Von Beginn an der Wunschkandidat

Saarbrücken · Mit Dirk Lottner hat der 1. FC Saarbrücken gestern ein weitgehend unbeschriebenes Blatt als neuen Trainer verpflichtet. Der 44-jährige Ex-Bundesliga-Profi des 1. FC Köln erhielt einen Vertrag bis 2018.

 Gestern konnte sich der neue FCS-Trainer Dirk Lottner bei seiner Vorstellung noch kurz im Sessel ausruhen. Ab sofort wartet auf ihn in Saarbrücken aber jede Menge Arbeit.

Gestern konnte sich der neue FCS-Trainer Dirk Lottner bei seiner Vorstellung noch kurz im Sessel ausruhen. Ab sofort wartet auf ihn in Saarbrücken aber jede Menge Arbeit.

Foto: Andreas Schlichter

Dirk Lottner wird ab der kommenden Saison der Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken sein. Gestern wurde der 44-jährige Fußball-Lehrer vorgestellt. "Als wir vor 14 Tagen den ersten Kontakt hatten, war ich direkt Feuer und Flamme", sagte der Ex-Profi, der bislang vor allem im Nachwuchsbereich des 1. FC Köln sowie bei Hansa Rostock gearbeitet hat. Nach seinem Kurz-Engagement an der Ostsee, wo er in den letzten vier Spielen der Saison 2013/2014 als Cheftrainer auf der Bank saß, war er ohne Trainerjob, baute stattdessen in den letzten beiden Jahren seine eigene Fußballschule in Köln-Hürth auf.

"Saarbrücken ist ein Verein mit großem Reiz", sagte Lottner, "ein Verein im Umbruch mit neuer sportlicher Leitung, jetzt neuem Trainer und bald neuem Stadion, das ich hoffentlich auch noch erleben darf." Lottners Vertrag beim FCS gilt zunächst bis 2018. "Das Gesamtpaket hat mich gefesselt, und ich wollte unbedingt hierhin", sagte Lottner, der als Spieler 119 Mal in der Bundesliga und 301 Mal in der 2. Bundesliga auflief. Dabei markierte er 96 Tore für Fortuna Köln, Bayer Leverkusen , den MSV Duisburg und den 1. FC Köln. Bei den Geißböcken war er Kapitän, Führungsspieler und Publikumsliebling. "Ich war schon immer ein Mannschaftsspieler und lasse als Trainer die Mannschaft und das Team drumherum ganz nah an mich heran. Aber ich weiß auch, was zu tun ist, wenn es nicht so fluppt", beschreibt sich Lottner selbst.

Für die FCS-Verantwortlichen war Lottner von Beginn an der Wunschkandidat. "Wir haben nur positive Rückmeldung über unsere Netzwerke bekommen. Der erste Eindruck hat das verfestigt", sagte FCS-Sportchef Marcus Mann, "er erfüllt alle Anforderungen, die wir an einen neuen Trainer gestellt haben." Dazu gehört sicher eine gewisse Leidensfähigkeit. "Er hat den größten Teil seiner Laufbahn beim 1. FC Köln verbracht, dem man ja auch nachsagt, dass er ein hochgradig nervöses Umfeld hat", sagte FCS-Vizepräsident Dieter Ferner, "wir haben ihm zugesichert, dass wir das hier Eins zu Eins liefern können. Er ist keiner, der sich beim ersten Gegenwind wegduckt, sondern weiß sich zu wehren, wenn die Luft bleihaltiger wird".

Auch die Umzugsbereitschaft gehörte zum Profil. Nach Falko Götz und Fuat Kilic ist Lottner nun der dritte Trainer aus dem Großraum Köln. "Ich habe eine Frau und eine siebenjährige Tochter, dazu einen 25-jährigen Sohn aus erster Ehe", so Lottner, "ich will schnellstmöglich hierher ziehen und mich heimisch fühlen. Mein Wohnsitz wird Köln bleiben, aber ich brauche die Ruhe meiner eigenen vier Wände. Das geht nicht, wenn du im gleichen Hotel wohnst wie einige Spieler."

Vom aktuellen FCS-Kader kennt Lottner Alexandre Mendy aus Rostock und Steffen Schäfer aus Köln. "Ich habe ihn damals zur U17 geholt", erinnert sich Lottner, "wie die neue Mannschaft aussehen soll, können wir heute noch nicht sagen, aber wir arbeiten daran". Eine junge, erfolgshungrige Truppe soll es werden - "aber auch die braucht erfahrene Spieler, die sie führt. Ich habe da schon Spieler im Kopf. Aber nicht alle, die wir haben wollen, werden wir kriegen und nicht alle, die zu uns wollen, werden wir nehmen", sagte Lottner, der vorerst keinen Co-Trainer nach Saarbrücken mitbringt. Er will stattdessen zunächst mit Interimstrainer Taifour Diane sprechen.

"Der Verein wird Möglichkeiten schaffen, mit der die sportliche Leitung sehr gut zurechtkommen und eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen kann", sagte Schatzmeister Dieter Weller. Dennoch warnte Lottner vor zu hohen Erwartungen: "Ich werde nicht populistisch vom Aufstieg sprechen. Wir haben einen Umbruch. Wir wollen definitiv erfolgreicher spielen als diese Saison. Mit einer Mannschaft, die die Fans auf ihre Seite zieht."

Meinung:

Nicht zu viel erwarten

Von SZ-Redakteur Mark Weishaupt

Mit Dirk Lottner steht nun der vierte neue Kopf fest, der beim 1. FC Saarbrücken für bessere Zeiten sorgen soll. In Kombination mit Marcus Mann, Dieter Ferner und David Fischer macht das neue Personaltableau zumindest von den Namen her schon einmal einen guten Eindruck.

Die Vita von Lottner als Spieler liest sich beeindruckend, über seine Fähigkeiten als Trainer lässt sich aus der Ferne kaum ein Urteil bilden. Aber alleine schon die Tatsache, dass der FCS sich für einen Mann entschieden hat, der in den vergangenen zwei Jahren nur vier Spiele an der Seitenlinie eines Proficlubs gestanden hat, kann als Signal des Vereins an Zuschauer und Umfeld gewertet werden: Gebt uns Zeit, habt keine überhöhten Erwartungen, lasst uns mal in Ruhe arbeiten und etwas aufbauen.