"Die Politik in Berlin ist beratungsresistent"

Saarlouis. Gestern war Dr. Reinhard Erös noch in Afghanistan. Von dort mailte gestern: "Im Augenblick ist es angenehm warm in den Tälern, in den Bergen liegt viel Schnee. Ich habe soeben unser Waisenhaus in Ost-Afghanistan eröffnet. Es bietet ein Zuhause für 400 Kinder

 Dr. ReinhardErös

Dr. ReinhardErös

Saarlouis. Gestern war Dr. Reinhard Erös noch in Afghanistan. Von dort mailte gestern: "Im Augenblick ist es angenehm warm in den Tälern, in den Bergen liegt viel Schnee. Ich habe soeben unser Waisenhaus in Ost-Afghanistan eröffnet. Es bietet ein Zuhause für 400 Kinder." Auf die Frage, wie er die aktuelle militärisch-politische Frage in Afghanistan sieht: "Ich nehme unverändert politisch erfolglose Militäraktionen der Nato wahr. Es gibt kaum noch Wiederaufbauarbeit der kaum noch vorhandenenen Hilfsorganisationen hier im Osten und im Süden. Was im Norden abgeht, weiß ich nicht. Wir arbeiten nur im Süden und im Osten. Politik in Berlin ist beratungsresistent."Erös, einer der prominentesten und aus eigener Anschauung kundigsten Kenner Afghanistans, spricht am Donnerstag und am Freitag in Saarlouis über das Land am Hindukusch, über den Konflikt und über seine eigene Arbeit dort.Erös selbst war Fernspäher bei der Bundeswehr, studierte, und kehrte als Truppenarzt zum Militär zurück. Bis 2001 war er Kommandoarzt der Division Spezielle Operationen, zu der das "Kommando Spezialkräfte" ebenso wie die Saarlandbrigade gehört.Schon 1986 hatte er sich beurlauben lassen und hatte die Zivilbevölkerung im damals sowjetisch besetzten Afghanistan für vier Jahre und auf eigenes Risiko medizinisch betreut. Daraus entwickelten er und seine Frau Anette die Kinderhilfe Afghanistan: zahllose Schulen mit ausschließlich einheimischen Lehrkräften. Sie ist bis heute im Osten und im Süden des Landes tätig; von dort mailte Erös auch gestern. Das Ehepaar Erös ist dafür unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. weDonnerstag, 11. März, 11.25 Uhr, im Gymnasium Am Stadtgarten. Freitag, 12. März, 19.30 Uhr, Themenabend "Tee mit dem Teufel" im Katholischen Pfarrzentrum St. Johannes (Kurt-Schumacher-Allee 100). Meinung

Danach hört sich vieles anders an

 Dieses Waisenhaus für 400 Kinder hat Erös soeben in Afghanistan eröffnet. Fotos: SZ/Erös

Dieses Waisenhaus für 400 Kinder hat Erös soeben in Afghanistan eröffnet. Fotos: SZ/Erös

Von SZ-RedakteurJohannes Werres Der frühere Militärarzt Erös ist in Afghanistan schon lange engagiert. Er ist gefragt, auch Politiker in Berlin lassen sich von ihm einen Spiegel vorhalten, in den sie aber höchst ungern schauen. Kaum ein anderer kann die Berliner Sichtweise der Tragödie in Afghanistan so kundig spiegeln wie er: widersprechen, infrage stellen, ergänzen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Und sein eigener Einsatz für die Menschen im Lande legitimiert ihn. Wer ihm zugehört hat, wird die Nachrichten über den Afghanistan-Einsatz ISAF anders lesen und hören als vorher.

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