Wahrheiten über Wein

Saarbrücken. Durch den Weißburgunder betrachtet, sieht die Welt an diesem Montag schon freundlicher aus. Die hohe Aula des Saarbrücker Berufsbildungszentrums mit der Fensterfront zur Durchgangsstraße gewinnt durch das helle Gelb im hohen Stielglas. "Strohfarben" beschreibt die melodiöse Stimme mit badischem Einschlag den Farbton

 Auf Einladung der Feinschmeckervereinigung, Chaîne des Rôtisseurs, im Land: Weinexpertin Natalie Lumpp. Foto: Oliver Dietze

Auf Einladung der Feinschmeckervereinigung, Chaîne des Rôtisseurs, im Land: Weinexpertin Natalie Lumpp. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Durch den Weißburgunder betrachtet, sieht die Welt an diesem Montag schon freundlicher aus. Die hohe Aula des Saarbrücker Berufsbildungszentrums mit der Fensterfront zur Durchgangsstraße gewinnt durch das helle Gelb im hohen Stielglas. "Strohfarben" beschreibt die melodiöse Stimme mit badischem Einschlag den Farbton. Die Stimme gehört Natalie Lumpp - eine der bekanntesten Sommelière Deutschlands. Der Grauburgunder, der sich beim Schwenken nur zögerlich vom Glas löst, kommt vom Weingut Andrea und Eberhard Bertel aus Perl. Die Weinexpertin Lumpp begutachtet, erklärt, berichtet, unterhält derweil auf Einladung der Chaîne des Rôtisseurs, einer Vereinigung von Feinschmeckern, vor Hotelfachschülern, Chaîne-Mitgliedern, Auszubildenden von Chaîne-Mitgliedsbetrieben und Winzern. Jetzt, endlich der erste Schluck.

Unter den über 60 Zuhörern ist auch Alexandra Klever. Die 19-jährige Saarbrückerin beendet bei einem Glas Wein ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau. Sprichwörtlich. "Heute ist mein letzter Tag", sagt sie. Gelernt hat sie drei Jahre im Saarbrücker Hotel am Triller. Eine Weinverkostung als "besonderes Bonbon" habe sie vom Chef geschenkt bekommen - ihre erste. "Ich habe nicht so den Bezug zu Wein", sagt sie noch und probiert. Bisher hat es ihr der Weißburgunder angetan.

Mineralisch soll der sein. Er schmeckt - aber nach was? "Stellen Sie sich das Salzige vor, wie wenn man am Meer steht", sagt Natalie Lumpp und ihre Führung durch die Welt der Wein-Aromen funktioniert. Erst unter Anleitung lässt sich die Fülle der acht ausgeschenkten Weine erfassen.

Die weitgereiste und fernseherfahrene Weinexpertin bewegt sich dabei souverän auf der Bühne und durch die vier Tischreihen. In mehreren Drei-Sterne-Häusern hat sie gearbeitet und beklagt, dass die Menschen immer weniger erriechen. Um die Nase zu schulen, lässt sie undurchsichtige, schwarze Kelche mit einer kleinen Öffnung kreisen. Alexandra Klever schnuppert an Nummer zehn: "Kartoffeln?" Soja-Sauce. Mit das schwerste Aroma.

"Weine verstehen" sollen die Besucher eines solchen Seminars, erklärt Natalie Lumpp in einer kurzen Pause, während der Rohmilchkäse verkostet wird. Die 37-Jährige lebt in Baden-Baden, ihr Vater stammt aus Dörsdorf nahe Lebach und sie hat auch ein Lob im Gepäck: "Die Saar ist im Kommen", sagt sie in Richtung Winzer.

So gibt es nach acht Tröpfchen nur zufriedene Gesichter in der dann fast schon heimeligen Aula. Eines gehört Ulrich Schroeder, dem Bailli und damit Chef der Chaîne des Rôtisseurs Pfalz-Saar-Mosel. Er hat die Verkostung als Weiterbildung aus den Einnahmen einer Benefiz-Veranstaltung finanziert und mit Hilfe des Berufsbildungszentrums II organisiert. Ein anderes gehört der 19-jährigen Alexandra Klever: "Der Wein hat heute besser geschmeckt als sonst." Ausbildungsziel voll erreicht.

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