Was am Hindukusch los ist

Saarlouis. Es ist einfach was anderes: Wenn Dr. Reinhard Erös Afghanistan mit all seinen Farben, Völkern und Sprachen plastisch werden lässt, dann kommt keine Fernsehnachricht mit. 70 Schülerinnen und Schüler des Stadtgarten-Gymnasiums Saarlouis konnten gestern etwas mitnehmen aus zwei Schulstunden mit Erös

 Dr. Reinhard Erös. Foto: SZ

Dr. Reinhard Erös. Foto: SZ

Saarlouis. Es ist einfach was anderes: Wenn Dr. Reinhard Erös Afghanistan mit all seinen Farben, Völkern und Sprachen plastisch werden lässt, dann kommt keine Fernsehnachricht mit. 70 Schülerinnen und Schüler des Stadtgarten-Gymnasiums Saarlouis konnten gestern etwas mitnehmen aus zwei Schulstunden mit Erös. Der Arzt, der in Afghanistan zahlreiche Schulen und Waisenhäuser aufgebaut hat, wird heute Abend auf dem Steinrausch einen weiteren Vortrag halten. Da geht es dann politischer zu als bei den Schülern. Sie wollte er für ein aktives, allgemeines politisches Interesse begeistern. Er berichtete, wie er bei Mutter Theresa in Kalkutta gelernt habe. Dass die Menschen dort wie 70 Prozent aller Menschen auf der Erde keine medizinische Versorgung haben wie die Europäer. Und dass sich dieses Gefälle für die heute jungen Schüler in Europa drastisch auswirken werde - "deswegen müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden." Die Schüler erfuhren viel über Afghanistan. "Nichts ist so falsch wie die Behauptung, der islamische Terror komme aus Afghanistan." Der Islam dort sei vor 1300 Jahren auf eine buddhistische Bevölkerung gestoßen. Das habe den Charakter des afghanischen Islam bis heute geprägt. "Nicht missionarisch, nicht politisch, sehr tolerant." Erst in jüngerer Zeit hätten sich die Taliban ("Koranschüler") gebildet: Ein Import aus Pakistan und Saudi-Arabien, religiös ganz anders als Afghanistan.Auf Erös' Afghanistan-Karte wird die Verteilung der vielen Sprachen deutlich. "Ich arbeite mit meiner Frau im Osten, an der Grenze zu Pakistan, und im Süden. Das ist Paschtunengebiet. Fast alle der monatlich etwa 900 Anschläge auf die Isaf-Soldaten werden von Paschtunen verübt. "Die Bundeswehr - Ihr habt ja hier die Saarlandbrigade - " so Erös zu den Schülern, "ist im Norden. Dort sind Usbeken, Tadschiken, Turkmenen. Deswegen ist es da ruhig. Anschläge gegen die Bundeswehr gibt es nur im Raum Kundus - das ist ein kleines Paschtunen-Gebiet im Norden." Paschtunen hätten Afghanistan schon immer gegen Zugriffe von außen verteidigt. Bei ihnen habe die Taliban-Werbung besonders stark verfangen.Heute, Freitag, Themenabend "Tee mit dem Teufel", 19.30 Uhr, Katholisches Pfarrzentrum St. Johannes (Kurt-Schumacher-Allee 100).

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