Berliner Notizen Im Hallenbad mit Sahra Wagenknecht

Die Linken im Bundestag baten vergangene Woche zum Neujahrsempfang. Schauplatz war ein liebevoll restauriertes Hallenbad, dass auch für Veranstaltungen genutzt wird, und in dem die heutige Fraktionschefin Sahra Wagenknecht einst das Schwimmen gelernt hatte.

Traditionell kommen zu diesem Empfang auch gern die Botschafter aus früheren „Bruderländern“. Aus Nordkorea zum Beispiel oder Kuba. Zum allgemeinen Erstaunen ließ sich diesmal aber sogar US-Botschafter Richard Grenell blicken. Dafür fehlte sein Amtskollege aus Russland. Die Linke ist eben auch nicht mehr das, was sie mal war.

Michael Grosse-Brömer, Fraktionsgeschäftsführer der Union, stellte sich jetzt selbst die alles entscheidende Frage: „Warum heißen die SPD-Länder eigentlich A-Länder und wir B-Länder? Wieso nicht umgekehrt?“ Nun, die Einteilung stammt noch aus den Siebzigern, als für die Kultusministerkonferenz einmal Vorschläge der SPD unter Punkt A und solche der Union unter Punkt B aufgelistet waren. Seitdem gibt es auch A- und B-Ministerpräsidenten, B-Koordinatoren und so weiter. Wenn es allerdings noch mehr Ministerpräsidenten von anderen Parteien gibt, muss bald neu buchstabiert werden.

Andreas Scheuer hat seit seinem Nein zum Tempolimit den Ruf eines Autofanatikers weg – dabei ist der CSU-Verkehrsminister ein eingefleischter Bahnfan. Für die meisten Reisen in Deutschland nutzt er die Schiene und redet dann auch viel mit dem Personal. Sein schönstes Erlebnis gab er am Donnerstag zum Besten: Auf der Fahrt zur Verkehrsministerkonferenz ließ ihn der Schaffner im ICE kurz vor dem Ziel ans Bordmikro: „Hier spricht der Bundesverkehrsminister. Unser nächster Halt ist Hamburg. Alle für Sie vorgesehenen Anschlusszüge werden erreicht.“ Schon wegen des letzten Satzes hatte die Durchsage Seltenheitswert.

Über den elitär anmutenden „Parlamentskreis Pferd“, der im November im Bundestag gegründet wurde, haben viele schon gelacht. Der FDP-Abgeordnete Pascal Kober stellte deshalb jetzt nochmals die Ernsthaftigkeit des Unterfangens heraus: Immerhin fast vier Millionen Menschen in Deutschland würden regelmäßig reiten. Man unterschätze eben „die Bedeutung des Themas“. Und überhaupt: Rund ein Drittel der Reiter verdienten weniger als 2000 Euro brutto, rechnete der Liberale vor. Reiten, ein Sport für Ärmere? Stefan Vetter

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