Ein Finne wirbelt mächtig Staub aufDeutschland-Rallye: Schafft Weltmeister Sebastien Loeb den siebten Streich?

Trier. Winkelige Wirtschafts-Wege in den Weinbergen, schnelle Landstraßen im Saarland, raue Militärpisten in Baumholder. Die Deutschland-Rallye ist abwechslungsreich wie kaum eine andere Rallye - ganz im Gegensatz zur Siegerliste. In sechs Jahren gab es nur einen Gewinner: Sebastien Loeb im Citroen C4. Gelingt dem Weltmeister aus Frankreich nun der siebte Streich? Die Chancen stehen gut

Trier. Winkelige Wirtschafts-Wege in den Weinbergen, schnelle Landstraßen im Saarland, raue Militärpisten in Baumholder. Die Deutschland-Rallye ist abwechslungsreich wie kaum eine andere Rallye - ganz im Gegensatz zur Siegerliste. In sechs Jahren gab es nur einen Gewinner: Sebastien Loeb im Citroen C4. Gelingt dem Weltmeister aus Frankreich nun der siebte Streich? Die Chancen stehen gut. "Ich fühle ich mich hier ausgesprochen wohl", sagte Loeb nach dem viertägigen Test im Juni an der Mosel. Um auch die zu erwartenden nassen Pisten zu simulieren, ließ Citroen von der Feuerwehr eigens eine fünf Kilometer lange Strecke bewässern. Gespannt sein darf man auch auf die Asphalt-Premiere des Subaru Impreza, mit dem Ex-Weltmeister Petter Solberg (Norwegen) und Chris Atkinson (Australien) endlich wieder vorne angreifen wollen. Viertes Werksteam ist Neueinsteiger Suzuki, der aber noch hinterher fährt.wip

Trier. Jari-Matti Latvala heulte hemmungslos. Vor Enttäuschung, Wut und ohnmächtiger Fassungslosigkeit. Die Deutschland-Rallye 2006 war gerade erst gestartet, es goss wie aus Kübeln. Und schon nach ein paar hundert Metern flog der Finne wegen Aquaplanings von der Strecke, stopfte den Ford Focus ungespitzt in die Leitplanken. Zwar strauchelten auch der zweifache Weltmeister Marcus Grönholm und viele andere an dieser Stelle - doch alle kamen mit ein paar Schrammen davon. Nur für Latvala wurde die Leitplanke zur Leid-Planke. Über die On-Board-Kamera sah man, wie er noch versuchte, das Auto wieder ins Rollen zu bringen. Und man sah, wie die Hoffnung langsam in Verzweifelung umschlug, Latvala weinte und wimmerte. Die Rallye hätte seine große Bewährungsprobe werden sollen - und dann das.

Erstes Auto mit sechs Jahren

Die Erinnerung schmerzt noch immer, doch mittlerweile kann Latvala wieder lachen. Er hat die Ford-Chefs trotz des Patzers überzeugen können; seit diesem Jahr sitzt er als Ersatz für den abgetretenen Grönholm im zweiten Werks-Focus neben Landsmann Mikko Hirvonen. Und schon beim zweiten Saison-Lauf drehte er mächtig auf: Als jüngster Pilot in der fast 30-jährigen Geschichte der Rallye-WM gewann der damals noch 22-Jährige in Schweden im Februar einen Lauf. Nicht schlecht fürs erste Lehrjahr. Als Weltmeister Sebastien Loeb versuchte, Latvalas Tempo mitzugehen, überschlug er sich.

Mika Häkkinen, Keke Rosberg, Kimi Räikkönen in der Formel 1, Juha Kankkunen, Hannu Mikkola oder Marcus Grönholm in der Rallye-Szene - warum sind die Finnen eigentlich so schnell? Vielleicht weil sie in der Einsamkeit der Wälder von klein auf Auto fahren. Der jetzt 23-jährige Latvala etwa gibt schon seit 17 Jahren Gas.

"Mit sechs habe ich mein erstes Auto bekommen - einen Ford Escort." Es folgte mit neun Jahren ein Sunbeam, der einen prominenten Vorbesitzer hatte: Rallye-Legende Henri Toivonen. Ausgerechnet jener Mann, dessen Rekord als jüngster WM-Sieger Latvala dann im Februar brach. "Ich bin mit dem Auto auf dem Hof meines Vaters rumgebrettert - aber der Wagen war zu schnell dafür. Ich bin voll in eine Dreschmaschine geknallt", lacht Latvala. Danach gab er auf zugefrorenen Seen Gas. Bis Timo Jouhki auf ihn aufmerksam wurde, ein Talentspäher, der schon Kankkunen und den späteren Weltmeister Tommi Mäkinen entdeckt hat. 2002 bekam Latvala einen Platz im Ford-Nachwuchsprogramm, 2007 holte er in einem privaten Ford seinen ersten Podestplatz bei der WM und beeindruckte beim Saisonfinale mit zehn Bestzeiten in Folge. Grönholm glaubt: "Latvala ist super. Ford braucht mich nicht mehr." Auch die Kollegen sind von Latvalas Leistungen beeindruckt. Der sechsfache Deutschland-Sieger Loeb lobt: "Neben Francois Duval im privaten Ford halte ich Latvala für meinen härtesten Konkurrenten in Deutschland. Ich glaube, er ist auf Asphalt stärker als Hirvonen." Eine interessante Aussage. Immerhin ist Hirvonen (43 Punkte) WM-Führender vor Loeb (40), Latvala ist Vierter. "Die Leute ganz vorne fahren ständig Bestzeiten, ich kann mein Tempo oft noch nicht die ganze Rallye über halten", sagt er zu seinem Schwachpunkt.

Vielleicht wird das aber mit dem neuen Focus besser. Ford setzt in Deutschland ein überarbeiteten Auto ein: mit optimierter Frontpartie und Verbesserungen am Motor. Latvala freut sich auf die Rallye: "Die Strecke durch die Weinberge mit ihren engen Kurven verlangt dir technisch alles ab. Und meine letzte Asphalt-Rallye in Monaco gibt mir Hoffnung auf eine Platzierung unter den ersten Fünf."

Auf einen Blick

Donnerstag:

20 Uhr: Showstart in Trier

Freitag:

9.13 Uhr: Ruwertal/Fell 1

10.26 Uhr: Graf. Veldenz 1

11.19 Uhr: Moselland 1

14.52 Uhr: Ruwertal/Fell 2

16.05 Uhr: Graf. Veldenz 2

16.58 Uhr: Moselland 2

Samstag:

8.18 Uhr: Bosenberg 1

8.51 Uhr: Freisen/Westr. 1 9.26 Uhr: Birkenfeld 1

10.44 Uhr: Panzerplatte 1 14.57 Uhr: Bosenberg 2 15.30 Uhr: Freisen/W. 2

16.05 Uhr: Birkenfeld 2

17.23 Uhr: Panzerplatte 2

Sonntag:

7.28 Uhr: Dhrontal 1

8.03 Uhr: Moselwein 1

10.41 Uhr: Dhrontal 2

11.16 Uhr: Moselwein 2

13 Uhr: Circus Maximus

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