Ein Auswärtstor als Ziel

Kaiserslautern · Es ist die Grausamkeit der Relegation, dass zwei Spiele letztendlich über Erfolg und Misserfolg einer Saison entscheiden. Doch vielleicht ist es genau dieser Druck, der dem 1. FC Kaiserslautern heute im Hinspiel bei 1899 Hoffenheim helfen könnte.

Dominique Heintz war wohl der Einzige, der sich am vergangenen Samstag tatsächlich über das Ergebnis gefreut hatte. "Am Ende habe ich vor dem Fernseher gehofft, dass es Hoffenheim noch schafft. Das werden zwei schöne Derbys und dort werden wir ja auch ein Heimspiel haben", sagte der 19 Jahre alte Innenverteidiger des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, als feststand, dass es in der Bundesliga-Relegation gegen Erstligist 1899 Hoffenheim gehen würde. Der Rest des FCK haderte wohl kurzzeitig mit dem vermeintlich schwersten aller möglichen Gegner im Kampf um den Aufstieg, ehe das Selbstbewusstsein zurückkehrte.

"Ich glaube schon, dass wir Außenseiter sind. Aber wir sollten nicht zu sehr untertreiben", sagt Trainer Franco Foda. So übermächtig 1899 erscheinen mag und so sehr Hoffenheim unter dem neuen Trainer Markus Gisdol das psychologische Moment dank des nicht zu erwartenden 2:1-Sieges bei Borussia Dortmund am letzten Bundesliga-Spieltag auf seiner Seite wähnt, so prägt er seinen Spielern immer wieder eines ein: "Jede Mannschaft hat Schwächen. Wir kennen Hoffenheims Stärken und Schwächen."

Bei 1899 ist die Schwäche vor allem die Abwehr. 67 Gegentore gab es, so viele wie bei keiner anderen Mannschaft der 1. Liga. Entsprechend klar sind die Ziele des FCK im Hinspiel heute (20.30 Uhr/ARD) in Hoffenheim. "Wir müssen versuchen, auswärts ein Tor zu erzielen", sagt Foda, der trotz Rückkehr ins Mannschaftstraining womöglich auf Albert Bunjaku, seinen Kapitän und zweiterfolgreichsten Torschützen, verzichten muss. Dass dem erfolgreichsten Torschützen Mohamadou Idrissou eine Gelbsperre droht, macht die Situation nicht entspannter, auch wenn bei 1899 ebenfalls fünf Spieler, darunter Schlüsselspieler wie Kevin Volland oder Roberto Firmino, Gelb-vorbelastet sind.

So sehr Foda und auch Vorstands-Chef Stefan Kuntz betonen, dass ihre Mannschaft in diesem Duell der "Außenseiter" sei, so wissen beide, dass die Relegation letztendlich der Maßstab für den Erfolg einer ganzen Saison ist. Im Sommer hatte Foda den direkten Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben. Im Winter wurde die Mannschaft nach seinen Vorstellungen erneut verstärkt und umgebaut. "Wir haben uns ein hohes Ziel gesetzt und haben jetzt die Möglichkeit, die Chance zu nutzen", sagt Foda, der die Druck-Situation nicht nur auf sich selbst beziehen möchte: "Nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft und die ganze Stadt wäre das etwas ganz Großes."

Allerdings ist es vielleicht gerade dieser Druck, der dem FCK Hoffnung macht. Waren es doch zuletzt insbesondere die entscheidenden Spiele - ob beim 3:0 gegen den 1. FC Köln oder beim 4:1 gegen den FSV Frankfurt -, in denen die Mannschaft ihr Potenzial zeigen konnte. So, als hätte sie sich nie so ganz anfreunden können mit rustikalen Zweitliga-Sportplätzen in Sandhausen, Aalen oder Aue. Irgendwie schien die Mannschaft immer ein wenig die große Fußball-Bühne zu brauchen. So wie heute. Und dabei kann sie zumindest den Großteil der Sympathien Fußball-Deutschlands auf ihrer Seite wähnen, wenn es gegen 1899 Hoffenheim geht, den Verein, der das Bild des Retorten-Clubs in seinen fünf Jahren Bundesliga nie ganz ablegen konnte. "Die Tendenz, dass die Verantwortlichen in den Vereinen uns die Daumen drücken, war überwiegend", sagt Kuntz mit einem Lächeln. Auch wenn er weiß, dass das in den mindestens 180 Relegations-Minuten, die über die sportliche Zukunft des FCK entscheiden, kaum helfen wird. Schön zu wissen, ist es allemal.

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