Russische Seele verzückt Besucher

Neunkirchen. Viele Besucher lockte wohl die Neugierde auf die umgestaltete Gebläsehalle, doch ebenso schien man zu ahnen, dass dieses Neujahrskonzert der Kulturgesellschaft Neunkirchen ein ganz besonderes werden würde. Über 750 Besucher strömten am Dienstagabend herbei, um die russische Kammerphilharmonie Sankt Petersburg auf ihrer "Petersburger Schlittenfahrt" zu begleiten

 Die Kammerphilharmonie St. Petersburg gastierte in der Gebläsehalle. Fotos: SZ/Veranstalter

Die Kammerphilharmonie St. Petersburg gastierte in der Gebläsehalle. Fotos: SZ/Veranstalter

Neunkirchen. Viele Besucher lockte wohl die Neugierde auf die umgestaltete Gebläsehalle, doch ebenso schien man zu ahnen, dass dieses Neujahrskonzert der Kulturgesellschaft Neunkirchen ein ganz besonderes werden würde. Über 750 Besucher strömten am Dienstagabend herbei, um die russische Kammerphilharmonie Sankt Petersburg auf ihrer "Petersburger Schlittenfahrt" zu begleiten.

"Wir sind sehr überrascht. Normalerweise liegt die Besucherzahl unserer Klassik-Konzerte bei etwa 300", freute sich der Geschäftsführer der Kulturgesellschaft Peter Bierbrauer. Die Klassik-Liebhaber sollten nicht enttäuscht werden, die Kammerphilharmonie nahm sie bereits bei den ersten Stücken für sich ein. Dirigent Markus Korselt, unter anderem Referent der Geschäftsführung und Projektleiter Total Théatre am Staatstheater Saarbrücken, verstand es ausgezeichnet, den spezifischen Charakter des Orchesters zu unterstreichen. Ein Spiel wie von innen heraus kennzeichnete die Musik dieses Abends, ein feinsinniges Miteinander, das ohne jegliche Anstrengung zu gelingen schien.

Glasklar und schwingend erklangen die Pianissimo-Passagen, denen die Akustik der Gebläsehalle standhielt. Ein intensives Forte kam ohne knallige Effekte aus. Besonders authentisch schien das Orchester die russische Seele aus den Werken Peter Tschaikowskis und Mikhail Glinkas sprechen zu lassen, von denen ersterer mit der "Polonaise" aus der Oper "Eugen Onegin" und dem "Klavierkonzert Nr.1" vertreten war. Am Flügel glänzte dabei Oleg Poliansky. Glinka war vertreten mit der Ouvertüre aus "Ruslan und Ljudmila". "Damit hat er die russische Sprache in die Oper eingeführt", erklärte die Moderatorin Ricarda Wackers, die charmant und mit Witz durch das Programm führte. Zu den russischen Komponisten im ersten Teil des Abends gesellte sich der Ungar Emmerich Kálmán mit "Haja in den Bergen" aus der Operette "Die Czardaszfürstin". Die Solistin Yitian Luan verlieh dem Stück mit ihrem charakteristischen Sopran Ausdruckskraft. Sie und der Tenor Jevgenij Taruntsov glänzten besonders als Duett bei "Lippen schweigen" aus Franz Lehars "Die lustige Witwe" und in "Brindisi" aus Giuseppe Verdis "La Traviata", das als Zugabe gespielt wurde. Außer mit diesen wartete der zweite Teil des Abends mit weiteren bekannten Melodien auf, etwa dem "Radetzky-Marsch" von Johann Strauss und der "Petersburger Schlittenfahrt" von Richard Eilenberg.

Ein beeindrucktes Publikum, das durch "Klatschen" in mehrere Stücke integriert worden war, spendete lang anhaltenden Applaus. Bürgermeister Jörg Aumann zeigte sich erfreut: "Ein solcher Veranstaltungsort hat uns gefehlt. Es herrscht eine richtige Aufbruchstimmung in der Kultur." Der Komponist bestätigte der Gebläsehalle Konzerttauglichkeit: "Die Akustik ist erstaunlich gut. Der Klang war ausgewogen und kam ohne elektrische Verstärkung an", sagte Korselt gegenüber der SZ. "Es herrscht eine Aufbruch-

stimmung in der Kultur."

Bürgermeister

 Markus Korselt.

Markus Korselt.

 Yitian Luan.

Yitian Luan.

 Jevgenij Taruntsov.

Jevgenij Taruntsov.

 Oleg Poliansky.

Oleg Poliansky.

Jörg Aumann

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