Von Fledermaus und Väterchen

Neunkirchen · Mit schwungvollen Walzern, Polkas und dem obligatorischen Radetzky-Marsch begeisterten die Prager Philharmoniker in der fast ausverkauften Gebläsehalle. Glanzpunkte setzte Sopranistin Alzbeta Polackova.

. Mit gerade mal elf Tagen war das Jahr noch jung genug, um von der Stadt Neunkirchen im Allgemeinen und fast 1000 Zuhörern im Speziellen in der Gebläsehalle beschwingt begrüßt zu werden. Was, um das schon mal vorweg zu nehmen, den Prager Philharmonikern unter Leitung von Markus Korselt trefflich gelang.

Es sollte ein Abend der klassischen Ohrwürmer werden, wobei man sich musikalisch auf der Achse Prag-Wien bewegte (Tschaikowski und Puccini werden die geographische Eingemeindung verschmerzen). Zum Auftakt interpretierte der renommierte Klangkörper spritzig Dvoráks Slawische Tänze 1 und 7, gefolgt von einem ersten, mit zustimmenden Gemurmel willkommen geheißenen Höhepunkt: "Die Moldau" von Smetana. Vorab instruiert durch Korselt, der sich als exzellenter Moderator mit feinem Humor erwies, konnte jeder im Saal die Kraft des fließenden Wasser spüren. Angefangen von den zwei Quellen bis zur Mündung in der Elbe, vorbei an einer Jagdgesellschaft mit ihren kraftvollen Hörnern, den nicht immer Takt haltenden Polkatänzern einer Bauernhochzeit und dem Reigen der Nymphen, verkörpert durch die ätherischen, hohen Lagen der Streicher, untermalt vom "Gewusel" der Flöten und Klarinetten.

Im Handumdrehen verzaubern ließ sich das Publikum von Sopran-Solistin Alzbeta Polackova. Mit viel Empathie verkörperte sie die Donna Elvira aus Mozarts "lustigem Drama" "Don Giovanni" und begeisterte an diesem Abend gleich zwei Mal mit "O mio babbino caro ("O mein liebes Väterchen"). Gab es doch diese zu den schönsten Opernarien zählende Liebesbeichte der Lauretta aus der Feder von Giacomo Puccini später noch einmal als eine von drei Zugaben.

Die Klasse des Orchesters konnte man vor der Pause noch einmal bei Johann Strauss` unsterblichem Walzer "Rosen aus dem Süden" genießen, bei dem, so Korselt, zwar "so fürchterlich viel schief gehen kann". Aber nicht bei diesen 48 Musikerinnen und Musikern. Was sich in den Äußerungen der Zuhörer widerspiegelte. "Es gefällt uns sehr gut", erklärten Maria und Peter Grundmann aus Ottweiler. "Diese Musik live zu erleben, ist beeindruckend, kein Vergleich zum Hören einer Konserve." Für Helga und Robert Pillong aus Ludwigsthal war es das zweite Neujahrskonzert, und erwartungsgemäß "prima". Sowohl die Auswahl der Stücke als auch die Leistung des Ensembles seien überzeugend. Weshalb sie nächstes Jahr "ganz bestimmt" wieder kommen wollen.

Mit Polkas und zwei weiteren Arien Alzbeta Polackovas, dem Viljalied aus Lehars "Lustiger Witwe” und dem Part der Adele aus der Fledermaus, ging es im zweiten Teil munter weiter. Unterstützung aus dem Saal bekam das Orchester in Person von Carmen Dietz, die mit Schaffnerkappe und Kelle ausstaffiert, zwischen Tuba und Kontrabass platziert wurde und dort mit ihren Trillerpfeifen-Solos für echtes Dampflock-Flair sorgte. Mit der "Schönen blauen Donau" und dem Radetzky-Marsch schloss sich der Kreis. Ein Abend ohne Pathos, dafür mit Gespür für Nuancen und Stimmführungen, der niemanden überforderte und für den sich das Publikum zu recht mit Standing Ovations bedankte. Mehr kann man von einem Neujahrskonzert schwerlich erwarten.

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