„Den Druck mache ich mir selbst“

ZWEIBRÜCKEN · Mit ihrer neuen Rolle im Rampenlicht hat die Speerwerferin des LAZ Zweibrücken keine Probleme. 2017 will sie durchstarten.

 Ihren Titel bei den deutschen Meisterschaften will Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken in diesem Jahr verteidigen – auch ein Start bei der WM in London ist fest eingeplant. Foto: Hoppe/dpa

Ihren Titel bei den deutschen Meisterschaften will Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken in diesem Jahr verteidigen – auch ein Start bei der WM in London ist fest eingeplant. Foto: Hoppe/dpa

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Die Vorzeige-Leichtathleten aus Saarland heißen Laura Müller (LC Rehlingen) und Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05). Auch das LAZ Zweibrücken hat Weltklasse zu bieten - und das nicht nur im Stabhochsprung mit Raphael Holzdeppe. Speerwerferin Christin Hussong (22), die in Saarbrücken studiert, rückt in diesem Jahr in den Fokus.

Frau Hussong, nach den Olympischen Spielen 2016 folgten noch einige Meetings, danach wurde es ruhiger für Sie. Wie läuft die Vorbereitung auf die neue Saison?

Christin Hussong: Bislang ist alles super. Wir haben im Training die Technik ein bisschen umgestellt, und das schlägt sehr gut an. Zu Beginn des Jahres war ich, wie fast jeder, ein wenig erkältet, aber das ist wieder auskuriert. Ansonsten bin ich gut durchgekommen, ohne Verletzungen. Jetzt muss man einfach abwarten, wie die nächsten Wochen und Monate laufen, bis zum Start in die Sommersaison.

Wo können oder müssen Sie sich noch steigern? Woran haben Sie im Training besonders gearbeitet?

Hussong: In der Regel waren das Kleinigkeiten. Etwa in welcher Höhe der Arm sein muss, wie man beim Abwurf steht oder wie der Stemmschritt ist. Nix Gravierendes, aber es dauert halt seine Zeit, bis sich das verfestigt.

Im vergangenen Frühjahr haben Sie sich in Portugal auf die Saison vorbereitet. Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Wochen aus?

Hussong: So ähnlich wie im letzten Jahr. Da es bei uns Speerwerfern eigentlich keine Hallensaison gibt, steht jetzt erst einmal Training auf dem Plan. Wie jetzt im Trainingslager in Portugal.

Ist eine Teilnahme am Winterwurf-Cup (11./12. März in Las Palmas auf Gran Canaria) geplant?

Hussong: Das hängt noch davon ab, ob der Deutscher Leichtathletik-Verband eine Mannschaft an den Start schickt. Aber wenn, dann werde ich auf Gran Canaria dabei sein. Natürlich vorausgesetzt, dass ich gesund bleibe und nicht wieder krank werde.

Welche Ziele haben Sie sich für die Sommersaison gesetzt?

Hussong: Im Juli stehen die deutschen Meisterschaften an. Meinen Titel aus dem Vorjahr würde ich da schon gerne verteidigen. Und der Höhepunkt ist natürlich die WM in London. Aber bis dahin ist schon noch etwas Zeit.

Mit Christina Obergföll und Linda Stahl haben zwei nationale Konkurrentinnen im Speerwurf ihre Karriere beendet. Nimmt für Sie dadurch der Druck ab, ständig Spitzenweiten werfen zu müssen, um sich für alle Großereignisse qualifizieren zu müssen? Oder hatte Sie gerade dieser Druck zu neuen Bestweiten motiviert?

Hussong: Ich glaube nicht, dass sich das in irgendeiner Weise auf meine Leistung auswirken wird. Den Druck mache ich mir in der Regel selbst.

2016 sind Sie deutsche Meisterin geworden und haben sich in der nationalen und internationalen Spitze etabliert. Sind seitdem die Erwartungshaltungen gestiegen?

Hussong: Ja klar. Natürlich ist das so, dass man mittlerweile in einem ganz anderen Fokus steht, wenn man als Dritte der Weltjahresbestenliste (66,41 Meter; Anm. d. Red.) aus dem Jahr geht. Aber ich sehe das als positiven Druck, und ich habe auch nichts gegen diese Situation. Irgendeine negative Belastung verspüre ich da überhaupt nicht.

Die zweite Saisonhälfte 2016 ist nicht nach Ihrem Wunsch verlaufen. Haben Sie die Rückschläge bei der EM und bei Olympia verarbeiten können?

Hussong: Natürlich ist im Nachhinein die Enttäuschung da, aber ich habe im vergangenen Jahr neue Bestweite geworfen. Mein großes Ziel, bei den Deutschen zu gewinnen, habe ich mir auch erfüllt. Ich sehe die EM und Rio vor allem als lehrreiche Zeit, damit es mir bei den nächsten Olympischen Spielen, der nächsten EM oder auch im nächsten Wettkampf nicht wieder so ergeht. Natürlich muss ich daraus meine Schlüsse ziehen, aber 2016 war bestimmt kein Jahr zum Vergessen oder Abhaken.

Seit Januar gibt es im Verband einen neuen Bundestrainer für die Speerwerferinnen. Mit Mark Frank hat ein Ex-Athlet das Amt von Maria Ritschel übernommen. Wie sind die ersten Eindrücke?

Hussong: Ich kenne Mark schon aus meiner U23-Zeit, aber wir arbeiten jetzt erst seit kurzem richtig zusammen. Von daher muss man einfach mal abwarten, wie sich das so entwickelt. Die ersten Eindrücke sind jedenfalls positiv.

Sie studieren "nebenbei" noch. Wie lässt sich das mit dem Leistungssport unter einen Hut bringen?

Hussong: Ich habe jetzt das Fach gewechselt, studiere Gesundheitsmanagement in Saarbrücken, und das ist echt super. Ich kann mich sehr gut auf den Sport konzentrieren, aber wenn ich Uni habe, bin ich auch froh, dass ich mal wieder was anderes im Kopf habe. Es ist wichtig, dass man sich mal ablenken kann, anders gefordert wird und sich nicht alles auf den Sport fokussiert.

Das Gespräch führte SZ-Mitarbeiter Martin Wittenmeier.

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