Erst Rücktritt vom Rücktritt, dann Beurlaubung

Hamburg · Der Friede hielt nur sechs Wochen. Dann schmiss Geschäftsführer Frank Rost bei den HSV-Handballern angeblich hin. Das aber bestritt der Ex-Fußballprofi. Clubchef Rudolph erklärte die Zusammenarbeit nun definitiv für beendet und betonte: „Der will doch jetzt nur Geld.“

Die 43-Tage-Ehe zwischen Frank Rost und dem HSV Hamburg geht mit einer peinlichen Posse zu Ende. Am Tag nach dessen von HSV-Präsident Matthias Rudolph offiziell bestätigter Demission als Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten saß der frühere Fußball-Nationaltorwart Rost am Dienstag im Büro, als wäre nichts geschehen und meldete sich zum Dienst. Rudolph reagierte darauf erbost und stellte sofort klar, dass es definitiv keine weitere Zusammenarbeit mit Rost geben wird.

"Sein Verhalten ist eine Frechheit. Mir hat er gestern gesagt, dass er sein Amt niederlegt und ich ihn beurlauben soll. Aber warum soll ich ihn dann beurlauben? Der will doch jetzt nur Geld haben", sagte Rudolph und ergänzte: "Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geht gar nicht." Zugleich kündigte er an, die rechtliche Seite des Vertrag prüfen zu lassen, der eine halbjährliche Kündigungsfrist beinhalten soll. Nach Telefonaten und Mailkontakten wurde Rost nach Informationen des Radiosenders NDR 90,3 kurz darauf von Rudolph doch beurlaubt.

"Ich sitze hier in meinem Büro und habe ein bisschen Arbeit vor mir", sagte Rost Dienstagfrüh der Tageszeitung "Die Welt". Zur Berichterstattung um seine Demission, die übereinstimmend in diversen Medien thematisiert wurde, wollte er sich nicht weiter äußern. Er verwies an den HSV-Chef: "Das müssten Sie mit Herrn Rudolph bereden."

Die nur sechswöchige Kooperation mit dem populären Rost, der für Champions-League-Sieger HSV zum Türöffner bei Sponsoren werden sollte, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. "Es hat wirklich nicht zusammengepasst", betonte Rudolph.

Als Grund für den Rücktritt gab Rost die Verpflichtung des Montenegriners Zarko Markovic (zuletzt Frisch Auf Göppingen) an. Der Transfer war so frisch, dass der Rückraumspieler bei der Präsentation der Mannschaft bei einer Pressekonferenz am Montag noch gar nicht erwähnt worden war. Rost hatte erst kurz vor dem Medientermin von dem Deal erfahren und fühlte sich übergangen. Daraufhin platzte dem Ex-Profi, der BWL und Management studiert hat, der Kragen. Das sei "nur ein Vorwand", sagte Rudolph. "Er ist beleidigt. Den Transfer musste ich aber schnell über die Bühne bringen, da konnte ich nicht noch einen Antrag beim Geschäftsführer stellen." Linkshänder Markovic wurde als Alternative zum verletzten Neuzugang Adrian Pfahl geholt.

Der HSV-Chef sieht die Ursachen für Rosts Flucht auf anderem Gebiet: "Es hat menschlich nicht gepasst. Er hat für eine Riesenunruhe in der Geschäftsstelle gesorgt." So wurden der Pressesprecher und einer seiner Mitarbeiter von Rost entlassen, Mitarbeiter für ihre Arbeitsweise gerüffelt. Es soll reichlich Tränen gegeben haben, wird berichtet.

Nur wenige Stunden vor dem Rücktritt hatte Rost vor der Presse einen lustlosen Eindruck hinterlassen und nur schmallippig auf Fragen geantwortet. "Gemessen am Etat müssten wir die Titel nur so reinholen", lautete seine Interpretation der Vereinsziele. "Wer mit diesem Druck nicht umgehen kann, ist im Profisport fehl am Platze." HSV-Trainer Martin Schwalb war pikiert.

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