Eine Rakete, ein großes Talent und viele Fragen

Shanghai. Paul Biedermann hat die deutsche Lagenstaffel am Sonntag in Shanghai mit einem fulminanten Turbo auf Platz drei geführt und für einen versöhnlichen Abschluss einer turbulenten WM gesorgt. Für Biedermann war es die dritte Bronzemedaille. Mit insgesamt fünf Mal Bronze blieb der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) ein Jahr vor Olympia in London aber unter seiner Zielvorgabe

 Der Topstar der WM in Shanghai: US-Schwimmer Ryan Lochte gewann fünf Titel. Foto: dpa

Der Topstar der WM in Shanghai: US-Schwimmer Ryan Lochte gewann fünf Titel. Foto: dpa

Shanghai. Paul Biedermann hat die deutsche Lagenstaffel am Sonntag in Shanghai mit einem fulminanten Turbo auf Platz drei geführt und für einen versöhnlichen Abschluss einer turbulenten WM gesorgt. Für Biedermann war es die dritte Bronzemedaille. Mit insgesamt fünf Mal Bronze blieb der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) ein Jahr vor Olympia in London aber unter seiner Zielvorgabe. Zudem hat ausgerechnet Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen den Verband in raue See gestürzt.Davon ließen sich Biedermann, Helge Meeuw, Hendrik Feldwehr und Benjamin Starke aber nicht beeinflussen. "Ich liebe diese Duelle. Das war ein tröstlicher Abschluss", sagte Biedermann, der die japanische Staffel noch verdrängte. Ein Extra-Kompliment gab es von Starke: "Zum Glück hat unsere Rakete noch gezündet." In 3:32,60 Minuten musste das DSV-Quartett nur den USA (3:32,06 Minuten) und Australien (3:32,26) den Vortritt lassen.

Die Bilanz konnte die Staffel aber nur noch etwas aufhellen. Bis auf Biedermann und den 19-jährigen Aufsteiger Christian vom Lehn (Bronze über 200 Meter Brust) verschwanden die deutschen Schwimmer weitgehend in der Versenkung. Am letzten WM-Wochenende wurde es nicht viel besser. Meeuw über 100 Meter Rücken, Christian Kubusch ("Ich entschuldige mich bei Deutschland") über 1500 Meter Freistil, Dorothea Brandt über 50 Meter Freistil und Yannick Lebherz über 400 Meter Lagen verpassten ihre Endläufe.

Das Fazit des DSV fiel entsprechend unerfreulich aus. Bundestrainer Dirk Lange forderte mit Blick auf London "Siegertypen". Auch Leistungssportdirektor Lutz Buschkow war nicht zufrieden. "So haben wir uns das nicht vorgestellt", erklärte Buschkow, der je zwei Mal Gold, Silber und Bronze als Ziel vorgegeben hatte: "Wir haben noch deutliche Reserven im mentalen Bereich."

Das trifft wohl auch auf Britta Steffen zu, die ihre vorzeitige Abreise verteidigte. Sie habe in ihrem "enttäuschten Zustand niemanden zur Last fallen und runterziehen" wollen, erklärte die 27 Jahre alte Berlinerin, die trotz des WM-Debakels an ihren Olympia-Plänen festhält: "Ich sehe keinen Grund, vorzeitig liegen zu bleiben." Auch ohne Steffen hatte die Lagenstaffel durch den Finaleinzug das Olympia-Ticket gelöst, war im Endlauf Risiko gegangen und nach einem Wechselfehler disqualifiziert worden.

Erfolgreichster WM-Starter war Ryan Lochte (USA), der über 400 Meter Lagen seinen fünften Titel holte. Landsmann Michael Phelps, der gegen Lochte zwei Niederlagen hinnehmen musste, konnte sich zum Schluss über den Staffelsieg und sein insgesamt 26. WM-Gold freuen. Den zweiten Weltrekord nach dem Verbot der Hightech-Anzüge stellte der Chinese Sun Yang über 1500 Meter auf. Er blieb in 14:34,14 Minuten 42 Hundertstel unter der zehn Jahre alten Bestmarke des Australiers Grant Hackett.

Übrigens: Laut Weltverband Fina verliefen alle Dopingtests negativ. Mehr als 300 Urin- und 40 Bluttests seien vorgenommen worden. Erstmals seit sechs Jahren hatte es bei einer WM Blutkontrollen gegeben. dapd

Auf Einen Blick

Die deutschen Wasserballer haben die WM auf Platz acht abgeschlossen. Die Mannschaft von Bundestrainer Hagen Stamm verlor am Samstag die Partie um Platz sieben gegen Montenegro mit 5:8. Weltmeister wurde Italien nach einem 8:7 gegen Serbien.

Nachdem die vorzeitige Qualifikation für Olympia verpasst wurde, will sich Deutschland den Startplatz für die Sommerspiele 2012 im April bei einem Turnier in Kanada sichern. In Edmonton kämpfen dann die besten fünf EM-Mannschaften, die sich noch nicht qualifiziert haben, um die Olympia-Teilnahme. dpa

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