Ammann darf träumen
Oberstdorf · Die deutschen Skispringer haben die großen Erwartungen zum Auftakt der 62. Vierschanzentournee nicht erfüllt. Als bester DSV-Adler flog Marinus Kraus auf Rang acht und damit deutlich am Podium vorbei.
Severin Freund lächelte gequält, Richard Freitag und Andreas Wellinger verschwanden schmollend in den Katakomben: Die Hoffnungen der deutschen Skispringer haben gleich beim Auftakt der 62. Vierschanzentournee einen herben Dämpfer erhalten. Beim Sieg des viermaligen Olympiasiegers Simon Ammann aus der Schweiz war Senkrechtstarter Marinus Kraus auf Rang acht überraschend bester DSV-Adler des Heimspiels in Oberstdorf. "Das ist ein Wahnsinnsgefühl. Es war ein schöner Wettbewerb für mich", frohlockte der 22-Jährige.
Das deutsche Top-Trio enttäuschte dagegen: Mitfavorit Freund flog auf seiner Heimschanze vor 25 500 Zuschauern auf 130,5 und 127,5 Meter, die 279,3 Punkte reichten nur zu Rang zehn. "Die Tournee ist noch lang, da ist noch nichts entschieden", sagte der Dritte des Vorjahres. Wellinger (243,2 Punkte) landete nur auf dem 29. Platz, Hoffnungsträger Freitag verpasste sogar den zweiten Durchgang. "Wir haben keinen Springer in die Spitze gekriegt. Das ist sicher ein Wermutstropfen", sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Routinier Michael Neumayer löste als Elfter immerhin das Olympia-Ticket, Andreas Wank (263,5) wurde belegte Platz 15. Martin Schmitt, der seine 18. Tournee bestreitet, verpasste in seinem ersten Weltcup der Saison den zweiten Durchgang. "Frustrierend ist es nicht, denn ich wusste, dass ich nicht die Tournee gewinne. Trotzdem hätte ich gerne einen guten Wettkampf gezeigt", bilanzierte Schmitt. Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen wird wohl der letzte Weltcup-Auftritt des viermaligen Weltmeisters. "Davon gehe ich aus aus, ja", sagte Schmitt.
Sieger Simon Ammann darf derweil von seinem ersten Tournee-Sieg träumen: Sechs der vergangenen zehn Oberstdorf-Sieger standen am Ende in der Gesamtwertung ganz oben. Der 32-Jährige, der zuletzt im Januar 2011 einen Weltcup gewonnen hatte, landete mit 301,9 Punkten vor Weltmeister Anders Bardal aus Norwegen (297,9) und dem Überraschungs-Dritten Thomas Diethart aus Österreich (297,3). Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer (Österreich/281,6) wurde nur Neunter.
Auch andere namhafte Springer haben bereits deutlichen Rückstand. Weltmeister Kamil Stoch aus Polen erreichte nur mit Mühe den zweiten Durchgang und kletterte dort noch auf den 13. Rang. Der fünfmalige Tournee-Sieger Janne Ahonen aus Finnland flog nur auf den 25. Platz, der Norweger Anders Jacobsen, im Vorjahr Sieger in Oberstdorf, musste sich mit dem 30. Platz begnügen.
Die 62. Vierschanzentournee wird nach einem Ruhetag morgen in Garmisch-Partenkirchen mit der Qualifikation fortgesetzt. Die weiteren Stationen sind Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar).
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HintergrundDer Deutsche Skiverband (DSV) will den 2015 auslaufenden Vertrag mit Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster langfristig verlängern. "Wir werden versuchen, ihn so lange wie möglich an uns zu binden", sagte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller gestern. Der 44-Jährige habe allerdings auch das Angebot, an das renommierte Skigymnasium Stams in seiner Heimat Österreich zurückzukehren. Gespräche werde es nach den Olympischen Spielen in Sotschi geben, sagte Pfüller: "Stams bietet natürlich eine gewisse Sicherheit. Aber auch wir bieten ihm eine Perspektive nicht nur als Cheftrainer, sondern auch in anderer Position." sid