Der Pferdeflüsterer aus Panama

Saarbrücken · Der dritte Renntag des Rennclubs Saarbrücken in diesem Jahr an Mariä Himmelfahrt ist deutschlandweit der einzige. Entsprechend hochkarätig fällt die Teilnehmerliste aus.

Eigentlich ist der Montag sein freier Tag. Doch nachdem Eduardo "Eddie" Pedroza ausgeschlafen hat, steht für den Jockey Büroarbeit auf dem Programm. "Dann mache ich meinen Papierkram, alles was liegen geblieben ist", sagt er gelassen, "der Montag ist also nicht wirklich frei." Doch dann ist er wenigstens zu Hause in Gütersloh, geht joggen, faulenzt und kann runterkommen, "den Kopf frei kriegen", wie er sagt, "das ist wichtig." Denn Pedroza ist einer der gefragtesten Jockeys, reitet die größten Rennen auf der ganzen Welt. Und zwischendrin auch "immer wieder gerne in Saarbrücken", sagt der gebürtige Panamaer, der an diesem Donnerstag (14 Uhr) wieder beim Renntag der Saarwirtschaft in Güdingen startet.

Mit karibischer Gelassenheit in der Stimme beantwortet der 39-Jährige geduldig und freundlich alle Fragen. Auch solche, die ihm in seiner 23-jährigen Laufbahn als Berufsrennreiter wohl schon 100 Mal gestellt wurden. Dass er eigentlich nur für ein Jahr nach Deutschland kommen wollte, um Erfahrungen zu sammeln, dass er hier irgendwie hängengeblieben sei, weil er sich sehr wohl fühlt. Dabei war sein Start eher suboptimal. "Ich habe nur den Fehler gemacht, im Winter nach Deutschland zu kommen", sagt er und kann sich einen Lacher nur schwer verkneifen, "das war ganz schön hart, von 35 Grad plötzlich auf minus fünf."

Immer ein Lächeln auf den Lippen, freundlich und zuvorkommend, gehört Pedroza zu den beliebtesten Jockeys in Deutschland. Doch überzeugt hat ihn hier vor allem die Arbeit: "In Panama wird viel mehr mit der Uhr gearbeitet, typisch amerikanisch eben, immer aufs Gas, immer maximale Geschwindigkeit", erklärt er den kleinen, aber feinen Unterschied. "Hier wird gerade mit den Pferden mit viel mehr Ruhe gearbeitet", sagt er, "das liegt mir einfach." Es passt auch vielmehr zu seinem karibischen Naturell und ist ein Grund für seinen Erfolg: Mehr als 1200 Siege stehen auf seinem Konto, ob beim Dubai Duty Free, beim Royals Ascot Meeting in Großbritannien, in Baden-Baden oder zuletzt beim mit 400 000 Euro dotierten Henkel-Preis in Düsseldorf. Von 2007 bis 2010 war Pedroza vier Mal in Folge deutscher Jockey-Champion. "Man kann gar nicht alle Siege im Kopf haben", sagt er, "es ist einfach immer schön, zu gewinnen." Ähnlich verhält es sich mit den Pferden. "Es gibt immer welche, die man gerne reitet", erklärt er. Doch nur eines ist ihm richtig ans Herz gewachsen: Simonas. "Viele Pferde kommen und gehen, werden wieder verkauft. Simonas habe ich als einjährigen Lehrling bekommen und er ist heute noch bei uns", erklärt Pedroza. Allerdings ist der Hengst mittlerweile im Ruhestand.

Davon will Pedroza noch lange nichts wissen. Trotz seiner 39 Lenze denkt er gar nicht daran, seinen Sport an den Nagel zu hängen. "So lange ich fit bin und Spaß habe, mache ich weiter", sagt Pedroza, der den ganzen Trubel irgendwie braucht. "Wenn ich Urlaub habe, vermisse ich meine Arbeit immer sehr schnell", sagt er und schmunzelt. So, dass man den Eindruck bekommt, dass er für seinen Sport lebt und deshalb auch gar keinen wirklich freien Tag zu brauchen scheint.

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Auf Einen BlickDer Renntag der Saarwirtschaft in Güdingen ist deutschlandweit das einzige Pferderennen an Mariä Himmelfahrt. So werden sich mit den großen Rennställen wie dem Gestüt Röttgen, auch Weltklasse-Jockeys wie Eduardo Pedroza, Filip Minarek, Alexander Pietsch sowie die Lokalmatadoren Maxime Pecheur und Hana Muchova, aber auch Amateur-Champion Dennis Schiergen die Hände reichen. Schiergen könnte in Saarbrücken seinen 100. Sieg feiern.Zeitplan: 14 Uhr: Mercedes-Benz Junge Sterne Cup (Galopprennen, 1900 Meter); 14.30 Uhr: Lotto-Preis (Trabrennen, 2100 Meter); 15 Uhr: Preis der Bank1Saar (Galopprennen, 1900 Meter); 15.30 Uhr: Preis des Mercedes Benz Transporter Center Saarland (Trabrennen, 2100 Meter); 16.15 Uhr: Großer Mercedes-Benz-Preis des Saarlandes (Galopprennen, 1900 Meter); 16.45 Uhr: Preis der Baustoffindustrie des Saarlandes (Galopprennen, 2450 Meter); 17.15 Uhr: Preis der Ursapharm GmbH Saarbrücken (Saarländischer Amateurpreis, Galopprennen, 2450 Meter); 17.45 Uhr: Preis des Wirtschaftsclub Saar-Pfalz-Moselle (Galopprennen, 2450 Meter); 18.15 Uhr: Mercedes-Benz Truck Preis (Grasbahn-Trabrennen, 2100 Meter); 18.45 Uhr: Preis des AGV Saarländische Bauwirtschaft (Galopprennen, 1350 Meter). aub

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