Budget-Grenze liefert Formel 1 neuen Zündstoff

London/Paris/Maranello. Die Regel-Revolution des Automobil-Weltverbands (Fia) liefert der Formel 1 kurz vor dem Saisonstart (29. März in Australien) viel Stoff für neuen Streit. Umstritten ist vor allem die freiwillige Budget-Grenze, die von 2010 an gelten sollen

 Ex-Rennleiter Jean Todt war Michael Schumachers langjähriger Weggefährte bei Ferrari. Foto: dpa

Ex-Rennleiter Jean Todt war Michael Schumachers langjähriger Weggefährte bei Ferrari. Foto: dpa

London/Paris/Maranello. Die Regel-Revolution des Automobil-Weltverbands (Fia) liefert der Formel 1 kurz vor dem Saisonstart (29. März in Australien) viel Stoff für neuen Streit. Umstritten ist vor allem die freiwillige Budget-Grenze, die von 2010 an gelten sollen. Der Plan der Fia sieht vor: Teams, die mit maximal 33 Millionen Euro Jahresetat auskommen, werden mit technischen Vorteilen belohnt. Mit diesen heftigen Kostenreduzierungen sollen vor allem potenzielle Neueinsteiger angelockt werden.

Teams, die weiterhin mit größeren Budgets operieren wollen, bleiben technische Vorteile im Rahmen des bis 2012 geltenden Regelwerks untersagt. "Das birgt das Risiko, dass das Wesen der Formel 1 auf den Kopf gestellt wird", warnte der Präsident der Teamvereinigung Fota, Luca di Montezemolo.

Ganz andere Sorgen hat Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer. Nur mit einer "schwarzen Null" gibt es für den Großen Preis von Deutschland auf der nordbadischen Rennstrecke eine Zukunft. Sollte sich nicht innerhalb einer Woche abzeichnen, dass über einen erhöhten Zuschauerzuspruch ein Millionen-Defizit wie bislang verhindert werden kann, bleibt die Ampel auf der Traditionsstrecke für die Formel 1 endgültig auf Rot stehen. Die Stadt könne als Haupt-Anteilseigner nicht weiter für das Minus aufkommen, sagte Gummer: "Das können wir uns nicht erlauben." Die regionalen Wirtschaftsverbände wollen deshalb Karten für eine 20 000 Zuschauer fassende Zusatztribüne verkaufen. Der Gemeinderat entscheidet am 25. März endgültig, ob es weiterhin einen deutschen Grand Prix auf dem Hockenheimring geben wird.

Völlig losgelöst vom Motorsport hat sich Jean Todt, der Ferrari verlässt. Der langjährige Weggefährte des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher trat am Dienstag von all seinen Ämtern beim italienischen Sportwagen-Hersteller zurück. "Jean Todt war eine der prägenden Persönlichkeiten in der Ferrari-Geschichte der vergangenen 15 Jahre", würdigte Montezemolo den Franzosen bei der Ferrari-Aktionärsversammlung in Modena. Als Direktor der Rennabteilung war Todt 1993 zu Ferrari gewechselt und gewann mit den Roten 13 WM-Titel. Sechs Mal holten seine Fahrer die Piloten-Wertung, sieben Mal gewann Ferrari den Markenpokal. Insgesamt triumphierte Ferrari mit Todt bei 98 Grand Prix. dpa

Meinung

Schlag ins Gesicht

der Autobauer

Von SZ-Redakteur

Walter Koster

Es wird höchste Zeit, dass die Formel 1 in die Gänge kommt. Sonst würden Fia-Boss Max Mosley, 69, und Zampano Bernie Ecclestone, 78, auf ihre alten Tage noch weitere absurde und abstruse Regeln aufstellen. Als ob das Altherren-Duo mit seinen Plänen nicht schon genug Unruhe gestiftet hätte. Wie ist eine Etat-Grenze im teuren PS-Spektakel überhaupt einzuhalten und zu kontrollieren? Sind die Hersteller überhaupt bereit, in einer High-Tech-Liga in einer "Low-Budget-Version" mitzufahren? Für sie dürfte mit der Budget-Grenze verbundene Vorteile für die kleinen Teams ein Schlag ins Gesicht sein. Die neue Harmonie war trügerisch. Unruhe und Zündstoff sind programmiert.

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