Infantino geht vor Fifa-Präsidentenwahl in die Offensive

London · Gianni Infantino ist sich ziemlich sicher, den Kampf um das wichtigste Amt im Weltfußball zu gewinnen. In London ging der 45-jährige Schweizer auf Wahlkampftour – und brachte ein paar prominente Unterstützer mit.

Gianni Infantino weiß, wie Wahlkampf geht. Gut dreieinhalb Wochen vor der Präsidentschaftswahl des Fußball-Weltverbands Fifa hat der Schweizer im ehrwürdigen Wembley-Stadion medienwirksam die heiße Phase eingeleitet - und dabei jedem so ziemlich alles versprochen. "Wenn man den Fußball liebt, dann stimmt man für mich", sagte der Generalsekretär der Uefa. Mögliche Klüngeleien mit Konkurrenten schließt er aus. "Das wird es nicht geben. Wenn ich gewählt werde, werde ich am 26. Februar Fifa-Präsident sein", sagte Infantino, dem eine Absprache mit Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa aus Bahrain nachgesagt wird.

Der 45-Jährige, der unter anderem die WM auf 40 Teilnehmer aufstocken will, geht sehr selbstbewusst davon aus, dass er gewählt wird. 105 Stimmen aus den 209 Fifa-Nationalverbänden habe er bereits sicher, sagte Infantino. Stimmt das, wird er tatsächlich in Zürich zum Nachfolger des gefallenen Joseph S. Blatter (79), weil ab dem zweiten Wahlgang die einfache Mehrheit reicht.

Ob es aber wirklich schon 105 sind? Das Machtgefüge im Weltfußball ist komplex, "sichere" Stimmen gibt es nicht viele. Selbst die Uefa-Verbände (53 Nationen ) werden nicht alle für Infantino stimmen, auch wenn das Uefa-Exekutivkomitee, das den Wahlkampf ihres Generals mit 500 000 Euro finanziert, es gerne so hätte. Offizielle Infantino-Unterstützung gab es zudem aus dem südamerikanischen Dachverband Conmebol (zehn Stimmen) und von einem Teil der Verbände aus Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik (Concacaf/35). Das sind noch keine 105.

Neben Scheich Salman (50) treten auch noch Prinz Ali bin Al Hussein (40/Jordanien), der Franzose Jérôme Champagne (57) und - Stand jetzt - Tokyo Sexwale (62/Südafrika) gegen Infantino an. Der Scheich hat klare Vorteile in seinem asiatischen Dachverband (AFC/46 Stimmen) und offensichtlich auch in Afrika. Die dortige CAF ist mit 54 Nationen die stimmgewaltigste Fifa-Konföderation. Wird es ganz knapp, könnten die ozeanischen Verbände (OFC/elf Nationen ) am Ende die Königsmacher sein.

Deshalb ging Infantino in die Offensive und warb für Stimmen weitab von Europa. "Es geht darum, offen zu sein, transparent und integrativ", sagte er. Der neue Generalsekretär müsse oder solle sogar nicht aus Europa kommen. Es wäre das erste Mal. Der Weltverband müsse sich endlich öffnen. "Die Fifa muss mehr Frauen an verantwortlichen Stellen einbinden und mehr Personen aus der gesamten Welt, die nicht nur in der Schweiz, Deutschland oder Frankreich gute Funktionäre sind", sagte der Präsidentschaftskandidat, der die Unterstützung zahlreicher prominenter Namen wie José Mourinho , Fabio Capello , Luis Figo und Roberto Carlos bekam. "Diese Unterstützung bedeutet mir sehr viel", sagte Infantino. Was es nützt, wird sich am 26. Februar in Zürich zeigen.

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