Fußball-Bundesliga Auf den Rausch folgt der Wiesn-Kater

München · FC Bayern verliert in der Bundesliga das Heimspiel gegen Hoffenheim mit 1:2. Sargis Adamyan trifft doppelt für die TSG.

Im Fallen düpiert Sargis Adamyan die Abwehr des FC Bayern und trifft zum 2:1 für die TSG Hoffenheim.

Im Fallen düpiert Sargis Adamyan die Abwehr des FC Bayern und trifft zum 2:1 für die TSG Hoffenheim.

Foto: dpa/Matthias Balk

Frustsaufen im Käferzelt? Nein, so weit werde es nach der sensationellen 1:2 (0:0)-Pleite von Bayern München gegen die TSG Hoffenheim nicht kommen, sagte Hasan Salihamidzic: „Das sind wir schon gewohnt, da sind wir schon letztes Jahr so hingefahren.“ Doch der Humor des Sportdirektors war gespielt: Nur wenige Tage nach dem Champions-League-Rausch beim magischen 7:2 gegen Tottenham Hotspur herrscht beim Rekordmeister Ernüchterung vor. „Wir haben die Bundesliga noch mal spannend gemacht“, sagte Salihamidzic.

Der traditionelle Wiesn-Besuch am letzten Festtag stand dennoch nicht zur Disposition. „Es ist nicht schön, dass wir da alle mit einer Niederlage hingehen“, sagte Salihamidzic: „Aber das ist eine Teambuilding-Maßnahme.“ Und so sollten sich die millionenschweren Stars über ihren Maßkrügen „Gedanken machen, warum es passiert ist“. Warum sie sich von Sargis Adamyan zwei Mal hatten einschenken lassen.

Trainer Niko Kovac fand Antworten. In Halbzeit eins habe seiner müden Elf „der letzte Wille, der letzte Impuls gefehlt“. Und nach der Pause sei es dann „überhaupt nicht gut“ gewesen. Das betraf konkret Corentin Tolisso und Jérôme Boateng, die schlecht aussahen bei den Toren von Adamyan (54./79.), der im Sommer für nur 1,5 Millionen Euro von Zweitligist Jahn Regensburg zur TSG gekommen war. Adamyan hatte übrigens noch am 31. August Spielpraxis in der Regionalliga Südwest gesammelt und war damals wesentlich verantwortlich für die erste Saisonniederlage der SV Elversberg bei der TSG Hoffenheim II (1:3).

Bayern-Trainer Kovac erkannte indes „Fehler, die du in der Bundesliga und international nicht machen darfst. Wir waren nicht gut, nicht da“. Auch der zwischenzeitliche Ausgleich durch das elfte Saisontor von Robert Lewandowski (73.) stabilisierte die fahrigen Bayern nicht. Kovacs ernüchterndes Fazit: „Wir sind anscheinend noch nicht so weit, dieses gute Spiel vom Dienstag alle vier Tage zu bringen.“ Und das, meinte er, „ärgert mich“.

Und es kam ihm bekannt vor: Im vergangenen Jahr prosteten sich die Bayern nach einem 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach auf der Wiesn ebenso verhalten zu. Es war der Anfang eines stürmischen Herbstes, an dessen Ende Kovac fast seinen Job verlor. Soweit soll es nicht wieder kommen, Salihamidzic nahm den Trainer in Schutz. Warum Kovac seine Startelf nach dem kräftezehrenden London-Trip nur auf einer Position verändert hatte? „Man muss den Trainer verstehen, dass er eine Formation sucht und diese einspielen möchte“, sagte der Sportchef.

Mit seinem Nein zur einst geliebten – und übertriebenen – Rotation sorgt Kovac aber auch für Unzufriedenheit im Luxuskader. Javi Martínez musste auf der Ersatzbank von Co-Trainer Hansi Flick getröstet werden, Thomas Müller verließ nach seinem Kurzauftritt sichtlich genervt die Arena. Ob er nicht sprechen wolle? „Nothing to say, wie der Engländer sagt“, sagte Müller.

Die Kollegen, die spielen durften, gaben sich ähnlich kurz angebunden. Niklas Süle, sagen Sie was? „Eigentlich nicht.“ Serge Gnabry? „Heute nicht.“ Thiago? „Ich habe keine Worte.“ Und Uli Hoeneß, diesmal ohne den obligatorischen Bayern-Schal? „Schönen Abend.“ Den hatte kein Bayer am Samstag.

Ganz anders Hoffenheim mit Doppelpacker Adamyan. „Das ist ein Riesentraum für mich“, sagte der 26-jährige Armenier nach seinem ersten Bundesliga-Spiel von Beginn an, die Stimme aufgeraut vom Jubeln. Sein Trikot komme zu Hause gerahmt an die Wand. Zugleich betonte der flinke Angreifer die Bedeutung des ersten TSG-Sieges überhaupt in München: „Wir haben gezeigt, dass wir jeden in der Bundesliga schlagen können.“

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