Die schweigsame Justine Henin

Luxemburg. Gerty Kail hat schon viel gesehen. Seit es das Damen-Tennisturnier in Luxemburg gibt, ist sie mit dabei. Seit nun 19 Jahren. Immer am selben Platz. Sie betreut das "Crew Restaurant", in dem Pressevertreter und Ballkinder verpflegt werden. Mit ihren knapp 70 Jahren ist sie eine der guten Seelen des Turniers. Und sie bringt nichts aus der Ruhe

Luxemburg. Gerty Kail hat schon viel gesehen. Seit es das Damen-Tennisturnier in Luxemburg gibt, ist sie mit dabei. Seit nun 19 Jahren. Immer am selben Platz. Sie betreut das "Crew Restaurant", in dem Pressevertreter und Ballkinder verpflegt werden. Mit ihren knapp 70 Jahren ist sie eine der guten Seelen des Turniers. Und sie bringt nichts aus der Ruhe. Während sich draußen alles um die Belgierin Justine Henin dreht und über 300 Fans einiges veranstalten, um an ein Autogramm zu kommen, verdrückt sie drinnen in aller Seelenruhe ein Stück Schokoladenkuchen. "Die jungen Leute", sagt sie nur in dieser drolligen Mischung aus deutsch und luxemburgisch. Dabei verdreht sie etwas die Augen und grinst.

Derweil herrscht um die rückkehr-willige ehemalige Weltranglisten-Erste Henin großer Andrang. Seit Mittag beschäftigt sie sich mit Schülern des luxemburgischen Sportgymnasiums, absolviert eine Trainingsstunde, bevor sie noch Autogramme gibt. Nur Interviews hat die 27-Jährige kategorisch abgelehnt. "Ein paar Anfragen gab es schon", meint Jos Thinnes aus dem Pressezentrum und untertreibt damit maßlos. Sogar das belgische Fernsehen reiste extra wegen Henin an - und musste unverrichteter Dinge wieder den Heimweg antreten.

"Wir haben ja jedes Jahr einen Stargast hier, letztes Jahr war es beispielsweise Regina Halmich", verrät Thinnes. "Dass Henin hierher kommt, war schon lange klar, bevor sie ihr Comeback angekündigt hat. Aber seit klar ist, dass sie zurückkehrt, kann sie sich vor Anfragen kaum noch retten." Zumindest Henins langjähriger Trainer Carlos Rodriguez stand den Journalisten zehn Minuten lang Rede und Antwort.

Dass es ein langer Weg zurück sei, wie man eine Spielerin wie sie nach und nach wieder auf Top-Niveau bringt oder auch darüber, wie wichtig Matchpraxis sei. Nur die Frage, ob solch eine Rückkehr ein Risiko sei, da Henin als ehemals beste Spielerin der Welt eigentlich nur noch einen Ruf zu verlieren hat, beantwortete Rodriguez offensiv: "Es ist eine Herausforderung. Das Niveau steigt von Saison zu Saison, alle werden fitter, athletischer, schneller, schlagen härter." Und dann ist da ja noch Wimbledon, das Turnier, das sie bisher nie gewinnen konnte. Der einzige Makel in Henins Karriere. Bis zu ihrem zweiten großen Ziel, den Olympischen Spielen 2012 in London, will sie dort triumphiert haben.

Dann ist Henin wieder weg. Noch ein Drink im Vip-Raum, danach geht es wieder zum Training nach Belgien. Denn im Januar will die Belgierin topfit auf die Tour zurückkehren. Das alles bekommt Gerty Kail nicht mit. Sie betreut weiter die Restaurantgäste. So wie sie es auch die kommenden Jahre tun wird - egal, welcher Star nun den Weg ins Großherzogtum findet.

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