Klinsmann als Heilsbringer

Boston. Jürgen Klinsmanns erstes Kapitel als amerikanischer Nationaltrainer klingt wie eine Urlaubs-Geschichte. Antigua, Curacao oder die Amerikanischen Jungferninseln könnten in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien die Gegner der USA werden. Das ergab am Samstag die Auslosung in Rio de Janeiro

Boston. Jürgen Klinsmanns erstes Kapitel als amerikanischer Nationaltrainer klingt wie eine Urlaubs-Geschichte. Antigua, Curacao oder die Amerikanischen Jungferninseln könnten in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien die Gegner der USA werden. Das ergab am Samstag die Auslosung in Rio de Janeiro. Der ehemalige Bundestrainer steigt mit seiner neuen Mannschaft im Juni 2012 in die Qualifikation des Kontinentalverbands Concacaf ein. Am 10. August 2010 gibt er im Testspiel in Philadelphia gegen Mexiko sein Debüt.Derzeit steht als Gruppengegner der USA nur Jamaika fest, zwei weitere Mannschaften werden bis November ermittelt. "Klinsmann wird an Orte kommen, an denen er wahrscheinlich noch nicht war, und das wird auch eine interessante Herausforderung für ihn", sagte Ex-Nationalspieler Alexi Lalas, nachdem Klinsmann am Freitag vom US-Verband als Nachfolger des tags zuvor entlassenen Bob Bradley ernannt. "Ich fühle mich stolz und geehrt, zum Nationaltrainer ernannt worden zu sein", sagte Klinsmann, der am Samstag 47 Jahre alt wurde.

Amerika hofft, in "Jörgen Klinsmänn" seinen Fußball-Heilsbringer gefunden zu haben. In fast allen bedeutenden Sportarten sind die Amerikaner Weltspitze - der Wahl-Kalifornier soll die kriselnden US-Mannschaften auch im Fußball auf die Sonnenseite führen. Einer seiner größten Fans ist fest davon überzeugt. "Mein Kumpel Klinsi trainiert das US-Team - wie findet ihr das?", schrieb Basketball-Star Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks: "Ich denke, es passt für beide Seiten." Ähnlich zuversichtlich ist Eric Wynalda, Ex-Stürmer des 1. FC Saarbrücken (1992 bis 1994). "Sein größter Vorteil ist, dass er die Amerikaner besser versteht, als jeder andere ausländische Trainer es jemals könnte. Er ist der perfekte Griff", meinte der Ex-Nationalspieler und Bundesliga-Profi.

"Ich freue mich für Jürgen, dass er eine neue Herausforderung gefunden hat und wünsche ihm viel Erfolg. Wie wir Jürgen kennen, wird er mit Kraft an die Aufgabe herangehen und viel bewegen", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der einst als Klinsmann-Assistent arbeitete. "Jürgen Klinsmann kann den US-Fußball nach vorn bringen, wenn er freie Hand bekommt", titelte die Zeitung "Los Angeles Times". "Klinsmann bekommt die Schlüssel für den US-Fußball ausgehändigt", schrieb die "Sports Illustrated".

2006 und 2010 war der Weltmeister von 1990 als US-Trainer im Gespräch, damals wollte ihm Verbandsboss Sunil Gulati nicht die geforderten "weit reichenden Befugnisse" einräumen. Jetzt gab Gulati klein bei. Er betonte, Klinsmann habe "die Erfahrung und das Wissen, um unser Programm voranzubringen". Und das ist notwendig. In der Weltrangliste stehen die Amerikaner nur an Position 30. "Die US-Spieler müssen viel härter angetrieben werden, von Trainern, Fans, Medien, wenn sie sich verbessern wollen", hatte Klinsmann bereits in der Vergangenheit erkannt.

Ähnlich wie bei seinem Engagement als Bundestrainer von 2004 bis zum Ende der WM 2006 hat sich Klinsmann weit reichende Kompetenzen zusichern lassen. So wird er entscheiden, wer die vakanten Trainerposten der U23 und der U20 übernimmt. Es wird auch erwartet, dass der 47-Jährige, der im April 2009 seinen Trainerposten bei Bayern München nach nur zehn Monaten wieder räumen musste, die alles andere als modernen Strukturen, wie zum Beispiel das Sichtungs-System, in dem riesigen Land reformiert. dpa

"Ich fühle mich stolz und geehrt."

Jürgen Klinsmann nach seiner Ernennung zum US-Nationaltrainer

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