Handy-Tickets sollen Saar-ÖPNV attraktiver machen SaarVV-Fahrkarten gibt’s jetzt auch papierlos

Völklingen · Ohne Fahrschein können Busse und Bahnen im Saarland ab sofort genutzt werden – wenn das digitale Ticket per Handy gekauft wurde.

 Seit zwei Wochen können Busse und Bahnen im Saarland mit dem Handy-Ticket genutzt werden. Rund 1100 Kunden haben sich bereits dafür registriert.

Seit zwei Wochen können Busse und Bahnen im Saarland mit dem Handy-Ticket genutzt werden. Rund 1100 Kunden haben sich bereits dafür registriert.

Foto: BeckerBredel

Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) hat gestern die Einführung des neuen Handy-Tickets beim Verkehrsverbund SaarVV als weiteren Baustein auf dem Weg zu einer Attraktivitäts-Steigerung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bezeichnet. Bei einer Medien-Unterrichtung in der Völklinger SaarVV-Zentrale betonte Rehlinger: „Das tägliche Arbeiten mit dem Smartphone hat eine massive Durchdringung in der Bevölkerung.“ Deshalb sei das Handy-Ticket-Angebot neben der Preisgestaltung und der Güte der Verbindungen ein Argument, Busse und Bahnen als Fortbewegungsmittel zu wählen. „Die individuellen Ticket-Angebote sind so kundenfreundlich ausgestaltet, dass der Kunde nicht vorher zwei Semester SaarVV-Tarifstruktur studiert haben muss“, betonte Verkehrsministerin Rehlinger.

SaarVV-Geschäftsführerin Elke Schmidt berichtete, dass sich seit dem Beginn des Handy-Ticket-Verkaufs vor etwa zwei Wochen bereits 1146 Kunden dafür registriert und die Hälfte dieser Kunden bereits Handy-Tickets auf ihre Smartphones geladen hätten. Der Registrierungs- und Bezahlvorgang sei relativ einfach zu handhaben. Wenn etwa Senioren noch Probleme damit hätten, könnten sie sich an Mobi-Saar wenden, deren Lotsen weiterhelfen würden. Mit der Einführung der Handy-Tickets sei jedoch das Barzahlen beim Busfahrer nicht abgeschafft. „Bis dahin dauert es noch einige Jahre. Das Handy-Ticket ist ein weiterer Vertriebsweg“, sagte Schmidt.

Bezahlen können die Handy-Kunden per Lastschrift direkt von ihrem Girokonto oder über die drei Kreditkarten-Firmen Mastercard, Visa und American Express. Bei der Mastercard wird allerdings zusätzlich ein Sicherheits-Code verlangt, was etwa bei der Online-Bestellung von Fahrkarten der Deutschen Bahn (DB) erst ab 100 Euro Praxis ist.

Die Koppelung des DB-Navigators mit dem Saar-VV-Handy-Ticket sei derzeit noch „Zukunftsmusik“, wie Ministerin Rehlinger sagte. Wenn also Touristen ins Saarland kommen, haben sie derzeit noch keine Information über die neue Handy-Ticket-Funktion im hiesigen Verkehrsverbund. Doch daran werde gearbeitet, hieß es. Die CDU/SPD-Landesregierung habe das Projekt Handy-Ticket des Saar-VV mit 192 000 Euro unterstützt, sagte Rehlinger. Komplett koste das neue digitale Fahrkarten-System 240 000 Euro, erklärte SaarVV-Managerin Schmidt. Rehlinger dankte den engagierten Mitarbeitern des SaarVV und der Saarländischen Nahverkehrs-Service GmbH (SNS). „Da haben wir eine knappe Personalisierung“, räumte Rehlinger ein. Achim Jesel, Geschäftsstellenleiter des Zweckverbands Personennahverkehr Saarland (ZPS), sagte, dass eine zweite IT-Stelle für die Betreuung der Internet-Aktivitäten geplant sei.

Erste Kundentests des Handy-Tickets zeigten, dass es noch Kinderkrankheiten beim neuen Angebot gibt. So berichtete ein SZ-Leser, der zweimal mit Handy-Ticket Busse der Saarbahn benutzt hatte, dass die Lesegeräte in den Bussen sein Handy-Ticket nicht erfasst hätten. Die Busfahrer hätten ihn dann durchgewinkt, da er das Handy-Ticket ja zumindest vorzeigen konnte. Im Normalfall würde der Busfahrer durch ein Piep-Geräusch darüber informiert, dass der Buskunde sein Handy-Ticket erfolgreich mit dem Lesegerät verbunden habe, erklärte Schmidt. Ein anderer Kunde, der mit einer Regionalbahn und Handy-Ticket unterwegs war, berichtete, dass der Schaffner sein Handy-Ticket zwar erfolgreich eingelesen habe. Der Schaffner habe jedoch nicht nach seiner Bahncard gefragt, denn der Kunde hatte ein ermäßigtes Bahncard-Handy-Ticket auf sein Smartphone gelöst.

Die Handy-Tickets haben eine nach der Länge der gewählten Route sich unterscheidende Geltungsdauer ab Kaufzeitpunkt. Wer eine Kurzstrecke bucht, hat 20 Minuten Zeit bis zum Fahrtantritt. Für das Großwabenticket in Saarbrücken (Preis­stufe null) sind es eine Stunde, für Preisstufe drei bereits zwei Stunden, in denen die Handy-Tickets gültig sind.

Rehlinger erklärte, dass die Debatte über bessere Tarife im SaarVV noch andauere. Erst 2021 würden die neuen Tarife „scharf gestellt“. „Wir hatten bisher auch kein Geld dafür, um es ehrlich zu sagen“, erklärte Rehlinger. Das Thema ÖPNV habe bisher nie den Stellenwert gehabt, den es heute genieße. SaarVV-Managerin Schmidt kündigte eine öffentliche Debatte über den Saar-Verkehrsentwicklungsplan in der Saarbrücker Volkshochschule am Freitag, 15. März, um 14 Uhr an.

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