Fußball Punktabzug bei Spielunterbrechung?

Berlin · Deutscher Fußball bekommt das Problem Pyrotechnik nicht in den Griff. Die Fronten sind verhärtet, in den Stadien brennt es weiter.

 Im Relegations-Rückspiel gegen den 1. FC Saarbrücken brannten die Fans von 1860 München jede Menge Pyrotechnik ab.

Im Relegations-Rückspiel gegen den 1. FC Saarbrücken brannten die Fans von 1860 München jede Menge Pyrotechnik ab.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Zuschauerränge in Rauch und Feuer gehüllt, immer neue Tricks der Ultras und aufschreiende Funktionäre: Das Abbrennen von Pyrotechnik in den Stadien sorgt für große Aufregung. Der deutsche Fußball bekommt das Problem nicht in den Griff. Eine Einigung zwischen Krawallmachern und Clubs ist nicht in Sicht, in den Stadien wird es weiter brennen.

„Die Lage ist nicht schnell zu lösen, die Probleme sind lange bekannt“, sagt Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Polizei-Gewerkschaft GdP. Der Deutsche Fußball-Bund besteht auf ein Verbot und verschärft die Regeln, die Fan-Gruppen kämpfen ihrerseits für einen freien oder regulierten Einsatz von Bengalos und Leuchtraketen.

Die regelmäßigen Treffen zwischen Fans und Verbänden zu dem Thema sind ohnehin schwierig. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann sprach nach dem Albtraum bei Waldhof Mannheim im Aufstiegsspiel zur 3. Liga gegen Uerdingen mit 45 Verletzten bereits vom Ende der Dialogbereitschaft. Das geht aber den Fans zu weit. „Natürlich werden DFB und DFL den Dialog mit den Fans weiter fortführen, es gibt keine Alternative dazu“, sagt Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte in Frankfurt. Schon für das Wochenende ist in Offenbach ein Treffen mit Fan-Gruppen und Club-Vertretern der 1. und 2. Bundesliga angesetzt.

„Wir haben die Hoffnung, dass dort der Dialog fortgesetzt wird“, sagt auch Rainer Vollmer von „Unsere Kurve“. Die unabhängige Fan-Organisation, die nach eigenem Bekunden gute Kontakte zu den Ultras in Deutschland hält, ist ebenfalls in Offenbach dabei und hofft auf ein konstruktives Treffen.

Derweil hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) die Maßnahmen gegen Zündler verschärft. Vereine bis einschließlich zur Regionalliga müssen ab der neuen Saison mit einem Punktabzug rechnen, falls ein Spiel wegen des Einsatzes von Pyrotechnik länger als fünf Minuten unterbrochen wird. „Das lehnen wir ab. Die Spieler und Mannschaften zu bestrafen, ist nicht der richtige Weg“, findet Vollmer.

Dass Pyrotechnik erst gar nicht ins Stadion gelangt, scheint immer aussichtsloser. In Mannheim soll es nachts im Vorfeld eine Fan-Party im Stadion gegeben haben, bei der möglicherweise Bengalos in der Arena deponiert wurden. Malchow weiß von vielen weiteren Varianten: „Die Fans tragen durch die Choreographien oft jede Menge Material ins Stadion. Das bietet die Möglichkeit, Pyrotechnik zu schmuggeln.“

Für die Beamten bleibt es oft ein Rätsel, wie die Pyrotechnik in die Arenen gelangt. So kommt es vor, dass Fan-Gruppen den Sicherheitsdienst durch Pöbeleien ablenken, während andere Randalierer Taschen mit Pyro-Inhalt über den Stadionzaun werfen. Auch wird Pyrotechnik in Körperöffnungen ins Stadion geschleust. „Die Frage ist, wie intensiv das Abtasten der Körper durch die Sicherheitskräfte erfolgen kann“, sagt Malchow.

Schwierig ist es für die Polizei auch, die oft vermummten Ultras zu identifizieren. Viele ziehen sich in den Stadien um. Für die Beamten ist es aber wichtig, die Täter strafrechtlich zu verfolgen, damit es zu Verfahren kommen kann. Dazu benötigt die Polizei eine lückenlose Beweiskette – eine schwierige Aufgabe.

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