Schuldenclub im Kaufrausch

Gelsenkirchen. So viel Zeit muss sein

 14-Millionen-Euro-Mann: Klaas-Jan Huntelaar. Foto: dpa

14-Millionen-Euro-Mann: Klaas-Jan Huntelaar. Foto: dpa

Gelsenkirchen. So viel Zeit muss sein. Auf der Schalker Geschäftsstelle ging es gestern zwar mal wieder zu wie im Taubenschlag - aber während der Revier-Club am letzten Tag der Transfer-Periode bei namhaften europäischen Clubs noch für viel Geld Klaas-Jan Huntelaar (AC Mailand) und José Manuel Jurado (Atlético Madrid) loseiste, gab es zwischendurch die knappe Meldung über ein kurzfristig anberaumtes Testspiel gegen Bayer Leverkusen.Am kommenden Freitag treffen sich die beiden Fußball-Bundesligisten im Stadion am Zoo in Wuppertal - vor allem für Felix Magath eine gute Gelegenheit, den vielen neuen Profis in seinem Kader mal genauer auf die Füße zu schauen. Und der Trainer-Manager von Schalke 04 wird sich feste die Daumen drücken, dass dem frischen Personal die Akklimatisation im Pott leichter fällt als Raúl und Christoph Metzelder, den prominenten Einkäufen, die von Real Madrid kamen. Gerade bei Huntelaar sollte Magath seine Hoffnungen auf niederländische Soforthilfe begrenzen: Zwar stand der 27-Jährige bei der Weltmeisterschaft im Kader des Vize-Weltmeisters, musste sich aber als Einwechselspieler verdingen. Genauso wie in Mailand, wohin der Stürmer 2009 nach einem halben Jahr bei Real Madrid gewechselt war - und Reservist blieb. Der Zustand hätte sich nach der Verpflichtung von Zlatan Ibrahimovic vom FC Barcelona verschärft. Eher widerwillig folgte er Schalkes Ruf. "Es stimmt, dass ich in Mailand bleiben wollte. Aber als Ibrahimovic kam, wusste ich, dass es Zeit ist, zu gehen", seufzte der Mann, dessen Spitznamen "The Hunter" (Der Jäger) Staub angesetzt hat, bei seinem Zwangsabschied.Die Ablöse von 14 Millionen Euro - Vereinsrekord - soll Schalke in Huntelaars Verpflanzung von Norditalien auf das Berger Feld investiert haben. Und wo die Königsblauen auf ihrem Schuldenberg schon dabei waren, richtig tief in die leeren Taschen zu greifen, folgte gleich der zweitteuerste Transfer der Clubgeschichte: José Manuel Jurado (Foto: afp), offensiver Mittelfeldspieler von Atlético Madrid. Der 24-Jährige soll 13 Millionen Euro teuer sein und wurde von Schalke offenbar mit einer stattlichen Gehaltsofferte gelockt. Dabei drücken den Club rund 135 Millionen Euro Verbindlichkeiten, den Schalke-Konzern mit Tochtergesellschaften gar um die 249 Millionen Euro."Es gibt Momente, in denen man nicht Nein sagen kann. Das Angebot von Schalke konnte ich nicht ablehnen", sagte Jurado - und verkaufte den Wechsel vom Europa-League-Sieger nach Deutschland als einen "guten Schritt in meiner Karriere". Gut für Magath könnte sein, dass er - anders als seine künftigen Mitspieler Huntelaar, Raúl und Metzelder - zuletzt kein Bank-Experte war, sondern mittendrin im Fußballer-Leben stand: Bei Atléticos 4:0 gegen Sporting Gijon wirbelte Jurado am Montag fleißig mit, erzielte einen Treffer und war einer der Besten. An Offensivkraft dürfte es dem taumelnden Vize-Meister, wenn sich all die Stars denn einmal eingelebt haben, nicht mangeln. Wegen seiner irrlichternden Verteidigung musste sich Magath, der in der Sommerpause den Sensenmann gespielt und mit Heiko Westermann, Marcelo Bordon und Rafinha fast seine komplette, wirksame Defensive verkauft hatte, nach dem missratenen Liga-Start mit 1:2-Pleiten beim Hamburger SV und gegen Hannover 96 von der Konkurrenz schon verspotten lassen.Die aufkeimende Panik auf Schalke, das in dieser Transferperiode auf sagenhafte 15 Ab- und 14 Zugänge kommt, war mit Händen zu greifen. Deshalb wurden die Schleusen nun weit geöffnet. Und als der Taubenschlag am Ernst-Kuzorra-Weg gestern endlich schloss, hatte Magath zumindest nominell auch noch etwas für die Abwehr getan. Nachmittags meldete er die ablösefreie Verpflichtung von Nicolas Plestan (Foto: Imago), Innenverteidiger vom OSC Lille, der für Stabilität in der Abwehr sorgen soll. Auch wenn der 29-Jährige wegen einer Verletzung vergangene Saison nur fünf Spiele bestritt.Stürmer Markus Rosenberg wird von Schalkes Ligakonkurrent Werder Bremen für ein Jahr an Racing Santander nach Spanien ausgeliehen.

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