Kleins größter Traum geht in Erfüllung

Völklingen · Sie ist nur Ersatz in der Mannschaftsverfolgung, aber das ist Lisa Klein aus Lauterbach ziemlich egal. Die 19-jährige Radsportlerin wird zu den Olympischen Spielen nach Rio fahren – und hofft auf einen Einsatz.

Im Januar hatte sie an alles gedacht, aber bestimmt nicht an die Olympischen Spiele in Rio. Schon beim Treppen gehen war sie außer Atem. Doch Lisa Klein aus Lauterbach hat sich nicht aufhalten lassen, auch nicht von einer Herzmuskelentzündung infolge eines verschleppten Magen-Darm-Infektes. Die Qualen der letzten Wochen und Monate, der Kampfgeist und die Fokussierung haben sich gelohnt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat die 19-jährige Saarländerin gestern als eine von 44 Athleten aus sechs Sportarten für die Sommerspiele nominiert.

"Für mich ist es eine riesengroße Ehre, schon mit 19 bei Olympia dabei zu sein", sagte Klein gestern: "Ich kann das noch gar nicht richtig fassen. Ich glaube, man begreift das erst, wenn man dort ist." Klein wird als Ersatzfahrerin des deutschen Bahnrad-Vierers in der Mannschaftsverfolgung nach Brasilien fliegen. Genau diesen Vorschlag hatte der Bund Deutscher Radfahrer gemacht, der DOSB nickte ihn ab.

Schon bei der WM Anfang März in London war Klein dabei, kam aber nicht zum Einsatz. Das soll in Rio anders werden. "Wir haben fünf gleichstarke Fahrerinnen, ich hoffe schon auf einen Einsatz", sagte Klein. Am 1. August startet das Abenteuer - zuvor steht noch ein Vorbereitungs-Lehrgang am Stützpunkt in Frankfurt/Oder an. "Unser Ziel wird es sein, konzentriert zu arbeiten, damit wir motiviert und mit Freude antreten können", sagte Klein.

In der ersten Nominierungsrunde des DOSB wurden aus dem Saarland nicht nur sie, sondern wie erwartet auch die Badmintonspieler Marc Zwiebler, Johannes Schöttler und Michael Fuchs vom deutschen Meister BC Bischmisheim berufen. "Ich werde in Rio das dritte Mal bei Olympia dabei sein", sagte Zwiebler: "Nach zwei neunten Plätzen hoffe ich, dass es weiter nach vorne geht."

Das hofft auf Dirk Schimmelpfennig, der Vorstand Leistungssport des DOSB - aber nicht nur im Falle von Zwiebler. "Wir sind zuversichtlich, dass viele Athletinnen und Athleten genau im August ihre Top-Form erreichen und an ihre Bestleistungen herankommen."

In zwei weiteren Nominierungsrunden am 28. Juni (mit weiteren zwölf Sportarten) und 12. Juli (mit den restlichen Sportarten, Sonderfällen sowie allen Betreuern) wird die Olympia-Mannschaft komplettiert. Deutschland wird in 26 oder 27 der 28 Sportarten vertreten sein. Derzeit geht der DOSB von einer Mannschaftsgröße von ungefähr 450 Athleten aus - mit Betreuern wäre die Delegation dann rund 700 Personen stark. Das wäre das größte Team in der zehnjährigen Geschichte des DOSB. Vor vier Jahren in London waren 380 Deutsche am Start, in Peking 2008 waren es 440, 2004 in Athen 449.

"Es wird auf jeden Fall eines der größeren deutschen Teams", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper , in Rio Chef de Mission: "In den Spielsportarten haben bereits fünf Mannschaften die Teilnahme in stark besetzten Qualifikationsturnieren geschafft, dazu kommt ein großes Leichtathletik-Team mit wohl mehr als 100 Teilnehmern."

Alle nominierten Sportler haben vor ihrer Berufung die vom DOSB verabschiedete Athletenvereinbarung unterzeichnet. Die Nationale Anti-Doping-Agentur prüfte zudem, ob Regelverstöße vorliegen. Zwischen dem Nominierungszeitpunkt und dem Beginn der Spiele werden alle Mannschaftsmitglieder zusätzlich zu den üblichen Kontrollen noch mindestens einmal unangekündigt von der Nada getestet.

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