Keine Chance für die WüstensöhneStimmen zum Spiel: Algerien überraschend stark in der Abwehr

Varazdin. Im Baseball gibt es eine sinnvolle Regel. Das Spiel kann wegen Überlegenheit einer Mannschaft abgebrochen werden. Diese Regel, auf Handball angewendet, hätte am Montagabend nach spätestens 38 Minuten das vorzeitige Ende der WM-Partie Deutschland gegen Algerien bedeutet

 Nur beim Trikot-Ziehen waren Deutschland (hier Michael Müller) und Algerien auf Augenhöhe. Foto: dpa

Nur beim Trikot-Ziehen waren Deutschland (hier Michael Müller) und Algerien auf Augenhöhe. Foto: dpa

Varazdin. Im Baseball gibt es eine sinnvolle Regel. Das Spiel kann wegen Überlegenheit einer Mannschaft abgebrochen werden. Diese Regel, auf Handball angewendet, hätte am Montagabend nach spätestens 38 Minuten das vorzeitige Ende der WM-Partie Deutschland gegen Algerien bedeutet. 21:11 führte der Weltmeister gegen die überforderten Nordafrikaner, am Ende betrug die Differenz zwölf Treffer - aber auch nur weil die Deutschen es gnädig meinten mit dem Gegner.

In der ersten Hälfte versprühte der Titelverteidiger wenig Glanz, die Anzahl der sehenswerten Aktionen erhöhte sich nach dem Wechsel antiproportional zum Fitnesszustand der Algerier. Aber da der Kantersieg frühzeitig in trockenen Tüchern war, sparten sich die Deutschen die Kräfte für die kommenden Aufgaben. Bundestrainer Heiner Brand lobte seine Mannschaft, meinte aber auch berechtigt: "Nach drei Spielen in drei Tagen ist man nicht mehr so spritzig."

Seine Mannschaft spielte gegen die international zweitklassigen Algerier anfangs häufig statisch, manchmal fast lethargisch, ohne aber jemals Gefahr zu laufen, dass das Spiel verloren werden könnte. Deutschland wurde wenig gefordert. Schon beim Pausenstand von 16:10 war klar, dass der Weltmeister die Tabellenführung mit 5:1 Punkten übernehmen würde. Denn zuvor hatte ausgerechnet der nächste deutsche Gegner Mazedonien für neue Spannung in Gruppe C gesorgt. Durch ein überraschendes 30:29 gegen Vize-Weltmeister Polen haben die Balkan-Handballer nun mit 4:2 Punkten (wie Polen) gute Chancen aufs Weiterkommen - was die Partie am Mittwoch (17.30 Uhr/RTL) für das Brand-Team nicht einfacher macht.

Vor allem wird es gelten, den überragenden Mazedonier Kiril Lazarov auszuschalten, der Polen mit 13 Treffern quasi im Alleingang besiegte. Allerdings dürfte es für Pascal Hens & Co. genug Motivation sein, durch einen Erfolg das vorzeitige Weiterkommen perfekt machen zu können. "Wir können noch besser, aber das heben wir uns für die entscheidenden Spiele gegen Mazedonien und Polen auf", meinte DHB-Präsident Ulrich Strombach. Der sah einen anfangs starken Holger Glandorf, einen Torwart Johannes Bitter, der mit 13 Paraden sein Tief aus dem Tunesien-Spiel überwunden hatte, einen starken Jens Tiedtke und Torsten Jansen als besten Torschützen mit sechs Treffern. Heute können die Deutschen sich am ersten spielfreien WM-Tag regenerieren. Auf einen Stadtrundgang folgt leichtes Training und medizinische Behandlung. "Die Akkus müssen in den letzten beiden Spielen voll sein", meinte Strombach.Heiner Brand: "Das war ein Pflichtsieg, nicht mehr, nicht weniger. Anfangs hatten wir erhebliche Probleme gegen die extrem offensive Abwehr der Algerier, zu Beginn der zweiten Hälfte fanden wir besser ins Spiel, danach verflachte unser Niveau wieder."

Michael Kraus: "Ich freue mich auf den freien Tag, da wird unsere medizinische Abteilung auf Hochtouren arbeiten müssen."

Torsten Jansen: "Das Ergebnis sagt nicht aus, wie viele Fehler wir gemacht haben. Wir haben sehr lange gebraucht, um ins Spiel zu finden, aber dann lief es phasenweise ganz gut."

Pascal Hens: "Man muss jeden Gegner ernst nehmen und gegen eine solche Abwehr spielt man nicht alle Tage."

Dominik Klein: "Ich habe selten gegen eine solche Defensive gespielt, das war nicht gerade angenehm." bp

Auf einen Blick

Deutschland - Algerien 32:20 (16:10)

Deutschland: Bitter (HSV Hamburg), Lichtlein (TBV Lemgo) - Hens (HSV Hamburg) 2, Roggisch (Rhein-Neckar Löwen) 1, Klein (THW Kiel) 3, Müller (TV Großwallstadt) 2, Strobel (TBV Lemgo) 1, Preiß (TBV Lemgo) 1, Tiedtke (TV Großwallstadt) 4, Glandorf (HSG Nordhorn) 5, Jansen (HSV Hamburg) 6/4, Kraus (TBV Lemgo) 2, Kaufmann (TBV Lemgo) 2, Schröder (HSV Hamburg) 3.

Algerien: Rabir, Kerbouche - Omar Chehbour 2, Benkahla, Boudrali 1, Labane, Bouakaz, Boultif 3, Layadi 2, Riad Chehbour 3, Berriah 8, Toum 1, Yahia.

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