„Ich bin ein langweiliger Typ“

Saarbrücken · Dirk Lottner befindet sich derzeit auf Wohnungssuche in Saarbrücken. Am Mittwoch, 22. Juni, wird er seine neue Mannschaft zum Trainingsauftakt bitten. Bis dorthin hat er bereits alle Hände voll zu tun.

 Saarbrückens neuer Cheftrainer Dirk Lottner. Foto: Schlichter

Saarbrückens neuer Cheftrainer Dirk Lottner. Foto: Schlichter

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"Ich bin ne kölsche Jung" sang einst Volks-Schauspieler Willy Millowitsch . Damit könnte er auch Dirk Lottner gemeint haben. Der ist jetzt "Trainer des 1. FC Saarbrücken . Das hört sich doch gut an", sagt der 44-jährige Fußball-Lehrer. "Als Spieler wollte ich nicht weg aus Köln, trotz verschiedener Möglichkeiten war mir das familiäre Umfeld zu wichtig. Als Trainer muss man flexibler sein", erzählt Lottner, der mit Toni Schumacher und Lukas Podolski eine der Ikonen des 1. FC Köln ist. "Das ist eine tolle Wertschätzung, wenn man heute ins Stadion geht und es tragen Leute noch ein Lottner-Trikot. Da hat man als Aktiver vieles richtig gemacht."

Die Nähe zu den Anhängern will er sich auch als FCS-Trainer bewahren. "Ich werde nie an jemandem vorbeigehen, der ein Autogramm haben möchte. Da müssen wir auf die Leute zugehen. Das möchte ich meiner Mannschaft auch vorleben." An dieser Mannschaft wird aktuell gebaut. Etwa 23 Spieler soll der Kader umfassen, von denen noch nicht alle zum Trainingsauftakt am 22. Juni verpflichtet sein werden. "Wir werden noch Spieler einladen, die vorspielen dürfen. Aber wir sind auch an Spielern interessiert, die für andere Vereine interessant sind."

Auch die Frage nach dem Co-Trainer wird bis dahin beantwortet sein. Dass die Antwort Martin Forkel heißt, schließt Lottner aus: "Ich brauche einen Mann an meiner Seite, der tickt wie ich." Lottner wirkt bodenständig und spricht offen - auch über die Zeit, in der man als Trainer ohne Verein ist. "Als ich beim 1. FC Köln rausgeflogen bin, tat das sehr weh. Beim Herzensclub gesagt zu bekommen, man sei nicht mehr gut genug - das zu verarbeiten, hat gedauert. Dann beginnt die Phase, wo du auf Anrufe wartest und befürchtest, dass es nicht weitergeht. Dann wird man aktiver. Hansa Rostock war eine lehrreiche Station. Aber dann kam der Zeitpunkt, als ich mit meiner Fußballschule was Eigenes aufbauen wollte. Diese Arbeit mit den Kindern ist mir sehr ans Herz gewachsen."

Der Spieler Dirk Lottner war ein begnadeter Techniker, galt aber als lauffaul. "Ich konnte nicht besser laufen. Fragen Sie mal Ewald Lienen , was wir alles probiert haben, um meine Ausdauerwerte besser zu machen. Das ist vielleicht auch genetisch bedingt", sagt der Mann, der am Tag auch mal eine Schachtel Zigaretten raucht: "Das ist mein Laster. Dazu stehe ich. Aber es ist das einzige." Der Trainer Lottner erwartet von seinen Spielern Eigenverantwortung. Laktatwerte sind für ihn Indiz der Trainingssteuerung, kein heiliger Gral, Videoanalyse keine Religion. "Es ist Fußball, da musst du auch zum Punkt kommen", sagt Lottner, dessen Wohnungssuche im Saarland noch läuft: "Ich brauche das zum Abschalten. Grillen mit Familie und Freunden - da kann ich Kraft tanken. Kein Golf, nix Spektakuläres. Ich bin ein langweiliger Typ." Klingt so, als könnte der "kölsche Jung" im "Land der Schwenker" heimisch werden.

Mario Baric wird in der kommenden Saison Trainer der U19 des 1. FC Saarbrücken . Der 31-jährige Sportwissenschaftler ist Inhaber des A-Scheins, war bisher Scout, Videoanalyst und zum Ende der Saison Co-Trainer von Taifour Diane beim FCS.

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