Leichtathletik Hussong verpasst Titel im Speerwurf

Erfurt · Bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt hat Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken ihren Titel nicht verteidigen können. Doch sie holte die Silbermedaille hinter Weltmeisterin Katharina Molitor.

 Speerwerferin Christin Hussong wurde bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt diesmal Zweite. Die WM-Norm für London hatte sie vorher schon erreicht.

Speerwerferin Christin Hussong wurde bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt diesmal Zweite. Die WM-Norm für London hatte sie vorher schon erreicht.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Christin Hussong zuckte mit den Schultern. Was sollte sie tun? Die Speerwerferin vom LAZ Zweibrücken hob die Hände über den Kopf und klatschte, um sich vom Publikum zu verabschieden. Auf riesigen Videowänden hatten die Zuschauer im Steigerwaldstadion genau beobachten können, wie Hussong am Samstag mit sich haderte. Umso lauter schienen sie ihr zu applaudieren. Zur Aufmunterung. Doch es half alles nichts.

In der Mixedzone kämpfte Hussong mit den Tränen – trotz eines zweiten Platzes bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften. Im vergangenen Jahr hatte die 23-Jährige den Titel noch gewonnen, in Kassel mit 66,41 die deutsche Jahresbestleistung geschafft. Diesmal landete die Zweibrückerin mit 59,54 Metern hinter der Weltmeisterin Katharina Molitor von Bayer Leverkusen. Dritte wurde Sarah Leidl (1. FC Passau) mit 51,35 Metern.

Molitor und Hussong hatten vorab als einzige Speerwerferinnen die WM-Norm vorzuweisen. In Erfurt lieferten sie sich ein unaufgeregtes Duell. Keine andere Werferin warf auf ihrem Niveau. Doch einen Monat vor der Leichtathletik-WM in London (4. bis 13. August) wirkte Hussong überraschend ratlos. Dabei galt nach dem bisherigen Saisonverlauf eher Molitor als Sorgenkind.

Die Normweite übertraf Hussong bereits im Mai mit 61,91 Metern um fünfzig Zentimeter, sie dürfte in England dabei sein. Zumal mit Christina Obergföll und Linda Stahl zwei deutsche Topwerferinnen ihre Karriere vor dieser Saison beendeten. Beide wurden in einer Wettkampfpause am Samstag verabschiedet. Aber hat Hussong gegenwärtig eine gute Form für den internationalen Wettbewerb?

„Es nervt einfach nur noch“, seufzte die U23-Europameisterin und Olympia-Teilnehmerin von Rio im Steigerwaldstadion: „Im Training läuft’s super jetzt, aber ich bekomme es einfach nicht hin, im Wettkampf den Speer zu treffen.“ Zuletzt hatte sie mit Vater und Trainer Udo Hussong intensiv an ihrer Technik gearbeitet, an Timing und Stemmschritt.

Am Samstag näherte sich ihre Konkurrentin Molitor kontinuierlich dem gelben Band, das die WM-Norm von 62,40 Metern auf dem Rasen markierte. Im ersten Versuch gelangen ihr 60,39 Metern, nach einem Fehlversuch fehlten Molitor im dritten Durchgang nur 24 Zentimeter zur Weite für London. Dafür bedeuteten ihre 61,16 Meter die Siegweite.

Hussong schaffte es dagegen nicht über die Marke von 60 Metern. Nach 58,63 Metern im dritten Wurf wirkte die Titelverteidigerin schon unzufrieden. Daran änderten auch die folgenden 59,54 Meter nichts, obwohl ein Raunen durch das Publikum ging.

Trotz der Sommersonne machte ein böiger Gegenwind den Werferinnen zu schaffen. Hussong empfand ihn als „brutal“. „Aber ich bin keine, die das auf die äußeren Bedingungen schiebt, es liegt letztlich an mir“, sagte Hussong selbstkritisch. Sie habe zu hoch geworfen. Tatsächlich kam Molitor mit den schwierigen Bedingungen besser zurecht, kam mit flacheren Würfen weiter.

Wie Hussong wieder zu ihrer Wettkampfform finden will? „Trainieren, trainieren, trainieren“; meinte sie, schon wieder gefasster. „Irgendwann klappt’s.“ Vielleicht ja in London.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort