"Der Handball versinkt im Morast"

Hamburg. Die Manager-Familie hält in der Krise zusammen. Einen Tag, nachdem die Europäische Handball-Föderation (EHF) Bundesligist THW Kiel vom Verdacht der Manipulation des Champions-League-Finales 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt entlastet hat, bekam THW-Manager Uwe Schwenker von seinen Bundesliga-Kollegen Rückendeckung

Hamburg. Die Manager-Familie hält in der Krise zusammen. Einen Tag, nachdem die Europäische Handball-Föderation (EHF) Bundesligist THW Kiel vom Verdacht der Manipulation des Champions-League-Finales 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt entlastet hat, bekam THW-Manager Uwe Schwenker von seinen Bundesliga-Kollegen Rückendeckung. In einer Umfrage sprachen sich 14 Erstliga-Manager für seinen Verbleib bis zur Aufklärung der Vorwürfe beim Meister aus, der zehn Spiele in der Champions League manipuliert haben soll. Der Flensburger Fynn Holpert votierte als einziger für einen Rücktritt und forderte im Falle einer tatsächlichen Bestechung "die Aberkennung des Titels". Kiel steht unter Verdacht, Schiedsrichter bestochen und so Champions-League-Spiele gekauft zu haben, darunter das gewonnene Finale 2007 gegen Flensburg. Laut dem Bericht der EHF seien in diesem Endspiel aber keine Auffälligkeiten zu registrieren gewesen. Unterdessen schilderte der ehemalige Flensburger Trainer Erik Veje Rasmussen einen Bestechungs-Versuch - und bemängelte die Aufklärungsarbeit der Verbände: "Bis jetzt habe ich nicht feststellen können, dass man viel unternommen hat, um es zu unterbinden." Der Däne gab an, er sei vor einem Spiel auf europäischer Ebene über einen Mittelsmann gefragt worden, ob sein Club die beiden Schiedsrichter für einen Sieg "kaufen" wolle. Er habe dies abgelehnt. Sie hätten keinen Fall daraus gemacht, weil sie keinen Beweis gehabt hätten, aber "das war klipp und klar ein Versuch, Geld daraus zu ziehen", sagte Rasmussen. Der 49-Jährige erklärte nicht, ob der Vorfall sich in seiner Flensburger Zeit oder bei seinem jetzigen Club Århus GF zugetragen hat. Rasmussen ist aber sicher, dass man als Schiedsrichter ohne weiteres ein Spiel manipulieren kann. "Man pfeift zehn Minuten lang für die eine Mannschaft" und in der Schlussphase, wenn diese Mannschaft am Ziel sei, könne man "drei, vier rauswerfen, damit das statistisch ordentlich aussieht nachher". Er freue sich daher, "dass jetzt Riesenwirbel kommt", weil es ein Zustand sei, den man seit vielen vielen Jahren gekannt habe.Die Affäre um Kiel, der Skandal um die Magdeburger Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich, die einen Bestechungs-Versuch bei Europacup-Spiel zwischen Medwedi Moskau und BM Valladolid verschwiegen haben: Handball-Stars befürchten einen Imageschaden für ihren Sport. "Für uns Spieler ist es ein Drama zu sehen, wie wir jetzt im Morast versinken. Alles, was in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde im deutschen Handball, liegt danieder", sagte der Niederwürzbacher Christian Schwarzer, Weltmeister von 2007. Erhard Wunderlich, Weltmeister von 1978, drängte auf schnelle Aufklärung. "Wir bewegen uns seit Wochen in einer Sphäre des Ungefähren. Gerüchte, Verdächtigungen, Mutmaßungen - das ist Gift für den Handball. Wir brauchen schnell belastbare Fakten, sonst bleibt am deutschen Handball etwas hängen, was er gar nicht verbrochen hat", erklärte er: "Einige Figuren aus der Liga geben keine gute Rolle ab. Man muss nach vorn gehen und mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Wir müssen retten, was noch zu retten ist."

Auf einen BlickDie deutsche Handball-Nationalmannschaft hält Kurs auf die Europameisterschaft. Gestern besiegte sie in Minsk Weißrussland 25:23 (16:11). Nach dem dritten Sieg im dritten Spiel in der Qualifikation geht es am Sonntag, 15.30 Uhr, in Aschaffenburg gegen Israel. dpa

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