Die Notlösung als Stabilisator

München · Serdar Tasci muss bei Bayern München beweisen, dass er mehr als nur eine Notlösung in der Abwehr sein kann. Heute nimmt der ehemalige Nationalspieler das Training beim Rekordmeister auf.

Serdar Tasci strahlte in die Kamera. Er freue sich "sehr über diese Herausforderung", sagte der 28-Jährige. Dass Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Wochenende noch erklärt hatte, dass "keine Qualität" auf dem Markt vorhanden sei, war dem Ex-Stuttgarter in diesem Moment wohl egal.

Anstatt bei Spartak Moskau die Vorbereitung fortzusetzen, fand sich Tasci am Montag überraschend beim deutschen Fußball-Rekordmeister wieder. Zweieinhalb Jahre war der frühere Stuttgarter, 2007 mit dem VfB Meister, in Deutschland aus dem Blickfeld verschwunden. Jetzt soll er dem großen FC Bayern auf dem Weg zum Triple helfen und nach den Verletzungen von Jérôme Boateng und Javi Martínez, der gestern wegen eines kleinen Schadens am Meniskus operiert wurde und wohl vier Wochen ausfällt, den Notstand in der Abwehr beheben.

Zweifel sind durchaus angebracht, ob Tasci (noch) die Klasse für eines der besten Teams in Europa hat. In Moskau war er zwar Stamm- und Führungsspieler, doch die russische Liga gilt als nicht besonders wettbewerbsfähig. Zudem kommt der 28-Jährige ohne Spielpraxis nach München , da in Russland Winterpause ist.

Er habe zuletzt ein zehntägiges Trainingslager in Abu Dhabi absolviert, sagte Tasci bei seiner Ankunft. "Ich fühle mich sehr gut. Wenn ich eine gute Trainingswoche habe, bin ich topfit", fügte er an. Gestern hatten die Bayern aber erst einmal trainingsfrei, ehe heute die Vorbereitung auf das Spiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Bayer Leverkusen startet.

Als Notlösung fühlt sich Tasci nicht. "Der FC Bayern hat Riesen-Ziele. Auch dieses Jahr gibt es drei Titel zu gewinnen. Ich hoffe, dass ich der Mannschaft mit meiner Qualität weiterhelfen kann, damit wir diese Titel holen können", sagte Tasci, für den die Münchner bis Saisonende rund zwei Millionen Euro Leihgebühr bezahlen und eine Kaufoption besitzen.

Wie gut Trainer Pep Guardiola den Innenverteidiger kennt, ist nicht bekannt. Immerhin bringt Tasci Eigenschaften mit, die der Spanier zu schätzen weiß. Tasci benötigt im Normalfall wenig Fouls, er ist technisch beschlagen, verfügt über eine "sehr gute Spielauslösung", wie Bundestrainer Joachim Löw einst lobte. Dies war aber zu Zeiten, da gehörte Tasci zum elitären Kreis der Nationalmannschaft. Das letzte Länderspiel für den WM-Teilnehmer von 2010 liegt fünfeinhalb Jahre zurück (11. August 2010, 2:2 gegen Dänemark).

Doch Tasci hat die DFB-Elf noch nicht abgeschrieben. "Dafür bin ich zu jung", sagte er unlängst. Doch erst einmal muss er sich beim FC Bayern beweisen. Ob Guardiola ihm schon in Leverkusen vertraut, ist offen. Zuletzt gegen Hoffenheim (2:0) durfte sich neben Holger Badstuber Mittelfeldspieler Joshua Kimmich in der Innenverteidigung versuchen. Zudem soll Medhi Benatia nach langer Verletzungspause bald wieder zur Mannschaft stoßen.

Der 181-malige Bundesligaspieler Tasci sei "in der Lage, uns mit seiner Qualität und Erfahrung sofort zu helfen", betonte Sportvorstand Matthias Sammer schon mal. Was soll er auch anderes sagen? Der Markt gab einfach nicht mehr her.

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