Das neue Star-Duo besteht die Feuertaufe

Abu Dhabi · Boris Becker hat seine Feuertaufe als Cheftrainer des Weltranglistenzweiten Novak Djokovic bestanden. Die wahren Herausforderungen kommen allerdings noch. In zwei Wochen beginnen in Melbourne die Australian Open.

Die Aufmerksamkeit gefiel Boris Becker. Das war ihm anzusehen. Die blaue Trainingsjacke hoch geschlossen, sog er den Applaus des Publikums in sich auf. Die "Boris, Boris"-Rufe. Das Johlen der Zuschauer. Hier, im Emirat Abu Dhabi, feierten ihn die Leute, als wäre er noch immer der 17-jährige Leimener, der jüngste Wimbledon-Champion der Tennis-Geschichte.

Im Licht der Öffentlichkeit hat sich Becker seit jenem Tag im Juli 1985 stets gesonnt, doch diesmal war es anders. Becker war in Abu Dhabi auf die Gnade seines Arbeitgebers angewiesen, um in den Genuss der stehenden Ovationen zu kommen. "Ich bin richtig froh, Boris in meinem Team zu haben", rief Novak Djokovic nach seinem Sieg beim Showturnier in die Menge: "Es ist großartig, mit dieser Trophäe unsere Zusammenarbeit zu starten. Hoffentlich gewinnen wir noch mehr."

7:5, 6:2 hatte Djokovic im Finale gegen David Ferrer aus Spanien gewonnen, immerhin die Nummer drei der ATP-Weltrangliste. Der Serbe sah dabei so entspannt aus, wie man es bei einem Showkampf erwartet, das Match allerdings hatte es zwei Wochen vor Beginn der Australian Open bereits in sich. Djokovic spulte sein Programm zielsicher ab und feierte seinen 26. Sieg nacheinander. Zuletzt hatte er im Finale der US Open in New York gegen Rafael Nadal verloren.

Selbst wenn diese Niederlage gegen den Branchenführer aus Spanien, wie oftmals berichtet, zu einem Umdenken bei Djokovic und letztlich zur Verpflichtung Beckers geführt haben sollte- der Einfluss des deutschen Tennis-Helden ist (noch) ziemlich überschaubar. Obwohl Djokovic in all seiner Höflichkeit Beckers Analysen als "fantastisch" in den Himmel hebt - die wenigen Trainingstage in Marbella und Abu Dhabi haben nichts am Spieler Djokovic verändert. Er ist nach wie vor Weltklasse. Um das zu erkennen, bedurfte es nicht dieser unförmigen Trophäe.

Djokovic weiß das selbst, immerhin sagte der 26-Jährige in Abu Dhabi: "Ich werde keine großen Veränderungen vornehmen, ich bin ein kompletter Spieler. Kleine Details hier und da, kleine Anpassungen, das war's." Becker sieht das genauso. Der 46-Jährige spricht von "kleinen Dingen, die auf diesem Level darüber entscheiden, ob du den großen Pokal gewinnst oder Zweiter wirst". Aus diesem Grund hat Djokovic ihn engagiert, aus diesem Grund hat nun auch Roger Federer die Zusammenarbeit mit Beckers langjährigem Rivalen Stefan Edberg bekannt gegeben.

Becker gratulierte freundlich. "Lasst die Spiele beginnen", sagte er, als lebe die Rivalität der 80er zwischen ihm, Edberg und Ivan Lendl, der Andy Murray betreut, nun wieder auf. Ihre Spieler werden sich daran gewöhnen müssen, dass ihnen die Aufmerksamkeit nicht mehr ungeteilt zufliegt. Djokovic, Murray und Federer haben sich für diesen Weg entschieden. Bei den Australian Open in Melbourne wird die erste Bilanz gezogen.

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