„Die Mannschaft ist der Star“

Prag. Horst Hrubesch wurde 2009 mit Mesut Özil, Sami Khedira und Manuel Neuer U 21-Europameister. Die drei Spieler wurden 2014 Weltmeister. Heute beginnt die U 21-EM in Tschechien. Deutschland spielt gegen Serbien (20.45 Uhr/ARD). Im Interview mit dem Sportinformationsdienst (SID) spricht Hrubesch über den EM-Titel und von Olympia, den FC Liverpool und dass Gonzalo Castro besser als Özil war.

Herr Hrubesch, Ihre Spieler sind kaum älter als Ihr Enkel. Alle betonen den guten Draht zu Ihnen. Wie kommt das?

Horst Hrubesch : Wir sind zu einer Gemeinschaft gewachsen. Die Spieler kommen aus unterschiedlichen Vereinen, da muss man sich finden. Das haben wir als Mannschaft über die letzten fast zwei Jahre geschafft - und da gehören wir Trainer und auch die Betreuer dazu. Und jetzt gehen wir den Weg weiter.

Wie sieht dieser Weg aus?

Hrubesch: Ich habe die Jungs gefragt: Wollen wir bis ins Finale oder nicht? Die Qualität dazu hat die Mannschaft. Im Laufe der Monate haben wir erkannt, dass dieses Ziel das nicht utopisch ist. Mit der Überzeugung treten wir an. Wir haben genug Qualität und Selbstvertrauen, um zu sagen: Wir wollen um den Titel mitspielen.

2008 sind Sie ebenfalls in Tschechien mit der U 19 Europameister geworden. Das EM-Motto lautete ,Keine leeren Hände'. Gibt es wieder ein Motto?

Hrubesch: Ein Freund von Leo Bittencourt hat ein Lied geschrieben. Es scheint den Jungs gut zu gefallen. Sie haben sich das Lied als ihr Lied ausgesucht. Mal sehen, ob es hilft.

Die Halbfinal-Teilnahme wäre gleichbedeutend mit dem Ticket für die Olympischen Spiele 2016.

Hrubesch: Wir wollen uns für die Spiele in Rio de Janeiro qualifizieren. Das gab es lange nicht mehr. Und so viele Olympiasieger im Fußball gibt es in Deutschland auch nicht. Wenn man die Möglichkeit hat, in dem Sport, den man liebt, um olympische Medaillen zu spielen, dann sollte man sich dieses Ziel auch setzen.

Vor einem Jahr noch haben Sie Führungsspieler im Aufgebot vermisst. Hat sich das geändert?

Hrubesch: Es haben sich einige zu Führungspersönlichkeiten entwickelt. Den einen haben wir nicht, die Verantwortung ist auf mehrere Schultern verteilt. Das finde ich gut.

Ist Emre Can einer davon?

Hrubesch: Über seine Entwicklung bin ich hocherfreut. Wenn sich jemand auf diese Art und Weise in England durchsetzt, spricht das für ihn. Ich war gerade beim FC Liverpool . Dort wurde uns bestätigt, dass Emre die Rolle von Steven Gerrard im Mittelfeld übernehmen soll. Auf der einen Seite ist er höflich, freundlich, klar, strukturiert. Aber wenn er auftritt, hat er eine unglaubliche Präsenz.

Wer wird der Star des Turniers?

Hrubesch: Für mich geht es darum, dass die Mannschaft der Star ist. Von unseren 2009er-Europameistern wird ja immer Mesut Özil hervorgehoben. Aber für mich war einer der entscheidenden Spieler Gonzalo Castro. Er hat eine überragende EM gespielt. Wir haben es 2009 auch über die Mannschaft gespielt, auch wenn wir Individualisten hatten, die ein Spiel entscheiden konnten. Das ist jetzt ähnlich.

Ist die 2009er-Mannschaft mit der jetzigen vergleichbar?

Hrubesch: Ich vergleiche nie. Es fällt mir schwer, Stürmer mit Stürmer oder Abwehrspieler mit Abwehrspieler zu vergleichen. Es sind alles eigenständige Typen, die ganz anders zusammen gewachsen sind.

Sie sind passionierter Angler. Welchen Fisch wird Ihr Team aus der Moldau ziehen?

Hrubesch: Ich hoffe doch, den ganz dicken Fisch. Aber ich glaube nicht, dass einer angeln gehen wird.

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