Normalerweise strömt das Volk nicht herbei, wenn seine Vertreter sich treffen, um Entscheidungen zu treffen. Diese Woche war das anders. Zur Stadtratssitzung am Dienstag kamen nicht nur rund 400 Mitglieder Saarbrücker Schwimmvereine in die Congresshalle. Auch einige Vertreter der Bürgerinitiative Franzenbrunnen waren da. Beide Gruppen signalisierten den 63 Stadtverordneten im Saal und der Spitze der Stadtverwaltung auf dem Podium: "Wir haben Euch im Blick." Und sie erklärten mit Hilfe von Schildern, was sie vom Rat und der Verwaltung erwarten - ausreichend Trainingsmöglichkeiten im Wasser die einen, kein Neubaugebiet am Franzenbrunnen die anderen.Was soll man tun, wenn so viel Besuch kommt? Höflich sein, ganz klar. Und so begrüßte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz die "Gäste" und gab ihnen gleich ein paar Verhaltensregeln. Das Volk blieb friedlich. Aber einen Zwischenruf konnte sich eine streitbare Dame doch nicht verkneifen. "Wir sind keine Gäste, wir sind Bürger", rief sie der Oberbürgermeisterin zu.

Ob Britz bis zur nächsten Stadtratssitzung über diese Unterscheidung nachdenkt, ist zumindest mir nicht bekannt. Wenn die Stadtverwaltung aber gedanklich dabei bleibt, dass Bürger Gäste sind, dann sollte sie konsequenterweise gastfreundlicher werden. Die allermeisten der Bürger mussten nämlich über zwei Stunden stehen, während sie die Debatte der sitzenden und mit Getränken versorgten Politiker verfolgten. Mehr Gastlichkeit wäre gut. Wenn es nämlich stimmt, dass es wegen der Sparauflagen des Landes "um das Schließen von Schwimmbädern, Sportplätzen und Kultureinrichtungen" geht, wie Finanzdezernent Ralf Latz am Freitag sagte, wird der Stadtrat bald öfter Besuch haben.