach einer starken WM-Vorbereitung träumten die Fans im Land von einer nachhaltigen Entwicklung ihrer Nationalmannschaft. Doch die blieb aus. Als erster Gastgeber der WM-Geschichte scheiterte Südafrika in der Gruppenphase. Anschließend misslang die Qualifikation für den Afrika Cup 2012. Trainer Gordon Igesund, seit Juni im Amt, führte bislang keine Trendwende herbei, die letzten Spiele vor Turnierbeginn gegen Norwegen (0:1) und Algerien (0:0) absolvierte "Bafana Bafana" sieg- und torlos. Mit dem Rücktritt des früheren Dortmunders Steven Pienaar hatte das Team im Oktober zudem seinen Kapitän und größten Star verloren.

Für Negativschlagzeilen sorgte auch ein Hin und Her an der Spitze des nationalen Verbandes SAFA. Mitte Dezember wurden Präsident Kirsten Nematandani und vier weitere SAFA-Offizielle wegen des Verdachts der Spielmanipulation von ihren Pflichten entbunden. Nur drei Wochen später nahm der Verband die Entscheidung wieder zurück. Das passte ins Bild, findet auch Schadomsky: "Man will jetzt natürlich Ruhe haben. Aber diese schlechte Darstellung hat Tradition, innerhalb der SAFA gibt es Grabenkämpfe."

Das OK des Afrika-Cups hat sich dennoch hohe Ziele gesetzt - ohne jede Not. 500 000 Tickets wollte man im Vorverkauf absetzen. Bei den vergangenen Turnieren wurden selten viel mehr als 450 000 Karten verkauft. Entsprechend deutlich verfehlte Südafrika nun sein Ziel. 340 000 Tickets wurden bisher abgesetzt.

Letztlich werden die Zuschauerzahlen auch vom Abschneiden des südafrikanischen Teams abhängen. Und trotz der mäßigen Vorbereitung stellen die Gastgeber sich auch hier hohe Hürden auf. "Mindestens das Finale muss es sein", sagt Spielmacher Thulani Serero von Ajax Amsterdam. Seine Hoffnung zieht das Team vor allem aus der Geschichte. 1996, zwei Jahre nach Ende der Arpartheid, fand der Afrika Cup erstmals in Südafrika statt. Die neu formierte Mannschaft holte damals ihren ersten und bis heute einzigen Titel. sid

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort