"Mosley ist ein Ausgestoßener"

Paris. Der Präsident selbst schweigt nach dem Triumph über seine Gegner, doch von Ruhe hinter den Kulissen ist keine Spur. Mosley "löst einen Krieg in der Fia aus", meinte die spanische "Marca"

 Max Mosley bleibt Fia-Chef, aber er ist ein einsamer Mann geworden. Foto: dpa

Max Mosley bleibt Fia-Chef, aber er ist ein einsamer Mann geworden. Foto: dpa

Paris. Der Präsident selbst schweigt nach dem Triumph über seine Gegner, doch von Ruhe hinter den Kulissen ist keine Spur. Mosley "löst einen Krieg in der Fia aus", meinte die spanische "Marca". "Den ersten Satz hat er für sich entschieden, aber Mosley weiß, dass die Partie noch lange nicht gewonnen ist", schrieb die französische "L'Équipe".

Nicht wenige rechnen damit, dass sich die Mosley-Kritiker nun bis zum Ende seiner Amtszeit im Herbst 2009 warm anziehen müssen. Aus Kreisen der Formel 1, die am Sonntag ihren siebten WM-Lauf in Montr&;al austrägt, blieben wohl auch deshalb ähnlich scharfe Töne wie nach der Veröffentlichung des Videos aus.

Die Bilder zeigten den 68-Jährigen bei Sadomaso-Sexspielen mit fünf Prostituierten. Mercedes verzichtet weiter auf einen Kommentar. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen sprach von einer Entscheidung, die man respektiere.

"Jetzt trifft die Formel 1 der Schlag", glaubt indes die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und prophezeite "Hiebe für die Opposition" durch Mosley. Auch in Mosleys Heimat England hielt sich die Presse nicht zurück. "Zum Erstaunen der Welt entschied der Motorsport, Max Mosley, den Kopf seines Weltverbands, trotz schmutziger Anschuldigungen nicht zu entlassen", meinte die Londoner "Times". Und glaubt: Seine letzten Monate im höchsten Automobil-Amt muss er als "Ausgestoßener" verbringen.

Mosley hatte bei der Generalversammlung der Fia am Dienstag zwar eine deutliche Mehrheit hinter sich - 103:55 Stimmen. Doch vor allem die großen Verbände, darunter der ADAC, stimmten gegen ihn - und die vertreten immerhin mehr als 80 Prozent der Autofahrer. "Wie kann eine 61-prozentige Mehrheit, die weniger als 20 Prozent der Autofahrer der Welt repräsentiert, Vertrauen schaffen?", fragte der "Daily Telegraph". Den Ausschlag gaben kleine Clubs wie der Iran, dessen Delegierter befand, man dürfe Geschäft nicht mit Privatem vermischen.

Auch wenn Mosley nun die repräsentativen Aufgaben seinen beiden Stellvertretern Franco Lucchesi und Marco Piccinini überlässt, wie er es schon vor dem Votum von Paris angekündigt hatte, dürften sich skurrile Bilder wie zuletzt in Monte Carlo wiederholen. Die Fürstenfamilie wollte sich nicht mit Mosley sehen lassen. "Ein Präsident, den jeder in heruntergelassenen Hosen gesehen hat, ist schlicht nicht mehr ernst zu nehmen", schrieb die "Süddeutsche Zeitung". dpa

Hintergrund

Rennen statt Ränkespiele: Nach den Turbulenzen um Fia-Chef Max Mosley bemüht sich die Formel 1 vor dem Großen Preis von Kanada am Sonntag um die Rückkehr zum Tagesgeschäft. "Es ist wichtig, dass sich nun alle Beteiligten wieder auf den Sport konzentrieren", mahnte BMW-Sportdirektor Mario Theissen. In Monaco lagen zuletzt die Silberpfeile von McLaren-Mercedes vor Ferrari. Mercedes-Sportchef Norbert Haug gibt sich aber vorm einzigen Nordamerika-Rennen zurückhaltend. "Jetzt zu sagen, das ist die Wende für Lewis Hamilton, wäre falsch. Es wird weiter eng zugehen." Allerdings: Die Statistik spricht für Silber. Seit Michael Schumachers Erfolg 2004 wartet Ferrari auf einen Sieg in Kanada. dpa

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