Wo, bitte, geht's zur Behinderten-Toilette?

Heusweiler. Auf Antrag der NÖL machte der Heusweiler Ortsrat am Mittwochnachmittag eine "Behindertenbegehung" im Ortszentrum. 18 Teilnehmer, darunter Bürgermeister Thomas Redelberger und neun Ortsratsmitglieder, wollten erleben, wie ein Geh- oder Sehbehinderter im Zentrum zurechtkommt

Heusweiler. Auf Antrag der NÖL machte der Heusweiler Ortsrat am Mittwochnachmittag eine "Behindertenbegehung" im Ortszentrum. 18 Teilnehmer, darunter Bürgermeister Thomas Redelberger und neun Ortsratsmitglieder, wollten erleben, wie ein Geh- oder Sehbehinderter im Zentrum zurechtkommt. Hans-Peter Thiel (SPD) verteilte zu diesem Zweck Brillen, die eine Sehbehinderung von 90 Prozent simulierten. Ulrich Steinrücken (NÖL) schob einen Rollator vor sich her. Rollstuhlfahrer fehlten.Ausgangspunkt der Tour war der Marktplatz: "Das Kopfsteinpflaster ist für einen Gehbehinderten schon fast nicht zu bewältigen", sagte Steinrücken. Auf seine Frage, wo es im Zentrum eine Behindertentoilette gibt, erntete er nur Schulterzucken. Ortsvorsteher Gerhard Fisch (SPD) klärte auf: "Es gibt eine im Untergeschoss der Kulturhalle."

Allerdings macht kein Hinweisschild auf die Toilette aufmerksam, und man muss sich erst im Restaurant der Kulturhalle den Schlüssel besorgen. "Die Gastronomie ist aber nicht immer geöffnet", meinte ein Teilnehmer. Gleich neben der Kulturhalle ein weiteres Problem: Wer ins Ärztehaus am Markt geht und sehbehindert ist, der bleibt im Treppenhaus stecken. Dazu Klara Feld (Linke): "Der Handlauf des Geländers im Treppenhaus endet auf jeder Etage, der Sehbehinderte weiß nicht, wie er um die Ecken kommt." Vor der Drogerie Haacke (gegenüber der evangelischen Kirche) gebe es für Sehbehinderte gleich mehrere Gefahrenpunkte: an der Ampel gibt's keinen Kontaktschalter, der Blinden ein akustisches Signal sendet, wenn die Fußgängerampel auf Grün schaltet. Rolf-Werner Müller meinte zudem, dass der Papierkorb an der Ampel auf der falschen Seite hänge: "Wenn ein Sehbehinderter dort vorbeikommt, bleibt er am Papierkorb hängen", sagte Müller.

Gefahr an der Treppe

Ein großer Gefahrenpunkt sei auch die dortige Treppenanlage. Dazu Steinrücken: "Wenn ein Sehbehinderter auf dem Bürgersteig an der Ampel vorbeigeht und dort mehrere Leute warten, um die Straße zu überqueren, muss er ausweichen und kann die Treppe hinunterstürzen. Da müsste ein Gitter hin." Was auch bemängelt wurde: fast kein einziger Eingang zu einem Geschäft oder einer Praxis entlang der B 268 sei behindertengerecht gestaltet. Überall Stufen, nirgendwo Geländer, kaum ein ebenerdiger Eingang. An der steilen Treppe zur katholischen Kirche bemängeln die Sehbehinderten das Fehlen von weißen Markierungsstreifen. "Wenn die erste Stufe und die letzte Stufe weiß markiert wären, hätte der Sehbehinderte einen Anhaltspunkt, wo es losgeht und wo die Treppe aufhört", erklärte Dieter Petsch.

"Die Begehung sollte zeigen, wo die Knackpunkte in Heusweiler sind, die einem Behinderten das Lebens schwer machen", sagte Steinrücken. "Das war wirklich mal eine gute Idee", meinte eine Dame. Und weil in den 90 Minuten nur ein kleines Stück des Zentrums erkundet wurde, soll eine weitere Begehung folgen. dg

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