Götze muss im Finale zuschauen

Dortmund · Von einer optimalen Vorbereitung kann bei Borussia Dortmund nicht die Rede sein: Die Nachricht vom Ausfall Mario Götzes schmälerte die Vorfreude auf das Champions-League-Finale gegen Bayern München.

Aus der Traum vom Finale im Wembley-Stadion. Die Hoffnung von Mario Götze von Borussia Dortmund auf einen Einsatz im Champions-League-Endspiel am kommenden Samstag (20.45 Uhr/ZDF) gegen den FC Bayern München in London erwies sich als Wunschdenken. Wie eine Untersuchung ergab, ist die Verletzung des Offensivspielers bei seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining am Dienstag wieder aufgebrochen. Götze sagte gestern verbittert: "Es tut mir unglaublich leid, der Mannschaft in dieser wichtigen Partie nicht helfen zu können."

Ausgerechnet im Spiel gegen seinen künftigen Verein fehlt der Fußball-Nationalspieler. Ein Abschiedsspiel für die Borussia auf großer internationaler Bühne bleibt ihm somit verwehrt. Das mit Spannung erwartete Duell des Offensivspielers mit seinen künftigen Mitstreitern aus München fällt aus. Nach Fortschritten im Lauftraining in der vergangenen Woche bereitet der lädierte Oberschenkel, in dem er am 30. April einen Muskelfaserriss erlitten hatte, Götze wieder Probleme. "Das Finale war mein großes Ziel, und ich habe hart darum gekämpft", klagte er - und ergänzte: "Ich habe volles Vertrauen in unsere Mannschaft und werde selbstverständlich mit nach London reisen, um die Jungs abseits des Rasens nach Kräften zu unterstützen."

Kaum war die Nachricht verkündet, wurde jenseits der verschlossenen Tore am Dortmunder Trainingsgelände im Ortsteil Brackel über den möglichen Götze-Ersatz diskutiert. Als Reaktion auf den Rummel um das Sorgenkind hatte Trainer Jürgen Klopp seine Planungen geändert und die Medien gestern kurzerhand vom Training ausgesperrt - offenbar um eine neue Aufstellung zu testen.

Hummels Einsatz offen

Der Ausfall des Technikers Götze trifft die Borussia hart. Zudem ist offen, ob Abwehrchef Mats Hummels fit wird. Für Klopp wird die Nominierung der Endspiel-Startelf deshalb zum Puzzlespiel. Die Personalprobleme zwingen ihn zu Überlegungen über einen Plan B, in dem Ilkay Gündogan im zentralen offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen könnte statt auf der Position vor der Abwehr (siehe Text unten).

Zumindest etwas ermutigend sind die Fortschritte bei Hummels. Der Nationalspieler, der sich am Samstag im letzten Liga-Spiel beim 1:2 gegen 1899 Hoffenheim eine Dehnung des Außenbandes im Fuß zugezogen hatte, absolvierte am Dienstag erste Laufübungen. Wird er nicht fit, wäre der in der Champions League erprobte Felipe Santana erste Wahl. Als möglicher Ersatz für Götze auf dessen Position wird neben Gündogan vor allem Marco Reus gehandelt. Bereits im Spiel gegen Hoffenheim versuchte sich der Außenspieler als Spielmacher.

Piszczek wird operiert

Eine weitere schlechte Nachricht für Dortmund gab es gestern Morgen. Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek muss nach dem Finale an der Hüfte operiert werden. Nach Informationen der Zeitung "WAZ" droht dem polnischen Nationalspieler eine Zwangspause von bis zu fünf Monaten. Für Piszczek wäre es nicht die erste Hüft-Operation. Bereits Ende 2008 musste er sich einem Eingriff unterziehen.Vielleicht ganz gut, dass die mit der Außenseiterrolle bedachte Borussia aus Dortmund einen Spielertyp mitführt, der sich ohne fremde Hilfe überall sofort orientieren kann. Wenn es um Über- und Weitsicht, Ballbehauptung und -behandlung auf engstem Raum geht, dann bringt Ilkay Gündogan die vielleicht größte Veranlagung in das deutsche Champions-League-Finale am Samstag in London gegen Bayern München ein (20.45 Uhr/ZDF). Er hat ein ausgeprägtes Antizipationsvermögen, um sich in der Mittelfeldzone zurechtzufinden. Der in Gelsenkirchen geborene Straßenfußballer ahnt schon voraus, wenn andere die Situation noch abwägen. Eine Eigenschaft, die ihm Vergleiche mit dem Spanier Xavi einbringen, dem heimlichen Herrscher über Raum und Zeit des modernen Fußballs. Auch deshalb soll der deutsche Nationalspieler auf der Wunschliste des FC Barcelona stehen.

Aber der 22-Jährige hat eher im Kopf, die spanische Vormacht auf internationaler Bühne zu brechen. "Wir können die Spanier angreifen, weil viele Spieler bei uns eine gute Entwicklung genommen haben", sagt er. Am besten er selbst, der nach seinem Wechsel vom 1. FC Nürnberg nach Dortmund 2011 doch erst einmal arg fremdelte. Rückblickend spricht er von einer "riesigen Umstellung", die er im Training bemerkt habe. Und von einer Bürde, mit Nuri Sahin den damals gerade zu Real Madrid gewechselten Mittelfeldlenker zu ersetzen. Das alles sei damals "ein bisschen zu viel" gewesen.

Mittlerweile genießt kein BVB-Mittelfeldspieler eine solche Wertschätzung bei Trainer Jürgen Klopp wie seine Nummer acht, der die Konkurrenten Sebastian Kehl, Sven Bender oder den zurückgekehrten Sahin abgehängt hat. Seinen Umschaltspieler will Klopp in wichtigen Spielen nicht missen. Gündogan gibt die Drehscheibe bei der schwarz-gelben Ballzirkulation. Wahrscheinlich, dass er gegen München eine offensive statt defensive Rolle spielt. Zumal Mario Götze ausfällt. Gündogan sagt: "So schwierig ist die Umstellung nicht. In der Jugend habe ich oft auf der Zehn gespielt. Ich weiß, was dort zu tun ist.

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