In kleinen Schritten zum großen Ziel

Eine Definition klingt von Natur aus immer sperrig, aber in diesem Fall trifft sie genau den Punkt: "Eine Eliteschule des Sports ist eine Fördereinrichtung, die im kooperativen Verbund von Leistungssport, Schule und Wohnen Bedingungen gewährleistet, damit talentierte Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten sich auf künftige Spitzenleistungen im Sport bei Wahrung ihrer schulischen

Eine Definition klingt von Natur aus immer sperrig, aber in diesem Fall trifft sie genau den Punkt: "Eine Eliteschule des Sports ist eine Fördereinrichtung, die im kooperativen Verbund von Leistungssport, Schule und Wohnen Bedingungen gewährleistet, damit talentierte Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten sich auf künftige Spitzenleistungen im Sport bei Wahrung ihrer schulischen Bildungs-Chancen vorbereiten können."So weit, so gut. Und doch ist diese Definition allein nichts wert, wenn die Inhalte im täglichen Leben ihr nicht entsprechen. "Bei uns tun sie es", sagt Margret Kratz selbstbewusst. Als Verbandstrainerin des Saarländischen Fußballverbandes überwacht sie das vom Deutschen Fußball-Bund anerkannte und jährlich mit 30000 Euro geförderte Verbundsystem der Eliteschule des Mädchen- und Frauenfußballs. Das erste Schuljahr in diesem System ist nun vorüber, und Kratz kann eine durchweg positive Bilanz ziehen. Die Leistungsentwicklung der Spielerinnen spricht klar für die Fördermaßnahmen der Eliteschule, so haben etwa Josephine Henning (18) und Selina Wagner (17), die beide für den 1. FC Saarbrücken in der Frauen-Bundesliga spielen, den Sprung in die deutsche Jugend-Nationalmannschaft geschafft. Margret Kratz will dies als Signal verstanden wissen - als Signal nach außen, dass die Arbeit Früchte trägt, und als Signal an die Talente der folgenden Jahrgänge, dass sich die harte Arbeit auszahlen kann. Wenngleich Kratz natürlich bewusst ist, dass eine Berufung in die Jugend-Nationalmannschaft lange nicht das Ende der Fahnenstange sein soll. Das Ziel für alle der knapp 20 jungen Frauen ist die A-Nationalmannschaft. Die Elf, die bei den großen Turnieren die deutsche Öffentlichkeit fesselt. Die bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen das Land vertritt und um Titel mitspielt.Margret Kratz, selbst ehemalige Nationalspielerin, sieht bei einigen ihrer Talente das Potenzial, diesen Sprung zu schaffen. Über Namen spricht sie allerdings ungern. Um die Mädchen nicht mit überzogenen und vor allem verfrühten Prognosen zu überfordern - und weil sie weiß, wie schnelllebig das Geschäft ist. "Es gibt viele unvorhersehbare Faktoren, die die Entwicklung beeinflussen", sagt Kratz - da sei es einfach unseriös, heute von kommenden A-Nationalspielerinnen zu schwärmen. Und so gilt für die Arbeit in der Eliteschule eher ein Prinzip der kleinen Schritte.Über Wochen-, Monats-, Halbjahres- und Jahrespläne soll ein alters- und entwicklungsgerechter langfristiger Leistungsaufbau sichergestellt werden. Das Ziel, so steht es im von Kratz ausgearbeiteten Konzept, ist im Wesentlichen die optimale individuelle fußballerische Entwicklung. Zugegebenermaßen eine allgemeine Formulierung - und doch die Zusammenfassung der vielen einzelnen Fertigkeiten Koordination, Athletik, Technik und Taktik. Gerade in puncto Athletik besteht Nachholbedarf. Diese Erkenntnis ist spätestens seit dem Besuch von Loren Seagrave gereift. Der US-Amerikaner ist einer der weltbesten Sprint-Trainer, international als Berater in allen Sportarten begehrt. Im Mai durften die Talente der Eliteschule mit ihren Trainern bei dem US-Amerikaner zwei Tage lang das lernen, was eigentlich ganz einfach aussieht: schnelles Laufen. Eingefädelt hatte dieses Sondertraining der Leiter des Sportzweiges am Gymnasium am Rotenbühl, Lothar Altmeyer.Das Athletik-Training ist ein fester Bestandteil der Fördermaßnahmen der Eliteschule. Dienstags ab 13 Uhr trainieren die Talente in zwei Alters- und Leistungsgruppen - eine an der Gesamtschule Rastbachtal, eine an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken. Donnerstags kommt die gesamte Gruppe an der Sportschule zusammen - um 7.45 Uhr. Jeweils für zwei Schulstunden, die in die Stundenpläne integriert sind.Die Koordination dessen war vor dem offiziellen Start vor einem Jahr die größte organisatorische Aufgabe. Denn die Eliteschule hat gleich drei Partnerschulen: die saarländische Eliteschule des Sports, also das Gymnasium am Rotenbühl, sowie die Gesamtschule Rastbachtal und die Erweiterte Realschule in Güdingen. Über diese drei Schulformen soll sichergestellt sein, dass kein Talent wegen seiner schulischen Voraussetzungen durchs Raster fällt. Gleiches gilt für die Kooperation mit den Partnervereinen 1. FC Saarbrücken, SV Dirmingen, FSV Jägersburg und SV Bardenbach, die unterschiedliche Spielklassen, also ein unterschiedliches Leistungsniveau, abdecken.So kann talentierten Mädchen, die für die Eliteschule in Frage kommen, ein entsprechendes individuelles Angebot zusammengestellt werden: Leistunssport, Schule und Wohnen - Letzteres ist dank der Zusammenarbeit mit dem Landessportverband für das Saarland und der Caritas Jugendhilfeeinrichtung Margaretenstift im Internat an der Hermann-Neuberger-Sportschule möglich. Leistungssport, Schule und Wohnen - genau so, wie es die Definition der Eliteschule vorsieht.

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