Im Wechselbad der Gefühle

Homburg · Trainer Jens Kiefer ist bemüht, die Stimmung im Training des Fußball-Regionalligisten FC Homburg so gut wie möglich zu halten. Das funktioniert. Und heute soll es auch auf dem Platz klappen – beim Spiel in Kassel.

 In Einzelgesprächen, hier mit Innenverteidiger Jan Eichmann (links), arbeitet Trainer Jens Kiefer die aktuelle Situation des FC Homburg im Training auf. Foto: Schlichter

In Einzelgesprächen, hier mit Innenverteidiger Jan Eichmann (links), arbeitet Trainer Jens Kiefer die aktuelle Situation des FC Homburg im Training auf. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Vor dem Spiel beim KSV Hessen Kassel heute um 19 Uhr ist im Training des FC Homburg die Atmosphäre gelöst - trotz der sportlichen Misere des Tabellenletzten. Jens Kiefer, der Trainer des Regionalligisten, steht in der Mitte des Trainingsplatzes hinter dem Homburger Waldstadion und führt zahlreiche Einzelgespräche mit den Spielern. Im Hintergrund lässt Athletiktrainer Steven Berni die übrige Mannschaft gymnastische Übungen absolvieren. Am anderen Ende des Platzes trainiert Torwarttrainer Oliver Müller mit den Torhütern Niklas Jakusch und Patrick Bade.

Zum Ende der Trainingseinheit teilen sich die Feldspieler in zwei Gruppen, die jeweils einen Kreis bilden. Jeweils zwei Akteure in der Mitte versuchen dabei, die Kurzpass-Stafetten der Kollegen zu unterbrechen. Bei der Übung sollen die Kicker lernen, auch unter Druck und auf engstem Raum das Auge für den freien Mitspieler zu behalten. Die Spieler wirken entspannt, es wird viel gelacht. Auch Kiefer, der sichtlich Spaß daran hat, selbst bei der Übung mitzumachen, wirkt gelöst. "Ich versuche, im Training die gute Stimmung zu erhalten", sagt Kiefer.

Wenig deutet daraufhin, dass der Tabellenletzte in einer tiefen sportlichen Krise steckt. In den ersten acht Spielen setzte es für den FCH bereits sechs Niederlagen. Punkte gab es nur bei Eintracht Trier (0:0) und beim 1. FC Kaiserslautern II (2:1) zu holen. Jaron Schäfer lässt durchblicken, dass die Misere trotz der guten Trainingsatmosphäre aufs Gemüt drückt. "Man merkt es schon im Alltag. Die Situation ist für den Kopf nicht so einfach. So einen Negativlauf habe ich noch nicht erlebt, seit ich hier bin", sagt der Außenbahnläufer.

"So schlecht war es noch nie, seit ich Verantwortung trage", beschreibt Vorstandschef Herbert Eder den Ernst der Lage. Kiefer gibt sich kämpferisch: "Ich habe keine Angst. Das gibt es bei mir nicht. Weil ich weiß, dass ich in der Lage bin, solche Situationen zu meistern", sagt der 41-Jährige selbstbewusst. Gerüchte über einen möglichen Rücktritt verweist der Trainer ins Reich der Fabeln: "Das stand nie zur Debatte. Das käme nur bei einem einzigen Szenario in Frage: Wenn es zwischen mir und der Mannschaft nicht mehr stimmen würde. Das ist nicht der Fall."

Die Situation sei auch nicht mit seinem Rücktritt bei der SV Elversberg vor drei Jahren zu vergleichen. Nachdem Kiefer zuvor mit der SVE in die 3. Liga aufgestiegen war, trat der Trainer nach drei Unentschieden und drei Niederlagen zurück. "Damals hatte ich die Doppelbelastung mit der Fußballlehrer-Lizenz. Ich konnte mich nicht zu 100 Prozent um die Mannschaft kümmern und bin deshalb zurückgetreten. Das ist überhaupt kein Vergleich", stellt Kiefer klar.

Stürmer Manuel Fischer, der nach einem Kreuzbandris beim 1:4 gegen den TSV Steinbach erstmals wieder eingewechselt wurde, durchlebt ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite sei es für ihn "die pure Freude, wieder auf dem Platz zu stehen". Auf der anderen Seite weiß der Angreifer um die sportliche Situation. Doch Fischer macht Mut: "Wenn wir in dieser Woche in Kassel und gegen Ulm sechs Punkte holen, interessiert das davor vielleicht schon keinen mehr."

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