Todenhöfer, Wagenknecht und Lafontaine verurteilen Kriege des Westens Politische Gegner von einst friedlich vereint

Saarbrücken · CDU-Mann Todenhöfer appelliert mit Wagenknecht und Lafontaine an die Bürger, nur Parteien zu wählen, die Kriege ablehnen.

  Frédéric und Jürgen Todenhöfer im Gespräch mit Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine (v.l.) vor 700 Zuhörern in der Saarbrücker Garage.

Frédéric und Jürgen Todenhöfer im Gespräch mit Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine (v.l.) vor 700 Zuhörern in der Saarbrücker Garage.

Foto: Dietmar Klostermann

Es ist ein Abend gewesen, der den Beteiligten sicher lange in Erinnerung bleiben wird. In der überfüllten Saarbrücker Garage drängten sich 700 Menschen, die das Zusammentreffen der Buchautoren Jürgen und Frédéric Todenhöfer mit dem Traumpaar der deutschen Linken, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, erleben wollten. Der neue Kultur- und Sozialverein Saarland (das charmante Kürzel lautet „Kuss“), der sich unabhängig nennt, in dem aber bekannte  Linkspolitiker wie Martin Sommer und Astrid Schramm agieren, hatte eingeladen. Die beiden Todenhöfers, Vater, 78, und Sohn, 35, wechselten sich auf dem schwarz drapierten Podium ab, und trugen aus ihrem neuen Buch „Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“ Abschnitte vor, die die Zuhörer, darunter auch die Fraktionsgeschäftsführer von CDU und Linken im Saar-Landtag, Stefan Thielen und Jochen Flackus, betroffen machten. Als Todenhöfer junior von seinen Erlebnissen im von US-Bomben 2016/17 zerstörten Mossul/Irak vorlas, von den vielen zivilen Opfern, den getöteten Kindern seiner Ansprechpartner und der Fassungslosigkeit der Überlebenden, denen von den gegen den IS kämpfenden US-geführten Truppen am Ende noch ihre Kleidung und Möbel genommen wurden, schüttelten viele die Köpfe.

Jürgen Todenhöfer, in den 70er Jahren im Bundestag Angehöriger der CDU-„Stahlhelm-Fraktion“ um den Rechtsaußen Alfred Dregger,  hat sich in den vergangenen 20 Jahren gehäutet. Und ist, wie es Lafontaine am Ende des Abends dankbar feststellte, „vom Saulus zum Paulus“ geworden. „Die westlichen Werte gelten nur für weiße, wohlhabende, amerikanische Männer“, sagte Todenhöfer senior. Er erinnerte an den Vater der US-Verfassung, Thomas Jefferson, der zwar gegen die Sklaverei gesprochen, selbst aber hunderte Sklaven gehalten habe. „Da begann vielleicht die Heuchelei des Westens“, so Todenhöfer. Er schilderte die Verbrechen, die US-Soldaten im Namen von Demokratie und Freiheit nach 2003 im Irak begangen haben, die Hunde der GIs, die in den Folterkammern von Abu Ghuraib in Bagdad Gefangene vergewaltigten. Abgehackte Gliedmassen, abgehackte Köpfe – alles im Namen der westlichen Zivilisation. Todenhöfer klagt zudem Journalisten von „FAZ“, „Zeit“ und „Süddeutscher Zeitung“ an, die die völkerrechtswidrigen Kriege im Irak, Syrien, Afghanistan oder Libyen rechtfertigten. Er sei von dieser Seite als „Vulgärpazifist“ beschimpft worden. „Ich bin lieber ein Vulgärpazifist als ein vulgärer Kriegstreiber“, ruft Todenhöfer und erntet Applaus.

Ehe es zur Diskussion mit Wagenknecht und Lafontaine kommt, grinst Todenhöfer. Er freue sich auf die Debatte mit dem „uralten politischen Gegner“, sagt er. Und auch Lafontaine, 75, grinst. Von Gegnerschaft ist da nichts mehr zu sehen. Die Todenhöfers und das Ehepaar Wagenknecht/Lafontaine sind sich einig in der Einschätzung der Kriege des Westens, die nur aus Gründen des Machterhalts und für die Rüstungsindustrie geführt würden. „Die Waffenexporte nach Saudi-Arabien sind überhaupt nicht christlich“, schreibt Todenhöfer seinen CDU-Parteifreunden ins Stammbuch. Alle vier appellieren an die Bürger in Deutschland, nur Parteien zu wählen, die Kriege ablehnen. Wagenknecht betont, die Nato sei pure Heuchelei. Dort könnten die USA ihre Forderungen durchsetzen. Während die Nato-Staaten fast eine Billion Euro in Rüstung investierten, gebe Russland dafür 66 Milliarden Euro aus. „Das ist eine Beleidigung unserer Intelligenz, wenn behauptet wird, dass Russland uns überfallen will“, entrüstete sie sich.

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