Schäfer will auch in Rio ganz vorne mitmischen

Bierbach · Pauline Schäfer hat sich ihr Olympia-Ticket früh gesichert. Im August will die 19 Jahre alte Saarländerin in Rio um eine Medaille turnen. In ihrer Vorbereitung auf das große Ziel warten hartes Training und ein vollgestopfter Terminkalender.

Wenn im Sommer die besten Sportler der Welt bei den 31. Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro um Medaillen kämpfen, entscheiden in Rio nur Nuancen über Sieg und Niederlage. Zwischen Gold, Silber, Bronze und dem Sturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit liegt ein schmaler Grat. "Das Niveau ist extrem hoch. Willst du oben stehen, musst du alles riskieren. Zehntel entscheiden", sagt Pauline Schäfer, eine echte Spezialistin für den "schmalen Grat".

Bei der WM in Glasgow ging die Saar-Turnerin im Herbst auf dem nur zehn Zentimeter breiten Schwebebalken kein volles Risiko und ließ im Finale den Schäfer-Salto aus. Auch ohne den von ihr kreierten Seitwärtssalto mit halber Drehung gewann die seit 2012 am Bundesstützpunkt Chemnitz trainierende Bierbacherin sensationell Bronze. Mehr noch: Die 19-Jährige löste damit früh ihr Ticket für den Olympia-Einzelstart.

Mit der Nationalmannschaft landete Schäfer nur auf Rang zehn. Die Qualifikation misslang. Nach der WM-Pleite will es Deutschland im zweiten Anlauf richten und beim "Olympischen Testevent" in Rio vom 16. bis 24. April unter die besten Vier kommen. "Der erste Saisonhöhepunkt steigt dort, wo ich im August neben der Einzel-Teilnahme auch gerne mit dem Team starten würde. Wir müssen es schaffen", sagt Schäfer und grübelt: "Zwei Mal Brasilien und zurück - verrückt."

Die Weltklasse-Athletin kommt in der Welt rum. Mit Schwester Helene, Sophie Scheder und Trainerin Gabi Frehse war sie im Dezember in Abu Dhabi. Dort erholte sich das Chemnitzer Trainings-Team von den Strapazen. "Vom stressigsten und besten Jahr meiner Karriere. Aber 2016 wird härter", befürchtet sie. Während für einige saarländische und deutsche Sportler der Kampf um die Olympia-Tickets gerade beginnt, können Schäfer die nationalen Normen egal sein. Sie ist dabei und könnte es ruhig angehen lassen. Macht sie aber nicht. Bis zu acht Stunden feilt die Wahl-Chemnitzerin mit Trainerin Frehse täglich an der Form. Besuche beim Physiotherapeuten und im Fitness-Studio runden den proppenvollen Wochenplan ab.

Doch damit nicht genug. "Ich absolviere im Verein ein freiwilliges soziales Jahr und treffe mich mit den Kleinsten oft um 7 Uhr zum Lauftraining. Das macht Spaß", verrät der Turn-Star, der auch klein anfing. Als Fünfjährige schlug Pauline beim Heimatverein TV Pflugscheid-Hixberg Purzelbäume, wechselte früh zum TV Dillingen und mit acht Jahren an die Sportschule. Schon damals glaubte Landestrainer Sergej Slastnych an eine große Karriere des "Jahrhundert-Talents". "Ich träume von Olympia, seit ich turne. Als ich vor vier Jahren nach Chemnitz kam, war das große Ziel so weit weg. Jetzt stehe ich kurz davor - Wahnsinn", sagt die Saarsportlerin des Jahres.

Beim bedeutendsten Sportereignis vor den Augen der Welt dabei zu sein, sei ein tolles Erlebnis, schwärmt Schäfer. Doch sie will mehr und arbeitet hart dafür. Erster Formcheck ist der National Team Cup am 5. März in Buttenwiesen. Es folgen Weltcups in Stuttgart (18. März) und Cottbus (31. März), diverse Starts in der Deutschen Turnliga (ab 7. Mai) und die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft in Hamburg (25. Juni). "Meine unglaubliche Entwicklung gibt mir das Gefühl, dass sich die Plackerei lohnt", sagt Schäfer, die in ihrem ersten WM-Finale auf Anhieb Bronze absahnte.

Ob ihr bei der Olympia-Premiere der nächste Coup gelingt? Sicher nicht ohne ihren Schäfer-Salto, den sie bis dahin perfektionieren möchte. "Nach der WM lege ich die Messlatte hoch und trainiere noch härter. Nur dabei zu sein, reicht mir nicht. Ich möchte oben mitturnen", sagt Schäfer selbstbewusst. Ob ihre Trumpfkarte sticht und in den Duellen mit der Schwebebalken-Weltelite die entscheidenden Zehntel bringt, wird sich in Rio zeigen. Auf ihrem kippligen Paradegerät, dem schmalen Grat zwischen Medaillen-Triumph und geplatzten Olympia-Träumen.

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