Bluttests in Luxemburg geplant Luxemburg testet Covid-19-Immunität

Luxemburg · Bluttests bei 1500 Bürgern im Großherzogtum sollen erste Hinweise zur Durchseuchung geben. Die Ergebnisse werden die potenzielle Exit-Strategie beeinflussen, es gibt aber einen entscheidenden Faktor.

 Repräsentative Bluttests sollen zeigen, wieviele Menschen im Großherzogtum wirklich am Coronavirus erkrankt waren und eine Immunität aufgebaut haben. 

Repräsentative Bluttests sollen zeigen, wieviele Menschen im Großherzogtum wirklich am Coronavirus erkrankt waren und eine Immunität aufgebaut haben. 

Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Rückkehr zur Normalität in Luxemburg dauert: „Es wird nicht morgen passieren“, stellte Premier Xavier Bettel (DP) bei einer Pressekonferenz am Freitag klar. Doch auch im Großherzogtum wird darüber nachgedacht, wie man das weitgehend von der Corona-Krise gelähmte Land und seine Wirtschaft wieder zum Funktionieren bringen könnte.

Anders als zum Beispiel in Österreich stehen Lockerungen des Lockdowns in Luxemburg erstmal nicht auf der Tagesordnung. Um herauszufinden, wann der richtige Zeitpunkt dafür wäre, setzt die Regierung nun auf Bluttests. Anhand der Ergebnisse soll ermittelt werden, wieviele Bürger bereits am Coronavirus erkrankt waren und Antikörper gegen die Krankheit entwickeln konnten. So könnte die Durchseuchungsrate der Bevölkerung hochgerechnet werden. Es gehe nicht darum, jeden einzelnen Bürger systematisch zu testen, erklärte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) bei der Pressekonferenz. Stattdessen werde eine repräsentative Gruppe aus 1500 Menschen zusammengestellt, die sich dem Bluttest unterziehen werden.

Parallel dazu finden weiterhin zahlreiche Tests mit Abstrichen in den Krankenhäusern und in den sogenannten „Corona-Drive-In-Zentren“ statt. Seit Beginn der Krise sind nach Angaben der luxemburgischen Regierung 25 702 Tests durchgeführt worden. Laut Lenert ist es im Verhältnis zur Bevölkerung eine der höchsten Testzahlen weltweit. In den kommenden Tagen soll die Zahl der Abstrichtests weiter hochgefahren werden. Bei 2970 Menschen wurde bisher das Coronavirus nachgewiesen. Das Durchschnittsalter der Kranken liegt bei 46 Jahren, 44 Covid-Patienten starben bisher an den Folgen der Erkrankung.

Für Premier Xavier Bettel ist die Immunitätsrate der luxemburgischen Bevölkerung gegen das Virus ein wichtiges Kriterium, um über mögliche Lockerungen der zurzeit geltenden Maßnahmen zu entscheiden. Diese sollen Schritt für Schritt erfolgen, um keine zweite Welle der Corona-Pandemie auszulösen. Eine wichtige Rolle bei der vorsichtigen Aufhebung des Lockdowns spielten die Kapazitäten des Gesundheitssystems, um Covid-19-Patienten zu versorgen.

Bisher seien die Krankenhäuser in Luxemburg gut aufgestellt. Es seien genug Betten in den Intensivstationen und Beatmungsgeräte vorhanden, so dass sogar Patienten aus der französischen Nachbarregion Grand Est im Großherzogtum aufgenommen werden konnten. Außerdem ist die Maskenpflicht bei unseren Nachbarn derzeit kein Thema.

Doch Premier Bettel warnte die Bevölkerung davor, sich nicht mehr an die Beschränkungen zu halten und die Hygienemaßnahmen zu vernachlässigen. Der Höhepunkt der Pandemie sei in Luxemburg noch nicht erreicht und es gelte nach wie vor das Ziel, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Laut Gesundheitsministerin Paulette Lenert werde dies bis Ende kommender Woche der Fall sein.

Im Saarland haben sich bereits die SPD und die Opposition im Landtag für eine repräsentative Studie ausgesprochen, wie sie nun in Luxemburg durchgeführt wird. Die Linksfraktion hatte vergangene Woche etwa vorgeschlagen, 2000 repräsentative Saarländer jetzt und zehn Tage später zu testen, um so verlässlichere Zahlen über die Durchseuchung der Bevölkerung zu ermitteln.

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